Radevormwald Die älteste Kirchenglocke der Stadt schlägt in Remlingrade

Radevormwald · An der Ostseite der lutherischen Dorfkirche in Remlingrade hängt die älteste Glocke der Stadt. Geschützt ist sie durch ein kleines Dach, im Einsatz ist sie nicht mehr. Früher hat die historische Glocke den Schlag der Uhrzeit übernommen, jetzt erinnert sie hoch oben am Turmhelm nur noch an die Zeit und ihr Jahrhundert, das auf 1614 geschätzt wird. Im Glockenstuhl der Dorfkirche hängen drei Glocken, von denen die größte zwei Inschriften trägt.

 Pfarrerin Maria Kluge mit der größten Kirchenglocke der Dorfkirche in Remlingrade.

Pfarrerin Maria Kluge mit der größten Kirchenglocke der Dorfkirche in Remlingrade.

Foto: flora treiber

"Die Glocke war ursprünglich als Uhrglocke für die Lenneper Stadtkirche gegossen worden", sagt Pfarrerin Maria Kluge. Sie hat Kirchenglocken schon als Kind geliebt und gerne ihrem Klang gelauscht. Während die größte Glocke in Remlingrade den Ton "Es" spielt, vervollständigen die anderen beiden Glocken den Dreiklang mit den Tönen "g" und "b". Beide wurden 1963 von der Firma Rincker gegossen. "Der Klang unserer Dorfkirche ist warm. Manchmal verschwimmt der Dreiklang in ein Kauderwelsch, in dem man die Töne nicht mehr klar trennen kann, das finde ich schön." Wer hoch in den Kirchturm steigt, genießt nicht nur einen Ausblick über die Felder und Wälder der Außenortschaften, sondern entdeckt auch die Löcher, die ursprünglich das Seil zum Glockengeläut führten. Benutzt werden diese Löcher schon lange nicht mehr, denn wie in den meisten Kirchen lassen sich die Glocken elektronisch läuten. Neben der großen Schaltanlage, hat die Dorfkirche aber auch noch einen geheimen "Vater-Unser-Knopf". "Über den Knopf machen wir die Glocken für das Gebet an. So etwas habe ich bisher nur hier im Bergischen Land gesehen", sagt Kluge.

Im Oberbergischen gibt es in mehr als 140 Kirchen mehr als 400 Glocken, die nicht nur durch ihre technischen, sondern auch durch ihre gestalterischen Details auffallen. Sehr intensiv hat sich Bernd Klüting mit den Kirchen in Rade beschäftigt. Für den Bergischen Geschichtsverein hat er die Glocken untersucht und ihren Ursprung recherchiert. "Rade hat für eine Kleinstadt sehr viele Glocken, die alle eine Besonderheit haben", sagt Klüting. Auf dem Marktplatz, im Turm der reformierten Kirche, schlägt die größte und schwerste Glocke des Bergischen. In Rade ist sie auch weit außerhalb der Innenstadt zu hören. Wie in der lutherischen Kirche, der Kirche der Martini-Gemeinde und der Kirche St. Marien klingen auf dem Marktplatz nicht mehr die ursprünglichen Glocken. "Die meisten Glocken wurden in Rade während der Kriegsjahre eingeschmolzen. Eine hat allerdings überlebt", sagt Klüting und spielt damit auf die evangelische Kirche auf der Keilbeck an. Dort hängen Glocken aus Gusseisen von 1893 und sind damit die ursprünglichen Glocken der Kirche. Zusammen mit dem Paul-Gerhard-Haus können in der Stadt auf der Höhe sieben Glockentürme gleichzeitig erklingen, nur die katholische Kirche St. Josef in Vogelsmühle hat keinen Glockenturm. "Der Klang der Glocken gehört zu unserem Alltag. Viele nehmen sie vielleicht nicht mehr bewusst wahr, aber man hört sie jeden Tag", sagt Kluge.

(trei)
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