Radevormwald Brüder Grimm waren mehr als nur Märchenerzähler

Radevormwald · Die Mitglieder des Bergischen Geschichtsvereins interessieren sich nicht nur für die Geschichte des Bergischen Landes, sondern hegen ein genauso großes Interesse für wichtige Persönlichkeiten aus der Literatur- und Weltgeschichte. An den Brüdern Grimm kommt keiner von uns vorbei. Wer nicht die Märchen gelesen hat, die von Jacob und Wilhelm Grimm aufgeschrieben und publiziert wurden, hat eines ihrer Wörterbücher im Regal stehen.

Professor Ewald Grothe unterrichtet an der Bergischen Universität in Wuppertal Geschichte und hat zu dem Leben und Wirken der Brüder Grimm geforscht. Am Freitagabend hielt er einen Vortrag im Mehrzweckraum des Bürgerhauses. Die Biografie der beiden Brüder stellte er dabei im Zusammenhang mit politischen Ereignissen des 19. Jahrhunderts dar. Unter der Überschrift "Die unselige Politik verleidet einem jetzt alle Tage" zeigte Grothe auf, wie sehr einzelne Schicksale und Lebensläufe von äußeren Umständen, wie Kriegen oder territorialen Veränderungen, beeinflusst werden. "Kein Mensch kann sich von diesen Ereignissen befreien und muss sein Leben innerhalb dieser Umstände gestalten. Das haben wir auch bei der Recherche zu der Radevormwalder Stadtgeschichte erfahren", sagte Ulrich Haldenwang, erster Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins.

Dass die berühmten "Kinder- und Hausmärchen" von Jacob und Wilhelm Grimm nur ein kleiner Teil ihres Schaffens sind, vermittelte Grothe in den ersten Minuten. "Sie waren wichtige Wissenschaftler für ihre Zeit und politisch aktiv. Ihr Engagement hat viel bewirkt", sagte der Professor. Nach einem kurzen Überblick über die Familienhistorie der Grimms, die Ewald Grothe mit vielen Bildern unterstützte, referierte er über die wissenschaftlichen Anfänge der Grimms. Zu dieser Zeit war Deutschland unter französischer Führung und der Fremde, die sich auf den Straßen breitmachte, versuchten die Brüder, mit der Sammlung deutscher Märchen und Lieder entgegenzuwirken. "Sie haben ein großes Stück Kultur bewahrt und ihre Arbeit mit einem nationalen Gedanken betrieben. Sie haben Trost in der deutschen Literatur gefunden", sagte Grothe.

Wie viel Identität Literatur und Musik spendet, kann Hans Joachim Harnischmacher nachvollziehen. Nach dem Vortrag meldete er sich kurz zu Wort. "Wir können den Grimms dankbar sein. Erstaunlich wie viel sie in ihrem Leben geschafft haben", sagte der Rader. Die Zuhörer von Professor Grothe kennen jetzt den Hintergrund für die deutsche Märchenkultur.

(trei)
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