Neuss Zentrum für ältere Behinderte geplant

Neuss · Gesundheitsminister Hermann Gröhe besuchte gestern die St.-Augustinus-Kliniken, die neue Angebote für demente und behinderte Menschen planen.

 Martin Köhne, Andrea Kuckert-Wöst-heinrich, Christa Bruns, H. Gröhe

Martin Köhne, Andrea Kuckert-Wöst-heinrich, Christa Bruns, H. Gröhe

Foto: woi

80 Pflegeplätze wird es im Demenz-Zentrum auf der Furth geben, das sich zurzeit im Bau befindet und Anfang Dezember offiziell eröffnet wird. "Wir haben theoretisch schon Interessenten für alle Plätze", sagt Christa Bruns, die Geschäftsführerin der St.-Augustinus-Seniorenhilfe. "Aber bis Dezember kann sich noch einiges ändern." 20 Millionen Euro investieren die St.-Augustinus-Kliniken in den Neubau, der als "Memory-Zentrum" Vorbildfunktion auch für andere Städte haben soll. Daher machte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe auf seiner dreitägigen Sommertour Halt in Neuss - ein Heimspiel.

"Als ich von den Plänen für das ,Memory-Zentrum' gehört hatte, war ich noch nicht Minister", sagte er vor Ärzten und Journalisten im St.-Alexius-/St.-Josef-Krankenhaus. Er befürworte das Projekt außerordentlich, weil es die Hilfen für Demenzkranke und ihre Angehörigen bündele und ihnen so viele Wege erspare.

Kein leichtes Unterfangen, wie Martin Köhne, Geschäftsführer der St.-Augustinus-Fachkliniken, berichtete. "Ein Pflegeheim und ein Krankenhaus unter einem Dach zu vereinen, ist eine organisatorische Herausforderung." Denn im neuen Demenz-Zentrum an der Steinhausstraße/Ecke Engelbertstraße werden nicht nur die 40 Plätze des heutigen Pflegeheims St. Georg untergebracht sein (und 40 weitere hinzukommen), sondern ebenso die gerontopsychiatrische Ambulanz des St.-Alexius-/St.-Josef-Krankenhauses und die Tagesklinik St. Benedikt, darüber hinaus die Demenz-Beratungs- und Koordinierungsstelle "Beko". Insgesamt wird es im "Memory-Zentrum" 15 Tagespflegeplätze und zehn Plätze für Kurzzeitpflege geben. "Oberstes Ziel ist es, Menschen mit Demenz im Frühstart anzusprechen und ihnen größtmögliche Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen", erklärte Projektleiterin Andrea Kuckert-Wöstheinrich. "Das ,Memory-Zentrum' soll ein Demenz-Netzwerk in der Region fördern."

Weiteres Thema bei dem Treffen mit dem Bundesgesundheitsminister: die medizinische Versorgung für Menschen mit Behinderung. Ärzte wissen bei unklarem Krankheitsbild oft nicht weiter, die Patienten laufen von Mediziner zu Mediziner, ohne dass ihnen geholfen wird. Die Augustinus-Kliniken planen deshalb ein "Medizinisches Behandlungszentrum für erwachsene Menschen mit Behinderung", kurz: MZEB, in Zusammenarbeit mit Fachärzten, das sie schon nächstes Jahr in Neuss realisieren wollen. "Bislang gibt es eine Versorgungslücke", sagt Wilfried Gaul-Canjé, Geschäftsführer der St.-Augustinus-Behindertenhilfe. "Wir brauchen mindestens 80 solcher Zentren in Deutschland."

(NGZ)
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