Radevormwald Johannes Mans - der Neue in Rade

Radevormwald · Der 57-Jährige, der am 13. September als unabhängiger Kandidat der AL zur Bürgermeisterwahl antritt, kommt aus der Eifel nach Radevormwald, um einen Neustart für die Stadt zu initiieren. Ein Gespräch in der Mittagspause.

 Johannes Mans wurde politisch aktiv, weil er mitgestalten wollte. Er war erst CDU-Mitglied, vor fünf Jahren wechselte er zu den "Freien Wählern".

Johannes Mans wurde politisch aktiv, weil er mitgestalten wollte. Er war erst CDU-Mitglied, vor fünf Jahren wechselte er zu den "Freien Wählern".

Foto: Hertgen

Als er die Bäckerei betritt, grüßt Johannes Mans erst in die Runde der Kunden, bevor er sich zum Gespräch mit dem Journalisten in eine hintere Sitzecke begibt. Man bekommt den Eindruck, Mans wolle jeden einzelnen Radevormwalder kennenlernen, bevor er am 13. September in das Rennen um den Chefsessel im Rathaus geht. Mans ist 57, stammt aus Bettingen in der Nähe von Bitburg, trägt Schnauzbart, weißes Hemd, graues Sakko und Ringe um die Augen. "Der Wahlkampf ist intensiv, ich bekomme nachts nur etwa vier Stunden Schlaf, so sehr beschäftigt mich das Ganze", sagt der unabhängige Bürgermeisterkandidat der Alternativen Liste (AL), der 14 Stunden am Tag unterwegs ist.

Zeit hat Mans zu wenig - und jetzt bekommt er sie auch noch beim Bäcker gestohlen, so könnte man meinen. Doch der Diplom-Sozialarbeiter und Sozialpädagoge vermittelt bis auf die dunklen Ränder um die Augen keinen gestressten Eindruck. Er ist nicht einsilbig, fahrig oder genervt. Ganz im Gegenteil. Er hat ein Lächeln auf den Lippen, spricht ruhig und bedacht. "Vielleicht rauche ich mittlerweile zu viel. Daran merke ich, dass es heiß hergeht. Eigentlich hatte ich schon aufgehört." Vor etwa acht Wochen betrat Johannes Mans erstmals Rader Boden, entdeckte eine Pferdekoppel, schlenderte über den Marktplatz und entschied: "Hier will ich hin." Ob er seinen Lebensmittelpunkt nach Rade verlegt, entscheiden die Wähler. Den Segen seiner Familie - Mans ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne (25 und 34) - hat er längst bekommen. "Wir stellen uns der besonderen Herausforderung", sagt Mans, der einen Neustart für die Stadt initiieren möchte. Er habe einen anderen Blickwinkel, sei unbelastet und "eine Alternative etwa zu Christian Viebachs strategischer Allianz von CDU und SPD".

Mans beendete 1985 das Studium in Saarbrücken, arbeitete zwei Jahre beim Caritasverband in der Jugend- und Familienhilfe. Mit 29 Jahren übernahm er eine Abteilung in der sozialen Brennpunktarbeit in Trier. Von 1991 bis 1993 war Mans pädagogischer Direktor und Vorstand einer Hilfseinrichtung für verhaltensauffällige Jugendliche, wechselte jedoch nach zweieinhalb Jahren aus persönlichen Gründen zurück in die Eifel, arbeitete als Leiter einer Pflegeeinrichtung. 1998 wurde er dann Vorstand des Schwesternverbandes, größter Träger für Pflegeeinrichtungen im Saarland. Seit 2011 ist er als Leiter für die Eifelregion in der Nähe seines Heimatortes zuständig.

Mans wurde politisch aktiv, weil er mitgestalten wollte. Er war zehn Jahre CDU-Mitglied, vor fünf Jahren wechselte er zu den "Freien Wählern". Sein Leben ist die Politik. Also neben der Arbeit. "Ich habe jedoch nicht das Gefühl, dass ich mich in Rade selbst einlade oder aufdränge, sondern dass die Bürger an mir interessiert sind." Mans habe gehört, dass die Zäune um Rade früher sehr hoch gewesen seien, Externe hätten Mühe gehabt, sich zu integrieren. Er merke davon nichts. Drei Tage pro Woche fährt er derzeit ins Bergische, stellt sich vor, lernt Straßennamen. Kurz vor der Wahl will er zwei Wochen Urlaub in der Bergstadt machen, um mit den Bürgern "noch intensiver in Kontakt zu treten".

Mans bezeichnet sich als besonnen, offen, neugierig und tiefgründig - mit einer Leidenschaft für Pferde. In seiner Freizeit züchtet der ehemalige Reiter Holsteiner Springpferde. Drei Tiere würden mit umziehen, sollte er die Wahl gewinnen. "Wenn ich auf den Hof fahre, entspanne ich und schalte ab", sagt Mans, der jetzt allerdings erst noch mal hochschalten muss.

(RP)
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