Radevormwald Immer mehr Einbrüche in der Bergstadt

Radevormwald · Hückeswagen profitiert davon, weiter von den Autobahnen entfernt zu sein, in Rade schlagen Einbrecher dagegen immer häufiger zu: Auf dem "Einbruchsradar" können Bürger jede Woche online sehen, wo die Schwerpunkte liegen.

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Foto: RP-Grafik

Seit Anfang des Jahres gibt es mit dem Einbruchsradar bundesweit für alle Bürger die Möglichkeit, auf der Internetseite der jeweiligen Kreispolizeibehörde auf einer Karte die zur Anzeige gebrachten Einbrüche in der jeweils vergangenen Woche einzusehen. Diese sind mit virtuellen Nadeln markiert und zeigen deutlich auf, wo Einbrecher erfolgreich am Werk gewesen sind. "Das Angebot ist für die Bürger wichtig, da sie so sehen können, wo und ob sich in ihrer Wohngegend die Wohnungseinbrüche häufen", sagt Michael Tietze, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde in Gummersbach.

Aber natürlich sei es auch für die Ermittlungen der Beamten ein wichtiges Werkzeug. "Die Grundlage für unsere Ermittlungen ist das gleiche Programm, das online für die Bürger einzusehen ist. Es ist sehr sinnvoll, so eventuelle Schwerpunkte feststellen zu können", sagt Tietze. Allerdings könnten die ermittelnden Beamten zusätzlich auf die kompletten Daten der Opfer zugreifen sowie die Tatorte auf der Karte näher heranzoomen.

Dabei können sich die Bürger noch glücklich schätzen. Denn in Rade und Hückeswagen wird im Vergleich zum restlichen Kreis, aber auch zur Nachbarstadt Remscheid noch wenig eingebrochen. Eine Insel der Glückseligkeit scheint die Schloss-Stadt Hückeswagen zu sein: Nur vier Anzeigen hat es im ersten Halbjahr gegeben, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 14. In Radevormwald ist es genau andersherum: Acht Anzeigen wegen Wohnungseinbruchs im ersten Halbjahr 2015 stehen 23 in diesem Jahr gegenüber. Im Oberbergischen Kreis ist die Zahl leicht gesunken: 326 Einbrüche vom 1. Januar bis 12. August 2015 gegenüber 286 Einbrüchen im gleichen Zeitraum 2016.

Ein Hauptgrund dafür, dass Hückeswagen von Einbrechern eher verschont bleibt, sieht die Polizei in der weiten Entfernung zu den Autobahnen. "Denn die nutzen vor allem organisierte Banden, die teils von weit her anreisen, schnell einbrechen und ebenso schnell wieder über die Autobahn verschwunden sind", sagt der neue Wipperfürther Wachleiter Jürgen Dzuballe. Der Einbruchsradar sei diesbezüglich eher vernachlässigbar, sagt Tietze. "Das Werkzeug soll sensibilisieren, aber es kann keine Einbrüche verhindern", sagt er.

Ein weit verbreiteter Irrtum, der durch Zahlen recht eindeutig widerlegbar sei, ist die Annahme, dass die Hoch-Zeit der Haus- und Wohnungseinbrüche die Sommerzeit ist. "Natürlich sind da viele Bürger im Urlaub, und Häuser und Wohnungen stehen oft für mehrere Wochen leer", sagt Tietze. Aber die tatsächlich höheren Fallzahlen seien durchgängig und bundesweit in der dunklen Jahreszeit auszumachen, also vor allem im Herbst und Winter. Der Grund sei logisch. "Wenn es draußen dunkel und düster ist, kann der Einbrecher sich viel besser verstecken und unentdeckt handeln", sagt Tietze. Im Sommer seien viel mehr Nachbarn im Garten, es bleibe lange hell - und die Gefahr, entdeckt zu werden, sei höher.

(RP)
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