Radevormwald Hobby für Gefühl und Geschicklichkeit

Radevormwald · Norbert Petri aus Wilhelmstal ist Leiter des Betriebshofes. In seiner Freizeit betätigt er sich seit vielen Jahren als Schnitzer und Bildhauer. Arbeiten stehen in der Lutherischen Kirche und an der Dahlienstraße.

 Diese Steinskulptur stand zuerst im "life-ness" und wird jetzt einem Freund von Norbert Petri als Dauerleihgabe übertragen.

Diese Steinskulptur stand zuerst im "life-ness" und wird jetzt einem Freund von Norbert Petri als Dauerleihgabe übertragen.

Foto: wos

Eine künstlerische Ader hat Norbert Petri immer schon gehabt. "Ich habe bereits als Kind gerne und viel gezeichnet und Spazierstöcke oder kleine Vögelchen geschnitzt", sagt der 62-jährige Straßenbaumeister, der in Wermelskirchen groß geworden ist. Etwa um die Jahrtausendwende hat er sich durch Bilder der Figuren mit den flachen Köpfen auf den Osterinseln seiner früheren Fertigkeit erinnert.

"Ich habe mich an den Ennepetaler Bildhauer Karsten Müller gewandt, der kurz hinter der Stadtgrenze oberhalb von Spreeler Mühle wohnt", sagt Petri. Der ermutigte ihn, sich mit geeigneten Materialien und Proportionen zu befassen. Die Verbindung von der Mitte der Augen zu Mund und Kinn, die Kerbe der Nasenwurzel sind markante Punkte, die ein Bildhauer immer im Auge haben muss.

 Der Engel steht seit einiger Zeit in der Lutherischen Kirche Burgstraße.

Der Engel steht seit einiger Zeit in der Lutherischen Kirche Burgstraße.

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Aus Anröchter Kalkstein (Sauerland) ist zum Beispiel eine große Skulptur mit zahlreichen Gesichtern auf allen vier Seiten entstanden. "Sie stand eine Zeit lang im ,life-ness', jetzt geht sie als Dauerleihgabe an einen Bekannten", sagt der 62-Jährige. Verewigt auf der Stele sind unter anderem Jimmy Hendrix, dessen Musik Norbert Petri seit der Jugend mag, oder ein Mädchen mit einem Perlenohrring, das eigentlich noch einen goldenen Überzug erhalten sollte, und ein Fisch. "Ich angle gerne, und ich bin in einem Fisch- und Feinkostgeschäft groß geworden. Daher kommt diese Kombination", sagt Norbert Petri, der in seinem Garten in Wilhelmstal eine kleine Werkstatt mit verschiedenen Holz- und Steinwerkzeugen und natürlich mit Kettensäge hat.

"Wenn wir zusammensitzen und uns unterhalten, kann es sein, dass während des Gesprächs aus einem Stück Holz eine kleine Figur wächst", sagt er. Fasziniert ist der Wilhelmstaler auch von Händen. "Da ist eine Serie von Händen mit immer unterschiedlichem Stand der Finger entstanden", sagt Petri, der einmal pro Woche zu Karsten Müller fährt. "Inzwischen gibt es sieben linke Hände, weil ich mit rechts arbeite", sagt er und lacht. Es ist dabei auch schon passiert, dass aus Unachtsamkeit eine wochenlange Arbeit zu scheitern drohte - wenn ein falscher Handgriff passiert. "Einmal hat Karsten Müller mit einem Spezialkleber eine Arbeit gerettet", sagt Petri.

 Diese Holzfigur aus einem Stamm steht seit 2009 an der Dahlienstraße.

Diese Holzfigur aus einem Stamm steht seit 2009 an der Dahlienstraße.

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Um David Michelangelo zu entdecken, ist Norbert Petri auch schon einmal in Florenz gewesen. "Als ich aber die etwa einen Kilometer lange Schlange vor dem Museum gesehen habe, sind wir umgekehrt und haben uns mit der Replik auf dem Platz der Signora zufriedengegeben", sagt er und schließt nicht aus, dass er es ein zweites Mal versuchen wird. Der Engel in der Lutherischen Kirche Burgstraße hat seinen Ursprung in Köln. Dort entdeckte Norbert Petri auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Roncalli-Platz einen Holzschnitzer. "Der hat mich animiert, mich mit Engel-Arbeiten zu beschäftigen", sagt Norbert Petri.

Kleine Engel gibt es schon einmal für Menschen, die er nett findet, zum Beispiel für eine Reise. Manchmal auch für besondere Situationen und Lebenslagen. Als ein großer Engel fertig und geölt war, hat die damalige Presbyterin Ulrike Künz gemeint, dass der Engel gut in die Kirche neben den Altar der Lutherischen Kirche Burgstraße passe. "Wir waren uns schnell einig", sagt Petri und weiß, "viele Kinder gehen an dem Engel vorbei und dürfen mit der Hand über ihn streichen".

Wichtig sind der Blick auf Stämme oder Steine und die Vorstellung, was daraus entstehen könnte. So entdeckte Petri zuletzt einen weiteren großen Eichenstamm mit 80 Zentimetern Durchmesser. Jetzt bearbeitet er ihn. "Ich setze mich hin, entspanne und schaue, was werden könnte", sagt er. Bei großen Stämmen ist die Kettensäge das Arbeitsgerät. Schwierig ist es, bei einem liegenden Stamm die richtigen Proportionen auszusägen. Seit 2009 steht eine Figur aus einem Stamm an der Ecke Dahlien-/Justus-von-Liebigstraße vor dem Betriebshof. Weitere Werke stehen in Wilhelmstal. "Ich habe auch dort gefragt, und wir waren wir uns schnell einig."

(RP)
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