Radevormwald Haferkästen waren richtige Schatzhüter

Radevormwald · Förster und Heimathistoriker Bernhard Priggel wandert mit der IG Wiebachtal nach Kirschsiepen – zum denkmalgeschützten Haferkasten.

 Bernhard Priggel führt zum Haferkasten und erklärt den Wanderern die historische Herkunft - rechts im Hintergrund der Haferkasten.

Bernhard Priggel führt zum Haferkasten und erklärt den Wanderern die historische Herkunft - rechts im Hintergrund der Haferkasten.

Foto: peter meuter

Förster und Heimathistoriker Bernhard Priggel wandert mit der IG Wiebachtal nach Kirschsiepen — zum denkmalgeschützten Haferkasten.

Der schönste Haferkasten steht auf der Grenze zwischen Radevormwald und Hückeswagen. In der kleinen Ortschaft Kirschsiepen kümmert sich Gerhard Loh mit seiner Familie um die Erhaltung des historischen Bauwerks, das um 1620 erbaut wurde. Bernhard Priggel, Förster und Heimathistoriker, hat sich in seinem Leben viel Wissen über den Haferkasten angeeignet und teilt das nicht nur mit Mitgliedern des Bergischen Geschichtsvereins. Für die IG Wiebachtal veranstaltet er regelmäßig kulturhistorische Wanderungen, bei denen der Haferkasten eine große Rolle spielt. Samstag wanderte er mit einer Gruppe durch die Kaffeekanne zu dem Haferkasten.

Den ersten Blick erhaschte die Gruppe bereits von der Straße der Ortschaft zwischen Bäumen und Sträuchern auf das kleine Holzhaus, das unter Denkmalschutz steht. "Haferkästen heißen in den meisten Teilen Deutschlands Kornkasten. In unserer Region spielte allerdings lange nur Hafer eine wichtige Rolle, deswegen Haferkasten", erklärte Priggel zum Einstieg der Besichtigung. In den Haferkästen wurden allerdings nicht nur das Saatgut für das nächste Jahr, sondern auch andere wichtige und wertvolle Dinge gelagert. Bauern nutzten die Holzhäuser, um dort ihr teures Porzellan, ihre teure Kleidung, meist ein Gehrock und andere Kostbarkeiten zu lagern. Weil das Haupthaus stets einer Brandgefahr ausgesetzt war, hüteten die Haferkästen diese Habseligkeiten. "Damals gab es offenes Feuer und Strohdächer. Brände waren keine Seltenheit", sagte Priggel.

Der Innenraum des Haferkastens in Kirschsiepen ist in mehrere Abteilungen eingeteilt und bietet viel Stauraum. Zwischenzeitlich diente der Kasten als Hühnerstall. Gefertigt ist der Kasten aus massivem Eichenholz, das weder Mäuse noch Ungeziefer in das Innere des Kastens vordrängen lässt. Der Haferkasten ist aber nicht nur praktisch, sondern auch schön. "Dieses Exemplar besitzt sehr viele Schmuckelemente. Deswegen liegt die Vermutung nahe, dass dieser Kasten von einem verhältnismäßig reichen Bauern erbaut wurde", sagte Priggel. Neben individuell angefertigten Nägeln und Beschlägen, ist das Schloss eine aufwendige Maßanfertigung, genauso wie die zwei Türen. Die besitzen mit den Rundbögen wichtige Wiedererkennungsmerkmale.

Mit Liebe zum Detail wurden auch die Dächer der Haferkästen konzipiert. "Es gab immer zwei Dächer übereinander. Außerdem hatten alle Haferkästen einen doppelten Boden", berichtete Priggel. Der ist in Kirschsiepen allerdings mittlerweile weggefault. Genau, wie die ursprüngliche Fundamentkonstruktion. In den ersten Jahrzehnten stand der Haferkasten ausschließlich auf seinen Eckpfählen. "Das war wichtig. So pfiff immer der Wind durch den Haferkasten und hielt den Innenraum frisch und trocken", sagte Priggel. Seine Begeisterung übertrug sich auf die Wanderer. Die kulturhistorische Exkursion ging mit der Besichtigung der Landwehrgräben weiter.

(trei)
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