Radevormwald Drei Jahre Gefängnis für Handel mit kiloweise Marihuana

Radevormwald · Mit kleinen Dealern, die Drogen verkaufen, um mit dem Gewinn den eigenen Konsum zu finanzieren, haben es Strafrichter an Amtsgerichten oft zu tun. Den großen Dealern wird dagegen fast immer der Prozess vor den Großen Strafkammern der Landgerichte gemacht. Anders war das jetzt im Fall von zwei in Rade geborenen und aufgewachsenen Brüdern, die in Wuppertal und Bergisch Gladbach leben.

Wegen des gewerbsmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln mussten sie sich vor dem Amtsgericht in Wipperfürth verantworten, obwohl es um ungewöhnlich große Mengen von Drogen ging - allerdings "nur" um Marihuana und Amphetamine, die sie innerhalb kurzer Zeit in Rade umgesetzt hatten. Laut Anklageschrift hatten die beiden Männer, 38 und 35 Jahre alt, zwischen Ende Januar und Mitte März 2015 in sieben Fällen zwischen einem und 1,5 Kilo Marihuana, zweimal auch Amphetamine, gekauft.

Der schwunghafte Handel, der sich immer im Umfeld von Kaiserstraße und der Karl-Goerdeler-Straße abgespielt hatte, wurde nur gestoppt, weil die Hintermänner der Drogengeschäfte aufflogen und in Haft kamen. Daraufhin waren schnell auch die beiden Brüder im Fokus der Fahnder. Nach einem Rechtsgespräch zwischen Richter, Schöffen, Staatsanwalt und den Verteidigern legten beide Männer im Prozess Geständnisse ab. Sie ersparten dem Gericht damit eine aufwendige Beweisaufnahme, bei der auch Protokolle einer umfassenden Telefonüberwachung hätten ausgewertet werden müssen. Demnach war der ältere Bruder der Haupttäter, der Jüngere hatte nur Beihilfe geleistet und die Drogen-Deals abgewickelt, wenn sein Bruder zeitlich verhindert war. Der Ablauf der Geschäfte war immer gleich: Einer der Brüder nahm das Marihuana im Kilo-Pack an, übergab es an einen auf einem Parkplatz wartenden Dritten, der für die Weiterverteilung zuständig war, kassierte seine "Provision" und einen Anteil am Marihuana, das für den eigenen Bedarf bestimmt war.

"Ich war nur der Vermittler und Überbringer zwischen Verkäufer und Käufer", sagte der 38-Jährige. In dieser Rolle habe ihn der jüngere Bruder nur wenige Male vertreten, wenn er selbst keine Zeit gehabt habe, das Geschäft abzuwickeln. Der Kontakt zu den Drogen-Dealern habe sich durch Zufall ergeben. "Ich stand an einer Pommes-Bude in der Rader Innenstadt und habe einen Joint geraucht. Da bin ich angesprochen worden, ob ich Leute kenne, die Marihuana in größeren Mengen abnehmen würden. Ich habe Kontakte hergestellt."

Grund für ihn sei die eigene Abhängigkeit gewesen. "Ich brauchte damals täglich mindestens zehn Joints. Die habe ich geraucht, wie andere Leute Zigaretten rauchen. Mein Tag begann mit Kaffee und einem Joint statt Frühstück", sagte er. Das Geld für den Stoff hatte der berufslose und seit Jahren überwiegend arbeitslose Mann aber nicht, da war ihm das Angebot zum Dealen sehr gelegen kommen.

Süchtig sei er nach wie vor, räumte der 38-Jährige ein. In Therapie sei er nie gewesen, er wolle jetzt aber unbedingt eine machen. Das unterscheidet ihn von seinem jüngeren Bruder. Auch er konsumiert eigenen Worten zufolge seit Jahren Marihuana, eine Therapie sei für ihn "nicht nötig". Offen blieb, wovon der ebenfalls berufs- und arbeitslose Mann seine Sucht finanziert.

Gelegenheit zur Therapie wird der ältere Bruder im Gefängnis haben. Der Richter verurteilte den nicht vorbestraften Mann zu drei Jahren und einem Monat Haft. Der jüngere Bruder kam mit einer zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten davon. Er wird einem Bewährungshelfer unterstellt und muss regelmäßig über Drogen-Screenings nachweisen, dass er keine Betäubungsmittel konsumiert. Verstößt er gegen die Auflagen, muss auch er in Haft. Beide Brüder nahmen das Urteil an, es ist damit rechtskräftig.

(bn)
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