Radevormwald Abendmarkt-Idee stößt auf geteiltes Echo

Radevormwald · Abendmärkte liegen im Trend und werden nicht nur in Großstädten, wie Köln oder Bonn, angeboten, sondern neuer-dings auch in kleineren Städten, wie Wipperfürth. Unsere Redaktion hat sich auf dem Rader Wochenmarkt umgehört.

 Der für den Wochenmarkt in Rade zuständige Marktmeister Daniel Cöln schaute am Samstag bei Janine Johannes (l.) von Kartoffel Sieg aus Bochum vorbei. Monika Brunst kaufte dort gerade ein.

Der für den Wochenmarkt in Rade zuständige Marktmeister Daniel Cöln schaute am Samstag bei Janine Johannes (l.) von Kartoffel Sieg aus Bochum vorbei. Monika Brunst kaufte dort gerade ein.

Foto: J. Moll

In einer Mischung aus klassischem Wochenmarkt und gastronomischem Angebot richten sich Abendmärkte in erster Linie an Berufstätige und junge Menschen. Viele der Marktbeschicker, die mittwochs und samstags auf dem Radevormwalder Marktplatz stehen, sehen einem solchen Konzept für die Stadt auf der Höhe jedoch kritisch entgegen. "Wir haben eine sehr schöne Wochenmarktkultur in Radevormwald, die nicht verändert werden sollte", sagte Janine Johannes von Kartoffel Sieg auf Anfrage unserer Redaktion. Als Sonderveranstaltung würden Feierabendmärkte vielleicht funktionieren, aber nicht regelmäßig. "Die Besucher würden schnell ausbleiben", ist sie sich sicher. Mit ihrem Marktstand hat sie bereits an anderen Abendmärkten teilgenommen. "In Bochum findet so ein Markt freitagnachmittags statt. Der ist extrem voll. Aber auch nur wegen der Gastronomie, nicht wegen der klassischen Obst- und Gemüsestände."

Udo Madel, ein Urgestein des Rader Wochenmarkes, hält generell nichts von Abendmärkten. "Die Menschen sind Gewohnheitstiere und wollen morgens auf den Markt gehen und abends in Kneipen und Restaurants. Viele Kunden sind von der Idee zwar begeistert, würden sie selbst aber nicht wahrnehmen", glaubt er. Wie viele andere Marktbeschicker auch, lebt Udo Madel in erster Linie von Stammkunden. "Die haben ihren festen Rhythmus, an dem man auch nichts verändern sollte. Laufkundschaft gibt es nur noch wenig."

Für Stände mit gastronomischem Konzept, wie dem "Curry-Flitzer" von Thomas Giombolini, wären sogenannte Naschmärkte dagegen interessant. "Nach Feierabend könnten meine Kunden dann in Ruhe eine Currywurst essen und sich an meinem Stand unterhalten. In Rade würde das sicherlich auch funktionieren", sagte der Wuppertaler.

Auch Anke Vitting, die an Stefan Bramers Oliven- und Feinkoststand verkauft, steht Abendmärkten positiv gegenüber. "Wir könnten zum Beispiel kleine Antipasti-Teller anbieten. Am besten in Kombination mit Sitzgelegenheiten und Livemusik." Zum Alltag sollten Abendmärkte aber auch aus ihrer Sicht nicht werden. "Solange das Konzept etwas Besonderes bleibt, wird es auch funktionieren."

Geflügelhändler Axel Kunzmann sieht bei Abendmärkten ein ganz anderes Problem: "Für mich wäre es kaum möglich, meine Ware für einen langen Zeitraum, von nachmittags bis abends, frisch zu halten. Das wäre eine logistische Herausforderung. Besonders in den Sommermonaten." Die Abendmärkte bezeichnet er dennoch als Chance: "Wir könnten den traditionellen Wochenmarkt für eine neue Zielgruppe attraktiv machen und Berufstätige für uns gewinnen."

Monika Brunst geht regelmäßig auf dem Markt einkaufen und würde das auch in den Abendstunden tun. "Morgens habe ich oft andere Dinge vor oder Termine. Ich fände einen Abendmarkt nicht schlecht", sagte die 68-jährige Radevormwalderin. Jennifer Scheel sieht das ähnlich: "Die Abende kann man frei gestalten. Da würde sich Einkaufen in Kombination mit einem schnellen Abendessen doch anbieten", sagte die 42-Jährige.

"Wenn wir ein gutes Konzept erarbeiten, steht einem Versuch eigentlich nichts im Weg", betonte Marktmeister Daniel Cöln mit Blick auf einen möglichen Testlauf.

(trei)
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