Hobby-Ornithologe aus Radevormwald Eine Stunde Vogelzählen mit Fensterplatz

Radevormwald · Werner Milde nahm an der NABU-Aktion "Stunde der Wintervögel" teil. Der 69-jährige Rader ist seit vielen Jahren Hobby-Ornithologe.

 Werner Milde ist begeisterter Hobby-Ornithologe. Logisch, dass er bei der NABU-Aktion gerne mitmachte.

Werner Milde ist begeisterter Hobby-Ornithologe. Logisch, dass er bei der NABU-Aktion gerne mitmachte.

Foto: P. Meuter

Der Blick aus Werne Mildes Wohnzimmerfenster geht weit in seinen Garten hinaus. Der 69-jährige pensionierte Diplom-Ingenieur mit Wurzeln in Niederbayern sitzt oft und gerne am großen Fenster und beobachtet die Vögel, die seinen Garten besuchen. Und er kennt die meisten von ihnen auch. Denn er ist begeisterter Hobby-Ornithologe, und das schon seit vielen Jahren: "Das Interesse an den Vögeln war bei mir schon immer da. Ich bin in Niederbayern geboren worden und praktisch auf einem Bauernhof großgeworden", erzählt Milde. Da ist es für ihn nur logisch, an der diesjährigen Aktion von Naturschutzbund und Landesverband Vogelschutz teilzunehmen.

Die "Stunde der Wintervögel" findet seit acht Jahren in der kalten Jahreszeit statt. Ziel ist es, den heimischen Vogelbestand zu dokumentieren. "Man setzt sich eine Stunde lang an einen ruhigen Platz und beobachtet die Vögel, die sich draußen tummeln", erklärt der 69-Jährige, der sein ornithologisches Wissen seit etwa drei Jahren bei regelmäßigen Treffen der Arbeitsgemeinschaft Bergischer Ornithologen (ABO) erweitert. "Da habe ich gute Unterstützung von erfahrenen Ornithologen. Denn natürlich kenne ich bei Weitem nicht alle Arten, vor allem nicht in der freien Wildbahn", sagt Milde.

Für Milde ist allein schon die Beschäftigung mit den gefiederten Freunden ein wichtiger Schritt, um einer tragischen Entwicklung entgegenzuwirken: "Ich mache mir ein wenig Sorgen um die Wald-, Feld- und Wiesenvögel. Sie leiden unter der intensiven Form der Landwirtschaft, die bei uns betrieben wird", sagt der 69-Jährige. Dabei ist es ihm eines besonders wichtig: "Ich will nicht die Landwirtschaft verteufeln. Aber es gibt natürlich auch da einige schwarze Schafe." Diese würden dann etwa mit Glyphosat düngen, Monokulturen betreiben, ihre Wiesen zu oft mähen und auch sonst die Nisträume der Vögel immer weiter zurückdrängen: "Das geschieht etwa, wenn an den Feldern die Hecken ganz kurz geschnitten werden - darin nisten viele Vogelarten bevorzugt", sagt Milde.

Um die Gartenvögel hingegen mache er sich weniger Sorgen: " Ich glaube, dass es da immer ein Auf und Ab geben wird - Amseln, Meisen und Finken kommen und gehen in Perioden", sagt Milde. Aber auch hier könne der einzelne Gartenbesitzer durchaus seinen Beitrag dazu leisten, dass die Bestände nicht schrumpfen: "Im Winter sollte man den Vögeln nicht nur Körner hinstreuen, sondern auch das sogenannte Fettfutter", sagt der 69-Jährige. Dazu sollte der Garten nicht besenrein aufgeräumt sein: "Ruhig einen Laubhaufen rumliegen lassen, darin finden gerade Amseln Würmer. Oder den Strauchschnitt nicht direkt zum Bringhof bringen, denn darin wird auch gerne genistet", sagt Milde. Ein anderer Tipp sei es, nicht mehr die billigste Milch und den billigsten Käse im Supermarkt zu kaufen: "Da muss aber die Politik umdenken, das geht nicht an die Landwirte", sagt Milde. Es gebe allerdings auch Vogelarten, die sich an die landwirtschaftlichen Bedingungen angepasst hätten: "Der Rotmilan zum Beispiel ist sehr froh darüber, dass die Felder und Wiesen oft gemäht werden - dann findet er leichter seine Nahrung", erklärt Milde.

Der 69-Jährige wünscht sich von der "Stunde der Wintervögel" vor allem eines: "Dass das Interesse der Menschen an den heimischen Vögeln geweckt wird." Er selbst werde seine eigene "Stunde der Wintervögel" abhalten, sagte er schmunzelnd. Dass er dabei seinen ganz persönlichen Lieblingsvogel entdecken werde, sei hingegen unwahrscheinlich: "Ich liebe Rebhühner, ich habe sie schon als Kind geliebt. Aber das ist leider eine Vogelart, die hier in der Region nicht mehr zu finden ist", sagt Milde. Seine letzte eigene Sichtung eines Rebhuhns liegt schon ein paar Jahre zurück: "Und damals war das auch nicht hier in Oberberg. Ich war damals beruflich in Viersen am Niederrhein. Und da habe ich tatsächlich welche gesehen."

(wow)
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