Radevormwald Achtung - liebesblinde Rehe

Radevormwald · In diesen Sommerwochen häufen sich Unfälle mit Rehen. Jäger geben Tipps, wie sich Autofahrer verhalten sollten, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.

Nicht nur in den frühen Abend- und Morgenstunden, sondern auch in den Mittagsstunden queren derzeit Ricke und Bock im Rausch der Hormone wie kopflos die Straße. Das führt immer wieder zu unliebsamen und gefährlichen Begegnungen von Mensch und Tier. "Rehwildunfälle hatten wir in den vergangenen Jahren immer so um die 30 Stück, das macht etwa 20 Prozent der jährlichen Strecke aus", berichtet zum Beispiel Hegeringleiter Johannes Meier-Frankenfeld aus Hückeswagen. Eine Unfallhäufung sei im Frühjahr bei der Umstellung auf die Sommerzeit und bei der "Blattzeit" festzustellen.

Sein Tipp: "Bei einem Wildunfall bitte immer sofort die Polizei benachrichtigen, die wiederum benachrichtigt sofort den zuständigen Jäger." Der Polizei liege eine detaillierte Liste mit allen Jagdaufsehern vor. "Die Polizei erstellt dann auch die Bestätigung für die Autoversicherung", versichert Meier-Frankenfeld.

Generell sei im Bergischen an vielen Stellen mit Rehwild zu rechnen, das gelte vor allem jetzt in der Paarungszeit. "Im Frühjahr wird gerne das frische Grün an den Straßenrändern bevorzugt, auch weil dort noch Reste von Streusalz aus dem zurückliegenden Winter zu finden sind. Salz wird vom Rehwild benötigt und auch gerne aufgenommen", erläutert der Hegeringleiter. Wichtiger Hinweis: Sollte Reh-oder anderes Wild vor das Auto springen, nie versuchen auszuweichen, sondern Lenkrad festhalten und geradeaus weiterfahren. "Auch wenn das schwer fällt. Die Unfallfolgen bei einem Ausweichversuch können gravierend sein. Das haben auch die jüngsten Unfälle mit Rehwild in Hückeswagen gezeigt", warnt Meier-Frankenfeld. Auch der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) bittet Autofahrer um erhöhte Aufmerksamkeit. "Die Verkehrsteilnehmer sollten auf liebesblinde Rehe gefasst sein und tagsüber sehr vorausschauend fahren", schreibt Präsident Jochen Borchert. Für Verkehrsteilnehmer schnell zum Verhängnis werden kann das neckische Treiben des Rehwildpärchens. Denn schlimmstenfalls führt das hormonberauschte Reh-Rennen auch tagsüber ohne die übliche Vorsicht mitten auf die Land- oder Bundesstraße. Wo also ein Reh ist, folgt häufig das zweite - auch auf viel befahrenen Straßen.

Jedes Jahr werden durchschnittlich 3400 Menschen durch Wildunfälle verletzt, 30 Menschen sterben dabei. "Ein 20 Kilogramm schweres Reh besitzt bei einer Kollision mit einem 50 Stundenkilometer schnellen Pkw bereits eine Aufschlagskraft von einer halben Tonne", sagt Borchert. Bei einem 80 Kilogramm schweren Keiler (männliches Wildschwein) können es bis zu zwei Tonnen sein.

Die Broschüre "Besser langsam als Wild" von DJV, ADAC und Deutschem Verkehrssicherheitsrat können sich Interessierte im Internet unter www.djv-service.de bestellen. Sie enthält Verhaltenstipps für Autofahrer im Gefahrenfall und Hintergrundinformationen zum jährlichen Wildwechsel.

(RP)
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