Radevormwald Andrang bei Sekundarschul-Anmeldung

Radevormwald · Seit gestern Nachmittag können Eltern ihre Kinder für die neu zu gründende Schulform in Radevormwald anmelden. Bis Mittwoch, 17 Uhr, müssen insgesamt mindestens 75 Kinder angemeldet werden, erst dann kommt es zu einer Gründung.

 Klaus Schröder von der Bezirksregierung im Gespräch mit Bettina Schwarz und Sohn Joey (10). Die Mutter hatte gehofft, dass Rade eine Gesamtschule bekommt, kann sich nun aber auch die Sekundarschule vorstellen.

Klaus Schröder von der Bezirksregierung im Gespräch mit Bettina Schwarz und Sohn Joey (10). Die Mutter hatte gehofft, dass Rade eine Gesamtschule bekommt, kann sich nun aber auch die Sekundarschule vorstellen.

Foto: jürgen moll

Die Anspannung ist Bürgermeister Johannes Mans deutlich anzumerken. "Ich bin aufgeregter als bei meiner Wahl zum Bürgermeister", sagt er und atmet tief durch. Monatelang hat er kräftig für die neu zu gründende Sekundarschule geworben, jede Menge Gespräche mit Eltern geführt, zahlreiche Infoveranstaltungen begleitet. Seit gestern Nachmittag laufen die Anmeldungen für die Sekundarschule. 15 Minuten vor Beginn bildete sich eine Schlange vor dem Blauen Salon im Rathaus. Und die wurde auch so schnell nicht kürzer. Auch Mans begrüßte einige Eltern, suchte das Gespräch. "Die Sekundarschule bietet die Chance, dass wir in Rade alle Kinder beschulen können", sagte er. Die Differenzierung richte sich nach dem Förderbedarf eines Kindes. So könnten auch Schüler mit Lernschwankungen ihren Weg finden und hätten dafür auch mehr Zeit.

Mans betonte, dass die Sekundarschule 20 Prozent mehr Personal bekommt und aufs gesamte Kollegium gerechnet 25 Prozent der Pädagogen mit einer Oberstufenqualifikation ausgestattet sind. Damit sei eine Anbahnung an eine mögliche Oberstufe frühzeitig möglich. Die Sekundarschule biete viele Möglichkeiten in einem offenen System. Auch deshalb sei die neue Schulform eine Riesenchance für Rade.

Geärgert und irritiert habe ihn das Verhalten der Realschule, die die Diskussion sehr emotional geführt habe. "Ich habe die Auseinandersetzung mit den Inhalten der Sekundarschule vermisst. Die Pluspunkte wurden nicht sachlich diskutiert. Auch an unserer Konzeptgruppe hat sich die Realschule nicht beteiligt", sagte Mans. Viele Unternehmen in der Stadt seien sich dagegen ihrer sozialen Verantwortung bewusst und hätten für die Sekundarschule geworben. Mans: "Wir haben alles getan, ich hoffe wirklich, dass es klappt."

Im Blauen Salon konnten die Eltern nicht nur ihre Kinder anmelden, sondern bekamen auch eine fachlich-fundierte Beratung: Hierfür hatte die Bezirksregierung den Schulleiter der Gesamtschule Kürten, Klaus Schröder, als Leiter des Anmeldeverfahrens, und Marcel Schnürer, Konrektor der Hauptschule in Wermelskirchen, in deren Räume die neue Sekundarschule der Nachbarstadt seit 2014 ihren Sitz hat, beauftragt. "Die Eltern interessieren sich für die Möglichkeiten der Förderung, die Differenzierung und wie besondere Stärken und Interessen berücksichtigt werden", sagte Schröder.

Marcel Schnürer berichtete den Eltern von vielen positiven Erfahrungen. "Vor allem das hohe Maß an Engagement der Lehrer an der Sekundarschule in Wermelskirchen ist beeindruckend", sagte er. Da finde nicht nur Unterricht statt. "Ich hatte eben einen Schüler mit Gymnasialempfehlung hier, dessen Eltern aber lieber die Sekundarschule für ihn wollen, um den Druck zu verkleinern - und weil sie wissen, dass das Theodor-Heuss-Gymnasium als Kooperationspartner im Hintergrund agiert", sagte er. Viele Eltern, die ihr Kind gestern anmeldeten, haben die Diskussion um die neue Schulform seit Jahren verfolgt. So auch eine Mutter, die mit ihrer Tochter gekommen war. "Ich bin kein Gegner der Sekundarschule, aber es ist halt der erste Jahrgang, da habe ich schon Bedenken, aber vielleicht kann das ja auch eine Chance sein", sagte sie. Sie wolle auf jeden Fall aktiv an der Ausgestaltung der Schule mitwirken. Nur dann habe Rade eine Zukunft.

Ähnlich äußerte sich Nicole Kesting, die Tochter Joana (10) von der Katholischen Grundschule (KGS) Lindenbaum anmeldete. "Sie hat eine Empfehlung für die Realschule, aber ich bin vom Konzept der Sekundarschule überzeugt, weil es meiner Tochter zwei Jahre mehr Zeit gibt, um sich selbst zu finden. Es geht um ihre Zukunft", sagte sie.

(RP)
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