Neuss Wunderbare Solisten engagieren sich für die Flüchtlingshilfe

Neuss · Erstmals hat das Neusser Kammerorchester (NKO) seine seit 50 Jahren bestehende Konzertreihe mit jungen Künstlern als Benefizkonzert veranstaltet. Der Erlös aus den nach wie vor sehr moderaten Eintrittspreisen wurde für die Begleitung der Ehrenamtlichen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, zur Verfügung gestellt. Aus diesem Anlass sah man unter den vielen Gästen im Zeughaus so manchen Besucher, der nicht zum Stammpublikum des NKO gehört.

So war Hermann-Josef Verfürth, der als Arzt stark in die Flüchtlingsarbeit involviert ist, vollkommen begeistert von seinem ersten NKO-Konzert. Das Programm war kongenial diesem aktuellen Thema zugeordnet. "Wir haben vor allem junge Künstler ausgesucht, die einen Migrationshintergrund haben", sagte dazu NKO-Leiter Joachim Neugart.

Zunächst gehörte das Podium aber Neusser Künstlern. Denn schon die Ouvertüre zum weltlichen Oratorium "Acis und Galathea" von Georg Friedirch Händel gibt den beiden Oboen (Stefanie Sassenrath und Felix Neugart) ausreichend Gelegenheit zum farbigen Dialog. Dazu passte nicht ganz der spitze Cembaloklang aus einem Keyboard, von dem aus Joachim Neugart dirigierte. Ebenfalls Neusserin ist Jana Frehn (19), die einmal mehr mit dem "Konzert für Blockflöte und Orchester Nr. 5" von Antonio Vivaldi exzellente Werbung für dieses wunderschöne Holzblasinstrument machte.

Giedre Siaulyte (31), in Litauen geboren, ist als Solistin (Harfe) längst wahre Europäerin. Das war kein Zufall, dass sie für ihr Konzert im Zeughaus die beiden "Danses für Harfe und Streicher" von Claude Debussy wählte. Die zierliche Person verschwand beinahe hinter der großen diatonischen Pedalharfe, spielte aber den dramatischen Mittelteil im unter die Haut gehenden "Danse sacrée" geradezu eruptiv und legte beim zäsurlos folgenden "Danse profane" bei zunächst gedämpften Streichern bewegende Anmut auf die Saiten.

Ebenfalls in Litauen geboren ist Sandra Urba (28), die im Moment an der Kölner Musikhochschule ihr Konzertexamen vorbereitet und schon öfter in Neuss als Pianistin im Elderingensemble begeistern konnte. Mozarts "Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll" (KV 466) wurde unter ihren Händen mit großer Virtuosität und technischer Makellosigkeit zu einem bedeutenden Meisterwerk.

Das NKO - hier mit Bläsern und Pauken verstärkt - war aber nicht nur in hohem Maß aufmerksamer Partner der Solisten, sondern krönte seine feine Leistung mit dem 1. Satz der "Sinfonie für Streicher Nr. 5 B-Dur" in schönen Phrasierungen der Violinen und ostinat klaren Thema in den Bässen.

(NGZ)
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