Serie Rätsel Der Stadt (14) Zitadellstraße: Besaß Neuss einst eine Festung?

Neuss · Ende des 17. Jahrhunderts war der südliche Stadtzipfel eine militärische Anlage. Sie stand nahe dem heutigen Rosengarten.

 Der begrünte Trümmerhügel (r.) nahe dem Rosengarten (l.) markiert den Standort der Neusser Zitadelle. Nur mit Fantasie lassen sich die Reste erahnen.

Der begrünte Trümmerhügel (r.) nahe dem Rosengarten (l.) markiert den Standort der Neusser Zitadelle. Nur mit Fantasie lassen sich die Reste erahnen.

Foto: lue-

Neuss Sie ist nur wenige Meter lang, doch wer parallel zum Museum von der Mühlenstraße zum Obertor spaziert und auf die Namensschilder achtet, der stellt fest, dass er auf der Zitadellstraße unterwegs ist. Ist der Name nur Schall und Rauch? Denn wer sich vor Ort umsieht, der entdeckt keine Zitadelle - doch, es gab sie, die mächtige Festungsanlage.

Nur wer sich auskennt und genau hinsieht, der wird Reste entdecken, die auf die alte Zitadelle hindeuten. Wer von der Zitadellstraße aus den kleinen Hügel in Richtung Stadthalle besteigt, um auf den Rosengarten zu schauen, der steht auf einer heute begrünten Trümmerhalde. Die markiert den Standort der Neusser Zitadelle, doch die Spurensuche fällt schwer. Nur eine der "Ecke" der Zitadelle lässt sich erahnen, wo der Rosengarten auf den Erftmühlengraben trifft, der an jener Stelle einen 90-Grad-Schwenk macht. "Ob wir es dort noch mit Originalsteinen zu tun haben, weiß ich auch nicht", sagt Jens Metzdorf. Der Leiter des Stadtarchivs ist ansonsten eine gute Quelle, denn er beschrieb in seinem Aufsatz "Faustpfand des Sonnenkönigs" bereits 2001 für das Neusser Jahrbuch die Geschichte der Neusser Zitadelle.

In der Erinnerung der Neusser, die oft und selbstbewusst auf ihre Vergangenheit schauen, spielt die Zitadelle nur eine Nebenrolle. Verständlich, denn die 1672 errichtete Anlage wurde nach nur etwas mehr als zehn Jahren wieder abgerissen. Bereits 1673 hatte der französische Marschall Turenne berichtet, die Anlage sei in ihrem Zustand wertlos.

Dass hatten die Franzosen noch wenige Jahre zuvor ganz anders gesehen. Ihr ehrgeiziger König Ludwig XIV., der Sonnenkönig, suchte die Allianz mit dem politisch und finanziell unter Druck stehenden Kölner Kürfürst Max Heinrich, um Neuss als Nachschublager und Festung in seinem Aufmarschgebiet für den Feldzug gegen die Niederlande auf- und auszubauen. Doch als die Stadt Neuss ihre strategische Bedeutung verlor, schwand auch das Interesse an der Befestigung und so waren die Neusser froh, dass sie bereits in den 1680er Jahren das ungeliebte Bauwerk wieder schleifen konnten.

(-lue)
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