Radevormwald Hilfe für Flüchtlinge effizienter machen

Radevormwald · Am ersten Advent wird der Gottesdienst der Lutherischen Kirchengemeinde immer vom Kreis "Frauen im Gespräch" der evangelischen Frauenhilfe gestaltet. 2015 steht er unter dem Motto "Blickwechsel". Er widmet sich den Flüchtlingen.

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Foto: dpa, awe

Den Gottesdienst zum ersten Advent am Sonntag in der Lutherischen Kirche möchte Pfarrer Jürgen Buttchereyt nutzen, die aktuelle Flüchtlingssituation ausführlich zu thematisieren. Die Feier wird wie üblich vom Kreis "Frauen im Gespräch" der evangelischen Frauenhilfe gestaltet. Er steht unter dem Motto "Blickwechsel". Zusammen mit Katrin Weber vom Vorstand und Charles Donkor, Koordinator für Flüchtlings- und Asylarbeit im Kirchenkreis Lennep, möchte Buttchereyt das Thema in der Predigt und im Anschluss aufgreifen. "Dann soll es ausreichend Zeit für Gespräche und Begegnungen geben", sagt der Pfarrer.

Da er Orte und Menschen kennt, die schon länger Erfahrungen damit machen, wie sie Flüchtlingen helfen und sie begleiten können, hat er sich professionelle Unterstützung gesucht. Die fand er in Wermelskirchen, denn dort gibt es seit mehr als einem Jahr die Flüchtlingsinitiative "Willkommen in Wermelskirchen" - von Christen für Flüchtlinge und Asylsuchende, der sich 150 Menschen angeschlossen haben. Initiatorin Cornelia Seng berichtet in Rade über ihre Erfahrungen.

"Ich will keine Kopie der Initiative, aber Möglichkeiten hören, was man umsetzen kann und wie", sagt Buttchereyt. Am Sonntag soll es keine Referate und Ansprachen geben, sondern Austausch und Begegnung. "Ich möchte Wünsche und Erwartungen hören, aber auch Hoffnung und Enttäuschung, denn die Koordination der Hilfe in Rade kann verbessert werden", sagt er. Buttchereyt will als Pfarrer aus der Gemeinde heraus wirken, dabei aber niemanden vereinnahmen oder als der große Macher auftreten. "Ich erfahre immer wieder, dass sich Menschen einbringen wollen und eine konstante Möglichkeit suchen, zu helfen", sagt er. Die Wahrnehmungsbereitschaft sei vorhanden, jetzt gelte es, innerhalb der Gemeinde koordinierend zu wirken. Das Thema des Gottesdienstes biete die beste Gelegenheit, denn aufgrund der Flüchtlingsproblematik sei es wichtig, einen Blickwechsel vorzunehmen. "Es ist wichtig, die eigene Sichtweise und die eigenen Ansichten zu verändern", sagt er.

Auch Charles Donkor ist Integration eine Herzensangelegenheit. Seine Töchter Charlene, Gillian und Sharon gestalten den Gottesdienst musikalisch - mit Donkors Ehefrau Bridgett sowie Jürgen (Schlagzeug) und Gudrun Buttchereyt (Gitarre). Donkor trifft in seiner Arbeit viele traumatisierte Menschen. "Ihnen wird keine dauerhafte Sicherheit garantiert. Die langen Verfahren machen es schwierig, da muss ich auch Seelsorge betreiben", sagt er.

Buttchereyt ist es wichtig, nicht nur für die Flüchtlinge diakonisch zu handeln, sondern auch andere Menschen in Not im Blick zu halten. "Ich wünsche mir ein Zusammengehörigkeitsgefühl", sagt er. Aus seiner eigenen Sprachlosigkeit heraus, nicht zu wissen, wie Hilfe in einem Netzwerk geordnet funktionieren kann, aus dem eigenen Erleben und Empfinden, sehe er die Notwendigkeit, etwas zu tun. "Wir wollen kein konkurrierendes Netzwerk aufbauen, sondern im Miteinander, vielleicht auch über Gemeindegrenzen hinweg, wirken", sagt er. Weihnachten habe gefühlsmäßig viel mit Heimat zu tun, und die hätten die Flüchtlinge verloren.

So. 29. November, 10 Uhr, Lutherische Kirche, Burgstraße.

(RP)
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