Radevormwald DRK betreut minderjährige Flüchtlinge

Radevormwald · In einem Haus auf dem Gelände der Jugendbildungsstelle haben zurzeit sechs junge Männer aus Afghanistan und Somalia ein neues Zuhause gefunden. Die Trägerschaft übernimmt das DRK Oberberg, Vormund bleibt die Stadt Rade.

 Freuen sich alle auf die gemeinsame Zukunft: Das DRK Oberberg hat die Betreuung der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge von der Stadt übernommen. Die Kommune bleibt aber Vormund der jungen Männer, die bereits gut die deutsche Sprache verstehen und meist auch gut sprechen.

Freuen sich alle auf die gemeinsame Zukunft: Das DRK Oberberg hat die Betreuung der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge von der Stadt übernommen. Die Kommune bleibt aber Vormund der jungen Männer, die bereits gut die deutsche Sprache verstehen und meist auch gut sprechen.

Foto: jürgen moll

Mit großer Freude und einer hohen Erwartung hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Oberberg die Trägerschaft für die Begleitung und Betreuung minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge in einem Haus auf dem Gelände der Jugendbildungsstätte übernommen. Die Betriebserlaubnis durch das Landesjugendamt liegt vor. Die Vormundschaft bleibt bei der Stadt.

Der stellvertretende Präsident des DRK-Kreisverbandes, Ralf Feldhoff, erinnerte bei der Einweihung an die sieben Grundsätze der Rotkreuz-Bewegung: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität. "Sie bilden die Grundlage für die Jugendlichen."

Die jungen Flüchtlinge hoffen darauf, ein normales Leben in Deutschland führen zu können. "Unsere Aufgabe ist es, sie auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen", sagte Feldhoff. Die jungen Leute, die durch Krieg, Flucht und Vertreibung teils traumatische Erlebnisse hinter sich haben, seien für jede Hilfe dankbar. Drei besuchen das Berufskolleg Bergisch Land in Wermelskirchen, einer möchte Elektrotechnik studieren, einer sucht einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz und ein sechster traf am Montag in Rade ein und soll auch auf das Berufskolleg gehen. "Ich möchte gerne was mit Elektro machen", sagte Mohmmed Shaker. Der 18-Jährige aus Afghanistan lebt seit neun Monaten in Rade, versteht die deutsche Sprache bestens und spricht sie auch schon wirklich gut.

Einrichtungsleiterin ist Carina Kühr. Die studierte Pädagogin aus Reichshof war zuvor für das DRK Oberberg in der Erstaufnahmeeinrichtung in Marienheide im sozialen Dienst tätig und soll nun mit ihrem Team aus sieben bis acht Kräften 24 Stunden sieben Tage die Woche die bisher geleistete Integrationsarbeit fortsetzen. "Eine neue Aufgabe, eine neue Herausforderung - beide Seiten sollen voneinander lernen und profitieren", sagte Feldhoff.

Der Leiter des Jugendamtes, Volker Grossmann, dankte Arno Trippler, Verwaltungsleiter der Evangelischen Gesellschaft, für dessen unkonventionelle Hilfe, als kurz vor Weihnachten 2015 die ersten unbegleiteten Flüchtlinge betreut werden mussten. Vom ersten Treffen bis heute habe man viele rechtliche und personelle Hürden meistern müssen, denn der Arbeitsmarkt für pädagogische Fachkräfte sei leer. Von DRK-Mitarbeitern kam der Vorschlag, die neue Gruppe "Internationale Jugendwohngruppe" zu nennen.

Carina Kühr kündigte an, den jungen Flüchtlingen eine Perspektive für ihr neues Leben geben zu wollen. Die 26-Jährige möchte mit den Flüchtlingen gemeinsam überlegen, welchen Weg sie einschlagen. Dabei sei die Schulpflicht wichtig. Die jungen Flüchtlinge wohnen in Einzelzimmern und werden während der Woche von der Jugendbildungsstelle versorgt. "Am Wochenende kochen wir mit den Flüchtlingen, damit sie selbstständiger werden", sagt die Leiterin. In Absprache mit dem Landschaftsverband werden nur Jungen aufgenommen, da die Zimmer nur über Waschbecken verfügen, Dusche und WC aber auf dem Flur sind. Da sei eine Trennung nach Geschlechtern schwierig. Carina Kühr weiß, dass das DRK künftig auch an den Traumata der jungen Flüchtlinge arbeiten muss.

"Ganz wichtig ist den jungen Leuten, dass sie die deutsche Sprache lernen. Sie sind sehr engagiert, wissbegierig und wollen immer was tun", sagt sie. In Zukunft will die DRK Kontakte zu Sportvereinen knüpfen, damit Integration stattfindet. "Wir müssen den Spagat schaffen zwischen der Betreuung und dem Loslassen, damit die Flüchtlinge Wurzeln schlagen, Freizeit gestalten und Freundschaften aufbauen", sagt Kühr. Dazu dienen auch zwei Appartements, die als Trainingswohngruppe genutzt werden.

(RP)
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