Radevormwald Bismarck-Geschichte wird aufgearbeitet

Radevormwald · Im Schlossmacherzentrum wird zum Stadtfest eine Erweiterung der Ausstellung über die Bismarck-Werke in Bergerhof eröffnet. Der IG stehen jetzt zwei Räume zur Verfügung. Ein Podiumsgespräch ist am kommenden Samstag um 15.30 Uhr.

 Lothar Kasper (l.), Hartmut Behrensmeier (Mitte) und Dieter Kasper (r.) begrüßen Günter Papendick (2.v.r.) und Horst Krauskopf als Zeitzeugen der Bismarck-Werke in dem neuen Raum. Alle wollen auch am Samstag kommen.

Lothar Kasper (l.), Hartmut Behrensmeier (Mitte) und Dieter Kasper (r.) begrüßen Günter Papendick (2.v.r.) und Horst Krauskopf als Zeitzeugen der Bismarck-Werke in dem neuen Raum. Alle wollen auch am Samstag kommen.

Foto: Jürgen Moll

Zum Stadtfest kann die Interessengemeinschaft Bismarck einige Neuigkeiten verkünden. "Wir haben von der Firma Contec, dem Verwalter der Schlossmachergalerie, bis auf Weiteres einen zweiten Raum zur Verfügung gestellt bekommen", sagt Hartmut Behrensmeier.

Am kommenden Wochenende zum Stadtfest sind beide Räume in der Galerie (Nähe Aufgang von der Poststraße) jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. In dem zweiten Raum stehen einige Fahrzeuge, die es bisher noch nicht zu sehen gab. Dazu gibt es Informationen über den Radsport - vom Bismarck-Rennen bis zur Tour der Jugend, an der Behrensmeier mit Wilfried und Wolfgang Trott teilnahm.

Zweites Ziel ist es, die Geschichte von Bismarck für die Nachwelt zu erhalten. Von der Gründung 1896 und dem Beginn der Produktion 1897 gelang es, zwei Weltkriege zu überstehen. Im August 1957 endete die Geschichte der Bismarck-Werke in Bergerhof mit der Insolvenz und der späteren Versteigerung des Bismarck-Interieurs.

Zu einer Podiumsdiskussion hat Behrensmeier am Samstag ehemalige Bismarck-Mitarbeiter und -Radfahrer eingeladen, die auf den Bergerhofer Rädern Erfolge feiern konnten. Günter Papendick ist ehemaliger Bismarck-Mitarbeiter aus dem Büro. "Ich habe dort meine Lehre gemacht, bevor ich eingezogen wurde. Als ich 1947 aus der Kriegsgefangenschaft an einem Samstag zurückkam, habe ich dienstags schon wieder bei Bismarck im Büro angefangen", sagt der bald 94-Jährige. Seine Englisch-Kenntnisse hat er im Export eingesetzt, aber auch in der Verständigung mit den Engländern, für deren Kontrollorgan Joint Export Import Agency er die nötigen Formulare ausfüllte. "1957 habe ich die Bismarkwerke mit abgewickelt, bevor ich für 40 Jahre nach Schalksmühle gezogen bin und dort für einen Gira-Konkurrenten gearbeitet habe", sagt Günter Papendick, der 2003 nach Radevormwald zurückkehrte.

Horst Krauskopfs Vater war bei den Bismarck-Werken Meister im Rahmenbau und ist auf Rädern des Unternehmens im Kunstradfahren unterwegs gewesen. Sein Verein war der Bergische Radfahrverein Bismarck. "Die hatten sogar ein Profi-Team", sagt Hartmut Behrensmeier. 1954 wurde auf der Bismarck-Runde (zwölf Kilometer) zudem die Deutsche Meisterschaft ausgefahren. Die Runde führt von der heutigen B 229 über die Uelfe-Wuppertal-Straße nach Dahlhausen und über die Bergstraße zurück zur Hauptstraße in Herbeck und nach Bergerhof.

"Auch das Kunstradfahren war damals noch eine sehr beliebte und weit verbreitete Sportart. Ich war im Reigenfahren mit fünf Kollegen unterwegs. Wir konnten zahlreiche Figuren in Sälen fahren. Ich bin viel in der Region unterwegs gewesen, oft auch in Halver. Später bin ich auch noch mit dem Einrad gefahren", sagt der 83-jährige Horst Krauskopf, der bei einem Termin mit den Bismarck-Freunden alte Zeitungen aus der Zeit um 1926 vorlegt. Günter Papendick holt ein Foto aus alten Zeiten heraus und gibt es Hartmut Behrensmeier fürs Archiv. "Ich brauche es nicht mehr", sagt er.

Um ein Teil der Radevormwalder Industriegeschichte aufzuarbeiten, haben die Zweiradfans vor einigen Jahren die IG Bismarck gegründet. Jetzt wird aus der IG ein eingetragener Verein mit Lothar Kasper als Vorsitzendem, Dieter Ickler als Vertreter und Hartmut Behrensmeier als Zuständigem für die Öffentlichkeitsarbeit und andere Aufgaben. "Wir sammeln alles, was mit der Geschichte des Unternehmens zusammenhängt", sagt Lothar Kasper, dessen Bruder Dieter als gelernter Zweiradmechaniker der technische Berater im Verein ist. Er hat nach eigener Aussage sein Leben lang auch motorisierte und nicht motorisierte Bismarck-Zweiräder repariert und restauriert. "Die Ersatzteile dafür bekomme ich per Internet aus aller Welt", sagt Dieter Kasper.

(RP)
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