Neuss Zehnjährige wird Jungstudentin an der Schumann-Hochschule

Neuss · Mit sechs erhielt Victoria Wachenfeld Klavierunterricht, mit acht gewann sie erste Preise. Nun gehört sie zur Junior Class in Düsseldorf.

 Viktoria Wachenfeld ist erst zehn Jahre alt und schon ein großes Talent am Klavier. Davon hat sie auch die Jury in Düsseldorf überzeugt.

Viktoria Wachenfeld ist erst zehn Jahre alt und schon ein großes Talent am Klavier. Davon hat sie auch die Jury in Düsseldorf überzeugt.

Foto: Woi

Bei Viertklässlerin Victoria Wachenfeld stehen mit Beginn des neuen Unterrichtsjahres gleich zwei Schulwechsel an. Die Zehnjährige wird nach den Sommerferien nicht nur das Quirinus-Gymnasium besuchen - ab Herbst nimmt die hochbegabte Neusserin ihr Musikstudium auf: in der Junior Class der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. Nur zwei Bewerberinnen wurden in diesem Jahr an der "Talentschmiede für Wunderkinder" akzeptiert. Victoria ist eine von ihnen, und nebenbei die wohl jüngste Jungstudentin an der Düsseldorfer Musikhochschule.

Dass es etwas Besonderes sein könnte, ist dem lebhaften Mädchen mit den großen braunen Mandelaugen noch gar nicht in den Sinn gekommen. "Ich bin doch kein Wunderkind!", streitet Vicky energisch ab, kichert ein wenig und schüttelt dabei resolut die hüftlangen braunen Zöpfe. Ihrer Großmutter, bei der die Kleine lebt und die sie "Mama" nennt, ist das sehr recht. Kristin Wachenfeld, selbst erfolgreiche Pianistin, die seit 1999 in Neuss eine Klavierakademie betreibt, will ihr eine weitgehend unbeschwerte Kindheit ermöglichen. Darum erhielt Vicky erstmals mit sechs Jahren Klavierunterricht - nachdem sich das aufgeweckte Mädchen langweilte. Und darum zögerte Wachenfeld zunächst, ihre Enkelin für die Junior Class anzumelden. "Ich wollte nicht zu früh Druck ausüben", versichert sie. Immerhin stellte sie schnell fest, dass das Kind ein gutes musikalisches Gehör besitzt und sich die korrekte Handhaltung an der Tastatur längst bei den anderen Schülern abgeschaut hatte.

Talent besitzt Victoria offenbar in reichlichem Maße. Als Achtjährige holte sie beim Wettbewerb "Jugend musiziert" einen 1. Preis in der Solowertung mit der höchsten Punktzahl 25. Seither absolvierte sie Meisterkurse und - als jüngste Teilnehmerin - die internationale Sommerakademie am Salzburger Mozarteum, gewann nationale und internationale Klavierwettbewerbe. Bald wurde die Neusser Kulturszene auf sie aufmerksam, der Förderverein "Kleine Talente" unterstützte Vickys Teilnahme am zweiwöchigen Hochbegabtenkursus am Mozarteum in diesem Sommer unterstützt. "Professor Schepping, der Vickys musikalischen Werdegang mitverfolgt, hat sie vor wichtigen Wettbewerben und auch vor der Eignungsprüfung als Mentor menschlich und musikalisch sehr unterstützt", sagt Kristin Wachenfeld dankbar. Sie selbst hatte bereits nach zwei Unterrichtsjahren entschieden, ihre hochbegabte Schülerin in andere Hände zu geben.

Täglich eine bis eineinhalb Stunden am Klavier, am Wochenende oder vor Konzerten auch schon mal drei oder vier Stunden - dieses Übungspensum wird noch zunehmen, wenn Vicky künftig in der Klavierklasse von Professor Barbara Sczcepanska studiert. Sechs Jahre lang wird sie dreimal wöchentlich zur Musikhochschule fahren, um dort außerdem in Theorie, Musikgeschichte und Harmonielehre ausgebildet zu werden.

Die Zeit für Freunde und Hobbies, zu denen sie Malen, Basteln und Eislaufen zählt, wird knapper. Doch die Musik, das Klavierspiel scheint Vickys große Leidenschaft zu sein. Intensiv hat sich die Zehnjährige darum drei Monate lang auf die äußerst anspruchsvolle Aufnahmeprüfung vorbereitet. Nicht allein die Musikalität und künstlerische Gestaltung, sondern auch technisches Können und persönliche Ausstrahlung flossen in die Bewertung ein.

Lang bitten lässt sie sich bei ihrem ersten Zeitungs-Interview nicht, als sie um ein spontanes Konzert gebeten wird. Im rosa Sommerkleid und mit Puschen an den Füßen hüpft sie ausgelassen ans Klavier, albert eben noch ein wenig herum und lässt Augenblicke später hochkonzentriert eine erstaunlich reife Interpretation von Schumanns "Aufschwung" aus der Fantasie Op. 12 hören. Schumann ist ohnehin der Lieblingskomponist der künftigen Gymnasiastin, die neben Musik noch Kunst und Sport zu ihren Lieblingsfächern zählt. "Popmusik höre ich eigentlich nicht", sagt sie. Und wenn sie mal richtig sauer ist, dann haut sie bei einem passenden Stück ordentlich in die Tasten.

(NGZ)
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