Radevormwald Eine neue Heimat für den Hospizverein

Radevormwald · Von der ersten Idee bis zur Umsetzung hat es fast eineinhalb Jahre gedauert. Jetzt ist das Ambulante Ökumenische Hospiz an seinem neuen Standort an der Kaiserstraße 34 angekommen. Die Räume sind größer, heller und einladender.

 Besprechung im kleinen Kreis im großen neuen Besprechungsraum (v.l.): Schatzmeister Hermann Bucks, Koordinatorin Marina Weidner, die stellvertretende Vorsitzende Eva Döllinger und Beisitzerin Sabine Seiferth.

Besprechung im kleinen Kreis im großen neuen Besprechungsraum (v.l.): Schatzmeister Hermann Bucks, Koordinatorin Marina Weidner, die stellvertretende Vorsitzende Eva Döllinger und Beisitzerin Sabine Seiferth.

Foto: joachim rüttgen

Noch fehlen ein paar Bilder an den Wänden, auch die Pflasterung vor dem Haus ist noch nicht fertig, aber der normale Alltag ist schon möglich. Das Ambulante Ökumenische Hospiz ist von der Grabenstraße 18 ins Haus Kaiserstraße 34 (ehemalige Fahrschule) umgezogen. "Die Räume entsprachen nicht mehr unseren Erfordernissen", sagt Koordinatorin Marina Weidner. Von den mehr als 100 Mitgliedern würde sich ein Drittel aktiv einbringen, davon 24 in der aktiven Begleitung von Sterbenden und Trauernden. "Gruppenabende, Supervisionen, Fortbildungen und Befähigungskurse müssen organisiert und koordiniert werden. Beratungsgespräche, Trauerbegleitungen, das Café für Trauernde und Infogespräche brauchen einen geschützten Raum", sagt sie. Jetzt kann sich der Verein auf 110 Quadratmetern frei bewegen und muss sich nicht wie bislang an der Grabenstraße mit dem Trägerverein "aktiv55plus" arrangieren. "Auch wenn das immer gut geklappt hat", lobt Weidner.

Dass die neuen Räume mehr Möglichkeiten bieten, zeigte sich beim ersten Gruppenabend: Bis zu 20 Leute finden im großen Besprechungsraum Platz. Früher musste das Hospiz Räume der Reformierten Kirchengemeinde nutzen. Auch wenn sich das Hospiz etwas aus der zentralen Innenstadtlage verabschiedet hat, hofft der Verein, dass die Menschen auch an die Kaiserstraße kommen. "Wir sind hier deutlich sichtbarer und größer präsent in der Wahrnehmung", sagt Weidner. Gestern fand das erste Café für Trauernde im neuen Domizil statt. Der Koordinatorin ist bewusst, dass gerade ältere Menschen einen längeren Weg haben, "aber ich bin optimistisch, dass unser Angebot angenommen wird", sagt sie.

Die neuen Räume sind hell, freundlich und wirken durch gelungene Licht- und Farbakzente einladend. Die große Küche hat sich zu einem gemütlichen Treffpunkt entwickelt. Im Flur soll noch eine große Garderobe installiert werden. Dort steht auch ein Willkommensgruß: "Und plötzlich weißt Du, es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen." Ein Motto nicht nur für Trauernde, sondern auch für den Verein, der seit Anfang 2016 nach neuen Räumen suchte. In Vermieter Werner Titt fand das Hospiz ein geeignetes Objekt. Er ließ die Räume nach den Vorstellungen des Vereins umbauen. "Wir durften uns sogar die Böden und Wandfarben aussuchen", sagt Weidner. Im Büro gibt es jetzt auch einen zweiten Arbeitsplatz für Kollegin Tatjana Brüser-Pieper, die sich bislang den Schreibtisch mit ihr teilen musste.

"Uns ist die Autonomie wichtig", sagt die Koordinatorin. Jetzt könne sich ein Gefühl von Heimat und von Zuhause entwickeln. Generell habe sie das Gefühl, dass der Hospizverein wahrgenommen wird. "Viele Menschen wissen, dass es uns gibt, und immer mehr lassen uns auch zu sich nach Hause", sagt sie. Die Infogespräche zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht boomen, dadurch werde das Hospiz bekannter. "Es gibt einen großen Bedarf, überflüssig sind wir noch lange nicht", sagt Weidner. Das Interesse an Befähigungskursen ist groß, zwei Anmeldungen für 2018 liegen vor.

Die stellvertretende Vorsitzende Eva Döllinger hält den Umzug für einen wichtigen Schritt. "Ich bin sehr angetan, dass wir einen eigenen geschützten Raum haben", sagt sie. Als "sehr ansprechend und großzügig" bezeichnet Schatzmeister Hermann Bucks die Räume. Auch die Mietkosten seien zu stemmen. Anfangs skeptisch ob des Umzugs war Beisitzerin Sabine Seiferth. "Ich sah den Umzug als nicht so nötig an. Jetzt muss ich meine Meinung aber doch revidieren", sagt sie.

Weidner findet, dass sich der Hospizverein aufgemacht habe zu neuen Ufern. Der Vorsitzende Peter Steffens habe das Potenzial des neuen Domizils als Erster erkannt. "Seitdem liegt eine aufregende Zeit hinter uns", sagt sie.

(RP)
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