Radevormwald Gottlieb Kalkuhl schließt seine Metzgerei

Radevormwald · An der Wupper endet eine Ära: Der 80-jährige Metzgermeister und seine Frau Renate wollen den Ruhestand genießen und bedanken sich am 27. und 28. November mit einem Umtrunk im Laden in der Keilbeck bei den treuen Kunden.

 Renate und Gottlieb Kalkuhl bedanken sich bei den Kunden für deren Treue und verabschieden sich Ende der Woche in den Ruhestand.

Renate und Gottlieb Kalkuhl bedanken sich bei den Kunden für deren Treue und verabschieden sich Ende der Woche in den Ruhestand.

Foto: jürgen moll

Wie viele Grillwürstchen oder Fleischwurstringe er in Eigenproduktion hergestellt hat, weiß er nicht. Es müssen schon so einige Tausend oder gar Zehntausend gewesen sein. Gottlieb Kalkuhl, der das Fleischerhandwerk von der Pike auf gelernt hat, lacht. Der 80-Jährige möchte seinen Ruhestand genießen und Ende November seine Ladentüre an der Keilbecker Straße für immer schließen.

"Es tut natürlich auch weh. Ich war nur zu gerne Fleischermeister. Die vielen Jahre waren Arbeit und mein Hobby zugleich. Ich hab die Arbeit mit Leib und Seele gemacht", sagt er. Jetzt möchte er mit seiner Ehefrau Renate, mit der er mehr als 25 Jahre auch den Geschäftszweig Partyservice geleistet hat, das Leben in Ruhe verbringen.

Auf leckere Wurstsorten und Fleischgerichte braucht er aber auch künftig nicht zu verzichten, denn Sohn Oliver Kalkuhl hat sein Fleischerfachgeschäft an der Kaiserstraße und übernimmt den Meisterbetrieb als Produktionsstätte vom Vater in der Keilbeck. Dort produzierte und verkaufte Gottlieb Kalkuhl Wurst- und Fleischwaren seit 1973.

Seine eigenen Wurstspezialitäten, wie die Bergische Bratwurst oder die drei verschiedenen Sorten Dauerwurst schmecken ihm am allerbesten. "Da weiß ich erst einmal, was drin ist, und dass ich die Sorten so ganz nach meinem eigenen Geschmack kreiert habe", sagt er. Aufgewachsen sei er in Bergerhof, dort wo einst sein Vater Karl Kalkuhl als 24-jähriger Bursche mit Unterstützung seiner Mutter eine Fleischerei eröffnete. "Das war 1930. Schon neun Jahre später wurde mein Vater in den Krieg gezogen und der Laden geschlossen", erzählt er von den Anfängen. Nach Kriegsende wurde in Bergerhof erneut gestartet. Damals wurde schon Gottlieb Kalkuhl als Zwölfjähriger mit in die Arbeit eingebunden. "Das war schon recht schwere Arbeit. Die Schlachttiere sind eben schwer, und ich musste richtig mit anpacken", erinnert er sich. Aber er habe es immer gerne gemacht und schon früh gemerkt, dass dieser Beruf der richtige für ihn sei. "Mein Vater wollte aber nicht, dass ich im elterlichen Betrieb ausgebildet wurde. So kam ich 1950 in die Lehre nach Hückeswagen", sagt der Fleischermeister.

Er erinnert sich an den großen Fleischkonsum in den 1960er-Jahren. "Damals schlachteten wir im elterlichen Betrieb etwa 50 Schweine und sieben Rinder in einer Woche. Wir belieferten viele kleine Läden und verkauften natürlich auch selbst", erzählt er. Dann sei die Zeit der ersten Supermärkte gekommen. Die kleinen Läden verschwanden, und der Umsatz wurde weniger. "So ist leider die Entwicklung", sagt Gottlieb Kalkuhl.

Viel Unterstützung in den vielen Jahren erhielt er von Ehefrau Renate Kalkuhl. Die gelernte Kauffrau sattelte ihm zuliebe um und ließ sich zur Fleischereifachverkäuferin umschulen. Ans Aufhören haben die beiden schon sehr häufig in den vergangenen Jahren gedacht, doch nie den richtigen Zeitpunkt erwischt, scherzt Gottlieb Kalkuhl. Erst als die Tochter dringend bat, nun als Achtzigjähriger endlich einmal das Aufhören in die Tat umzusetzen, gab der Vater nach.

"Ja, nun ist es soweit. Wir werden uns am kommenden Freitag und Samstag, 27. und 28. November, mit einem kleinen Umtrunk im Laden für die Treue bedanken und uns verabschieden. So einfach verschwinden wollten wir nun auch nicht", sagen Renate und Gottlieb Kalkuhl.

Wenn die Ladentüre nach dem Abschied dann geschlossen wird, endet auch eine Ära an der Wupper.

(RP)
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