Radevormwald Führerschein übers Internet wird jetzt richtig teuer

Radevormwald · Der illegale Handel mit Führerscheinen im Internet blüht. Ein Hückeswagener wurde jetzt vom Amtsgericht verurteilt.

Wer in der Schloss-Stadt wohnt und im benachbarten Radevormwald arbeitet, ist trotz relativ kurzer Entfernungen auf ein Auto angewiesen. Das gilt vor allem, wenn er im Schichtdienst tätig ist - und also auch zu Zeiten, in denen im ländlichen Raum keine Busse mehr auf den Straßen unterwegs sind.

Wer ein Auto fahren will, muss aber erst einmal einen Führerschein haben. Und genau das wurde zum Dilemma für einen 41-jährigen Arbeiter aus Hückeswagen. Die Art, wie er sein Problem zu lösen versuchte, brachte ihm nur noch mehr Scherereien ein - und vor allem ein Strafverfahren vor dem Amtsgericht in Wipperfürth. Dort musste sich der bislang nicht vorbestrafte Familienvater jetzt wegen Urkundenfälschung und Fahrens ohne Führerschein verantworten.

Was war passiert? Vor mehr als 20 Jahren war der damals noch junge Mann aus seinem Heimatland Kasachstan nach Deutschland gekommen. Neben wenigen Habseligkeiten hatte er auch seinen Führerschein mitgebracht, doch der wurde in der Bundesrepublik nicht als gültige Fahrerlaubnis anerkannt. Seine Versuche, einen deutschen Führerschein zu machen, scheiterten an den Anforderungen der theoretischen Prüfung. "Ich habe eine Lernschwäche, es hat einfach nicht geklappt mit der Theorie", sagte der 41-Jährige vor Gericht aus.

Wegen der ständigen Probleme mit der täglichen Fahrt zur Arbeit nach Radevormwald hatte sich der Hückeswagener schließlich im vergangenen Jahr dazu entschieden, eine polnische Fahrlizenz über ein Internetangebot zu erwerben - dem Anbieter zufolge eine ganz legale Angelegenheit. 780 Euro zahlte der Mann für das "Schnäppchen" aus dem Netz und freute sich, so vergleichsweise günstig davongekommen zu sein. Die Freude war dann aber schnell getrübt, als er den ihm zugeschickten Schein mit der echten Fahrerlaubnis eines polnischen Arbeitskollegen verglich: Die sah schon ziemlich anders aus!

Dennoch fuhr der Hückeswagener weiter mit dem offensichtlich gefälschten Kartenführerschein. Pech für ihn, dass er dann an einem Tag Ende April auf dem Weg zur Arbeit in Radevormwald-Wellringrade in eine Polizeikontrolle geriet und angehalten wurde, weil er zu schnell unterwegs gewesen war. Den Polizeibeamten fiel auf Anhieb auf, dass die ihnen präsentierte polnische Fahrerlaubnis nicht echt sein konnte. Die Folge war das Ermittlungs- und Strafverfahren gegen den Hückeswagener.

Den kommt die vermeintlich preiswerte Fahrerlaubnis aus dem Internet nachträglich jetzt teuer zu stehen. Denn der Richter am Amtsgericht Wipperfürth verurteilte ihn wegen Urkundenfälschung und vorsätzlichen Fahrens ohne Führerschein zu einer Geldstrafe von insgesamt 1200 Euro (40 Tagessätze zu jeweils 30 Euro). "Es hätte Ihnen bewusst sein müssen, dass man mal so eben übers Internet keine seriöse Fahrerlaubnis erwerben kann", hielt der Richter dem Angeklagten vor.

Der Hückeswagener bleibt jetzt also auch weiterhin auf den Bus angewiesen. Das Verfahren und die Geldstrafe kosten den mehrfachen Familienvater einen kompletten Monatslohn.

(RP)
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