Radevormwald Als Konfirmand zum Pfarrberuf motiviert

Radevormwald · Die Lutherische Kirchengemeinde Stadt hatte wieder zu einem Konfirmations-Jubiläumstreffen eingeladen.

 Viele der 90 Jubiläumskonfirmanden der Lutherischen Kirchengemeinde stellten sich mit Pfarrer Jürgen Buttchereyt dem Fotografen am Rokoko-Gartenhaus.

Viele der 90 Jubiläumskonfirmanden der Lutherischen Kirchengemeinde stellten sich mit Pfarrer Jürgen Buttchereyt dem Fotografen am Rokoko-Gartenhaus.

Foto: N. Hertgen

Freudiges Wiedersehen alter Weggefährten feierte am Sonntag die Lutherische Kirchengemeinde der Stadt mit ihren Jubelkonfirmanden: Nach einem gemeinsamen Gottesdienst mit Pfarrer Jürgen Buttchereyt am Morgen kamen 90 Gäste mit ihren Angehörigen in den großen Saal des Wartburghauses. Neben einem gemeinsamen Mittagessen gab es Gelegenheit zum Austausch.

Für Bernd Holthaus, der an diesem Tag sein Goldjubiläum feierte, war die Zeit vor 50 Jahren eine besondere. Damals wurde für ihn ein bedeutender Meilenstein auf seinem Lebensweg gelegt. "Ich weiß noch, dass wir jede Menge auswendig lernen mussten, mindestens 20 Bibelstellen." Als Zwang empfand das der damals 14-Jährige aber nicht: "Jeder ist damals zum Konfirmandenunterricht gegangen, das war normal. Das ist hier eine fromme Gegend."

Ein einschneidendes Erlebnis, das Holthaus in Erinnerung behalten hat, war ein Gespräch mit Pfarrer und Superintendent Hermann Becker: "Er hat mich damals nach dem Unterricht mal gefragt, ob ich auch Pfarrer werden wolle. Ich verstand erstmal nicht, wie er darauf gekommen war, denn wir hatten immer heftig diskutiert. Zum Glück war Pfarrer Becker ein aufgeschlossener Pfarrer, der wohl irgendetwas in mir entdeckt hatte." Vor allem die Glaubensfrage fand Bernd Holthaus spannend. "Die habe ich auch nach dem Konfirmandenunterricht weiter verfolgt, und nun ja, dann bin ich Pfarrer geworden", erzählt er mit einem Lächeln.

Diese Berufung zog ihn nach Essen, wo er seit vielen Jahren lebt. Seit einem Jahr ist er im Ruhestand. Seinem Geburtsort ist er dennoch immer treu geblieben. Denn Mutter und Schwester wohnen noch hier. Auch der Kontakt zur Gemeinde bestand über die Jahre weiterhin, wenn auch nur indirekt. "Mein Vater war lange Jahre Presbyter und meine Schwester ist aktuell im Gemeindeamt tätig, daher habe ich immer mitbekommen, was hier gerade so passierte." Die Entwicklung im Vergleich zu seiner Zeit als Konfirmand empfindet er als durchaus positiv.

"Früher war es so, dass die Erwachsenen etwas wussten, was sie den Kindern weitergeben mussten. Damals wurden wir noch klassisch erzogen. Heute ist es eher so, dass man erst einmal erstaunt beobachtet, was das Kind macht und erst eingreift, wenn es Hilfe fordert." Das habe nicht nur die Jugendarbeit in der Gemeinde verändert, das jetzt lockerer und spielerischer abläuft, auch das Gemeindeleben generell habe sich verändert. "Es ist vielfältiger geworden, man legt heute viel mehr Wert auf Gruppenaktivitäten." Das sei auch langfristig der Weg, um in Zukunft bei schrumpfenden Mitgliederzahlen das Gemeindeleben aufrecht zu erhalten, findet Holthaus: "Der persönliche Kontakt und die Gemeinschaft werdem bald wieder als Kostbarkeit entdeckt werden", ist sich der Jubilar sicher. "Ein Kontakt, den das Internet dem Einzelnen nicht bieten kann." Daher mache es auch keinen Sinn, in seiner Trauer oder mit Ärger wegen verlorener Gebäude oder schrumpfender Mitgliederzahlen zu verweilen. "Man muss darin das Positive entdecken. Nämlich das Zusammenrücken der Gemeinschaft, auch wenn sie kleiner wird", meint Holthaus.

(sebu)
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