Radevormwald Große Fällaktion an der B 229 geplant

Radevormwald · Die zwei prägenden Blutbuchen im privaten Park von Anke Berger und Dirk Rocholl an der B 229/Ecke Bahnhofstraße sind von Pilzen zersetzt und drohen umzustürzen. In einer groß angelegten Aktion müssen sie am 11. Juni gefällt werden.

 Unternehmer Reinhardt Radermacher, Förster Bernhard Priggel und die städtische Umweltbeauftragte Sylvia Schwanke (v.l.) trafen sich gestern an den beiden Blutbuchen im privaten Park direkt an der B 229.

Unternehmer Reinhardt Radermacher, Förster Bernhard Priggel und die städtische Umweltbeauftragte Sylvia Schwanke (v.l.) trafen sich gestern an den beiden Blutbuchen im privaten Park direkt an der B 229.

Foto: michael schütz

Wer auf der Bundesstraße 229 auf Höhe der Bahnhofstraße unterwegs ist, erblickt die prägenden Blutbuchen sofort. Bei der einen ragen die Äste mit ihren auffallend gefärbten Blättern schon weit über den Gehweg und die Abbiegespur auf der B 229. Doch die Tage der Bäume sind gezählt. Sie müssen am 11. Juni gefällt werden.

"Die Rinde fällt runter, holzzersetzende Pilze wie Hallimasch oder Brandkruste haben die Bäume zerstört", sagt die städtische Umweltbeauftragte Sylvia Schwanke und sticht mit einem Ast in die völlig poröse Rinde. So verlieren die Bäume zusehends ihre Standfestigkeit. Wer genauer hinschaut, entdeckt völlig entlaubte Äste. Sylvia Schwanke glaubt, dass auch das Wurzelwerk angegriffen ist. "Die Bäume sind völlig unterversorgt und haben ihre Vitalität verloren", sagt sie. Ob die Krone noch sicher trägt, vermag sie nicht zu sagen. Eine Garantie gibt sie nicht. Vom Gehweg an der B 229 aus sind die toten Holzstämme noch besser zu sehen.

Deshalb muss Reinhardt Radermacher vom "Team Forstbetrieb Radermacher" kommende Woche mit neun Kollegen ausrücken, um die Bäume zu entfernen. Beim Ortstermin gestern kam Förster Bernhard Priggel auf die Idee, noch zwei Baumstümpfe stehen zu lassen, um ökologischen Lebensraum für Insekten und andere Kleintiere zu schaffen. "Bäume, die absterben, lasse ich gerne so stehen, denn die Buche zerbröselt mit der Zeit, weil sie kurze Holzfasern hat", sagt er. So gehöre der private Park entlang der Bundesstraße auch künftig weiter zur grünen Lunge der Stadt.

Das stieß auf große Zustimmung bei allen Beteiligten - auch bei Anke Berger, die mit ihrem Bruder Dirk Rocholl Eigentümerin des privaten Parks ist. 1984 verschwand die alte Rocholl-Villa auf dem Grundstück, weil die Bundesstraße gebaut wurde. "Ich habe hier in dem Park noch als Kind gespielt, deshalb ist es traurig, dass die einst schönen Bäume weichen müssen", sagt Anke Berger. Der Radevormwalder Männerchor war die einzige Organisation, die den Park für seine Sommerfeste nutzen durfte. "In alter Verbundenheit zu meinen Eltern und meiner Großmutter", erinnert sich Anke Berger. Von 1970 bis 5. Juli 2009 besuchten viele Rader den Park, um mit dem Männerchor zu feiern.

Jetzt verschwinden die prägenden Buchen. Auch ein Gutachter bescheinigte ihnen keine Überlebenschance. "Man hätte die Bäume noch anbohren und durchmessen können, aber das wäre rausgeschmissenes Geld", sagt Radermacher.

Die beiden Buchen haben einen Umfang von 2,80 bis 3,60 Meter, die größere ist knapp 40 Meter hoch und etwa 140 Jahre alt, die kleinere 75 bis 80 Jahre. "Wenn der größere Baum fallen würde, würde er auf die Ampel an der Kreuzung Bahnhofstraße kippen", sagt Radermacher. Sein professionelles Team wendet eine "kranunterstützte Seilklettertechnik" an. "Dabei wird ein 200-Tonnen-Kran aufgestellt, die Mitarbeiter beklettern die Bäume angekettet und werden zunächst die einzelnen Äste von oben nach unten abtragen", erläutert Radermacher. Er wisse, dass die Fällung für ein sichtbares Loch sorgen wird.

"Aber der Bereich ist komplett von Pilzen zersetzt", sagt Sylvia Schwanke. Da halte sie auch nichts von einer Ausgleichspflanzung, zumal es sich um ein Privatgrundstück handelt, für das die Eigentümerin nun vorbildlich ihre Verkehrssicherungspflicht übernimmt.

(RP)
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