Radevormwald Gottesdienst zum 1. Mai im Lager einer Firma

Radevormwald · Die Reformierte Kirchengemeinde und die Freie evangelische Gemeinde Grafweg hatten für Sonntagabend zu einem besonderen Gottesdienst bei "Glow2B" an der Erlenbacher Straße eingeladen

 Dirk Mikoteit schlüpfte während des Gottesdienstes zum 1. Mai bei der Firma "Glow2B" in die Rolle des "Malochers".

Dirk Mikoteit schlüpfte während des Gottesdienstes zum 1. Mai bei der Firma "Glow2B" in die Rolle des "Malochers".

Foto: Jürgen Moll

110 Stühle, die in der Versandhalle der Firma Glow2B für den Ökumenischen Gottesdienst aufgestellt wurden, reichten für den großen Andrang nicht aus, denn die Freie evangelische Gemeinde Grafweg und die Reformierten feierten mit fast 130 Gästen einen ganz besonderen Gottesdienst zum 1. Mai. "Wir wollten den Gottesdienst, da der Tag der Arbeit auf einen Sonntag fiel, gerne an einem Platz feiern, der sonst der Arbeit vorbehalten ist", erklärte Pfarrer Dr. Dieter Jeschke von der Reformierten Gemeinde.

Gottesdienstleiter Dirk Mikoteit überraschte die Gemeinde mit seinem Auftritt als "Malocher" der sich darüber beschwerte, dass sich arbeiten nicht lohne. Er fragte Pastor Peter Bernshausen, warum es keine gerechte Arbeit für alle gibt.

Die Antwort darauf war nicht einfach zu finden. "Im Leben gibt es keine vollständige Gerechtigkeit, aber es ist eine Aufgabe für uns Christen, dass wir uns damit nicht zufriedengeben dürfen", sagte Bernshausen. Er stellte auch die Frage, die das Motto des Gottesdienstes war: "Nur Arbeit - ist das Leben?" Diese Frage sollten vier Interviewgäste beantworten, die aus den unterschiedlichsten beruflichen Situationen kamen. Für Simone Osenberg, die seit vielen Jahren als technische Zeichnerin arbeitet, müssen Arbeit, Familie, Gemeindearbeit und Hobbys miteinander vereinbar sein. Helga Büscher, die als selbstständige Unternehmerin ein alteingesessenes Feinkostgeschäft führt, geht dagegen in ihrem Beruf auf. Sie weiß aber auch, dass sie sich als Selbstständige nicht ganz in ihrer Arbeit verlieren darf.

Wie der Blick zurück auf das Arbeitsleben aussieht, beschrieb Werner Blumberg. Der ehemalige Betriebsschlosser kann auf ein arbeitsreiches Leben zurückblicken. Seinen Job vermisst er nicht. "Als Hausmann wird es mir nie langweilig, außerdem habe ich einen großen Freundeskreis", sagte er.

Lothar Waschinski konnte aus der Sicht eines Arbeitssuchenden berichten. "Das ist ein schweres Leben", sagte er, "am schlimmsten ist es zu sehen, wie Leute, denen es am Geld nicht mangelt, Lebensmittel wegwerfen und sich dann noch über die lustig machen, die in den Mülltonnen nach verwertbaren Dingen suchen müssen." Aussagen, die viele der Gottesdienstbesucher nachdenklich stimmten und die Idee von Pastor Bernshausen und Pfarrer Jeschke rechtfertigten, den Gottesdienst dahin zu bringen, wo auch das Leben und die Arbeit stattfinden.

"Wir wollten deutlich machen, dass das Evangelium nicht nur ein Sonntagsgewand ist, sondern auch ein Wochenkleid besitzt. Und wir wollen diesen Gottesdienst dafür nutzen, deutlich zu machen, dass es Aufgabe der Kirche ist, die Stimme zu erheben, damit das Recht auf Arbeit umgesetzt wird. Arbeit, die gerecht verteilt und bezahlt wird", betonten beide und ergänzten, dass wir wieder die Bibel brauchen, um sich daran zu erinnern, dass der Sinn des Lebens nicht an der Leistungskraft oder dem Einkommen hängt. "Wenn du Dein Herz an mich verlierst, dann gewinnst du dein Leben", heiße es in der Bibel. Das ist die Erkenntnis, die die Pastoren der Bibel auf der Suche nach dem Sinn des Lebens entnehmen.

Vor und nach dem Gottesdienst hatten die etwa 20 anwesenden Kinder die Möglichkeit, sich auf dem Firmengelände mit Bewegungsspielen auszutoben. Die erfahrenen Betreuer Yannick Pauly und Lisa Marie Erlemann vom Rader Kinder- und Jugendring hatten das "Rader Spielmobil" mitgebracht.

(RP)
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