Norbert Fink Allerheiligen - Gegenstück zu Halloween

Radevormwald · Viele Jugendliche wissen nicht mehr, was es mit Allerheiligen auf sich hat. Norbert Fink, Jugendseelsorger für Oberberg, spricht über Halloween und darüber, warum Allerheiligen für katholische Christen ein wichtiger Feiertag ist.

Herr Fink, heute ist Allerheiligen. Wissen Jugendliche das eigentlich, oder gibt es für sie nur Halloween?

Fink Wenn viele Leute nicht mehr wissen, was an Weihnachten, Ostern und Pfingsten gefeiert wird, wie soll man es dann von Allerheiligen erwarten? Heute können die meisten Jugendlichen nur wenig mit Allerheiligen in Verbindung bringen, weil sich Halloween durch die amerikanischen Medien stark in den Vordergrund gespielt hat und mit Allerheiligen eher der Besuch von Gräbern verbunden wird, als ein kirchliches Fest.

Gibt es zwischen beiden Tagen eine kirchliche, spirituelle Verbindung?

Fink Ja. Ursprünglich wurde das Fest Ende Mai gefeiert, als Abschluss der Osterzeit. Man wollte deutlich machen, dass durch den Tod und die Auferstehung Jesu uns allen das Heil geschenkt ist und die Heiligen eine erste Frucht dieses Geschenks sind. Im Mittelalter hat man das Fest dann als Gegenbewegung zum Geisterglauben von Halloween auf das heutige Datum gelegt. Man wollte sagen: Unsere Toten geistern nicht durch die Gegend, um Leute zu erschrecken.

Kann die Beschäftigung mit Halloween helfen, einen neuen Bezug zu Allerheiligen zu bekommen?

Fink Ich denke schon. Wenn man begreift, dass Allerheiligen eine positive Perspektive auf Sterben und Tod wirft, dann braucht man sich vor dem Tod nicht zu fürchten, der einem an Halloween erschrecken will.

Was genau wird an Allerheiligen eigentlich gefeiert?

Fink An diesem Fest werden alle Menschen auf einmal gefeiert, die von der Kirche jemals heiliggesprochen worden sind. Aber auch die unzähligen unbekannten Heiligen, die nur Gott kennt, weil sie ihre Heiligkeit im Verborgenen gelebt haben. Allerheiligen ist im Herbst ein Licht in der Dunkelheit, weil es uns auf unsere Zukunft hinweist: das Leben bei Gott.

Welche Rolle spielt Allerseelen dabei?

Fink Allerseelen, das direkt auf Allerheiligen folgt, ist sozusagen dessen Kehrseite. Denn an Allerheiligen bitten wir diejenigen, die im Himmel sind, um ihr Gebet. An Allerseelen beten wir für alle, die gestorben sind, sich aber noch auf dem Weg der Läuterung befinden. Die Gemeinschaft und das Band der Liebe zwischen Gläubigen hört nie auf.

Viele Leute verbinden Allerheiligen mit dem Friedhofsbesuch.

Fink Das ist richtig, obwohl man eigentlich eher an Allerseelen auf den Friedhof gehen müsste, aber das ist vielen aus praktischen Gründen nicht möglich. Es ist aber auch ein schönes Zeichen, dass man an Allerheiligen die Gräber seine Verwandten und Freunde besucht, um damit auszudrücken, dass uns diese Menschen in unserem Leben heilig waren und zeitlebens bleiben.

Sie arbeiten als Jugendseelsorger im Oberbergischen Kreis viel mit jungen Menschen zusammen. Ist Allerheiligen da auch ein Thema?

Fink Nein, eher nicht. Dann schon eher Halloween, weil man da Party machen und sich verkleiden kann.

Wie schaffen Sie es, Jugendliche für die Kirche zu begeistern?

Fink Ich versuche, ihnen meinen Glauben dadurch schmackhaft zu machen, ihn glaubhaft zu leben. Denn nur wer selbst im Herzen brennt, kann auch andere entzünden. Zudem widme ich jungen Menschen viel Zeit, indem ich ihnen zuhöre, sie begleite und berate und viel mit ihnen unternehme.

Was kann das Wort Gottes Jugendlichen heute geben?

Fink Es kann ihnen ein Fundament für ihr Leben geben, das sie stark macht gegen alle Stürme des Lebens. Das Wort Gottes hat die Kraft, das Leben zu verwandeln, dass die Bibel uns mit jedem Wort zuruft, dass Gott uns wahnsinnig und leidenschaftlich liebt.

Sind unsere Wohlstandsgesellschaft und die Botschaft Christi nicht eigentlich unvereinbare Gegensätze?

Fink Nein, sie bedingen einander. Das Wohl aller Menschen ist das Ziel der Frohen Botschaft. Und wie man da hinkommt, kann unsere Gesellschaft vom Wort Gottes her lernen.

Wie begehen Sie selbst den Feiertag?

Fink Ich werde an Allerheiligen morgens eine Heilige Messe feiern und nachmittags eine Andacht auf dem Friedhof in Lindlar halten. Dazwischen besuche ich das Grab meiner Mutter in Bergneustadt und gehe mit meiner Familie essen. Abends werde ich dann etwas über meinen Namensheiligen lesen, den Heiligen Norbert von Xanten.

WOLFGANG WEITZDÖRFER FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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