Radevormwald Helfern fehlt Koordinator für Flüchtlinge

Radevormwald · Die Stadt muss sich der gewaltigen Herausforderung stellen, immer mehr Asylbewerber und Flüchtlinge zu betreuen. Hilfsangebote gibt es viele, aber keinen Koordinator. Das kritisieren die Ehrenamtlichen, die ihre Motivation verlieren.

Radevormwald: Helfern fehlt Koordinator für Flüchtlinge
Foto: jürgen moll (archiv)

Die Stadt muss immer mehr Flüchtlinge und Asylbewerber aufnehmen. Neben der Unterbringung ist auch die Betreuung eine wichtige Aufgabe. Sebastian Michaelis, der von der Stadt eingesetzte Sozialarbeiter, kümmert sich neben der Fürsorge um die Flüchtlinge auch um die Koordinierung der ehrenamtlichen Hilfe. Doch das sprengt mittlerweile seine Möglichkeiten. Ursprünglich sollte er sich um 80 Flüchtlinge kümmern, mittlerweile sind es doppelt so viele.

Deshalb stieß der Antrag der FDP im Ausschuss für Soziales, Sport und Integration auch auf breite Zustimmung. Darin fordern die Liberalen, dass die Stadtverwaltung einen verantwortlichen Koordinator für die bessere Eingliederung der Asylbewerber und Flüchtlinge benennt. "Wir haben eine Welle der Hilfsbereitschaft. Die darf nicht abbrechen. Wir dürfen die Menschen nicht abschrecken", sagte die Fraktionsvorsitzende Annette Pizzato.

Sie habe den Eindruck, dass in der städtischen Unterkunft an der Neustraße viele Familien hilflos seien. Da wäre es gut, wenn sich Paten um diese Menschen kümmern würden. "Wir brauchen einen Ansprechpartner", sagte sie. Privatpersonen und Gruppen würden mittlerweile zwar eigene Initiativen gründen, wichtig wäre es aber, wenn alle an einem Strang ziehen würden.

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Dezernentin Ute Butz sicherte die volle Unterstützung der Stadt für den FDP-Antrag zu, zurzeit sei personell aber nicht mehr leistbar. "Wir würden gerne mehr machen, müssen aber Prioritäten setzen", sagte sie. Wolf-Reiner Winterhagen, Vorsitzender des Seniorenbeirates, verwies auf drei Veranstaltungen, bei denen es um Patenschaften für Flüchtlinge ging und darum, dass Netzwerke geknüpft werden sollten. Daraus sei bislang nichts geworden. "Wir müssen aufpassen, dass der Frust bei den Ehrenamtlichen nicht noch größer wird. Die Menschen fühlen sich alleine gelassen und haben den Eindruck, nicht willkommen zu sein", sagte Winterhagen. Er befürchte, dass sich die ehrenamtlichen Helfer zurückziehen und nicht mehr helfen. "Die gehen uns von der Fahne", warnte er. Mittlerweile hätten die Ehrenamtlichen auch das Gefühl, die Stadt sage immer nur, was nicht gehe.

Da passt es ins Bild, dass ein fürs Wochenende geplantes Sommerfest mit den Flüchtlingen an der Neustraße abgesagt werden musste, weil die Ehrenamtlichen die Auflagen der Stadt nicht erfüllen konnten. "Eine solche Veranstaltung ist grundsätzlich begrüßenswert als niederschwellige Kontaktbörse, aber wir müssen über Auflagen reden", sagte Jochen Knorz vom Fachbereich Soziales und Ordnung. Wenn die Stadt in die Einrichtung reingehe und ein Fest genehmige, dringe sie in den geschützten Wohnraum der Flüchtlinge ein. "Wir müssen das Ehrenamt fördern, aber auch die Flüchtlinge schützen", sagte er. Er und Ute Butz verwiesen im Ausschuss lediglich auf eine E-Mail-Adresse (asyl@radevormwald.de), unter der die Stadt jederzeit erreichbar sei für die Ehrenamtlichen. "Eine Wertschätzung kann ich anders zum Ausdruck bringen als mit einer E-Mail-Adresse", kritisierte Annette Pizzato.

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Dem schloss sich Christian Viebach (CDU) an: "Wir haben 15 Minuten gehört, was nicht geht. Der FDP-Antrag liegt seit 22. Juni bei der Verwaltung. Und alles, was wir heute hören, ist eine Mailadresse", sagte er. Die Linie der Verwaltung bezeichnete er als inkonsequent. Die Verwaltung habe bei den Veranstaltungen gesagt, es gehe ihr ums Ehrenamt und um die Vernetzung - "oder war das inhaltlich nur eine PR-Veranstaltung?", fragte Viebach. Botschaft der Politik sei es jedenfalls, dass sie jeden Tag unzufriedene und gefrustete ehrenamtliche Helfer treffe, die sich nicht verstanden fühlen. "Wenn das bei Ihnen nicht ankommt, ist das traurig", kritisierte Viebach. Er bezweifele, dass die Verwaltung die Ernsthaftigkeit der Situation erkenne.

Ein Ansprechpartner könnte aus dem Kreis der Ehrenamtler rekrutiert werden, "in einer Art Lenkungskreis mit direktem Kontakt zum städtischen Mitarbeiter Sebastian Michaelis", schlug Viebach vor. Mit einer Enthaltung wurde der FDP-Antrag vom Fachausschuss mit großer Mehrheit unterstützt.

(RP)
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