Dr. Raoul Cheuteu "Wir operieren ohne jedes Gehalt"

Kaarst/Kamerun · Mit 10.000 Euro hat der Lions Club Kaarst-Büttgen-Korschenbroich die "Augenhilfe Afrika" unterstützt. Und noch weitere Spenden sind avisiert. Der Kameruner Augenarzt Dr. Raoul Cheuteu erzählt von der Arbeit des Vereins.

 Operation gelungen: Die Mutter gehörte zu den Menschen, denen Dr. Raoul Cheuteu mit einer Augenoperation helfen konnte. Die zwei Söhne freuen sich mit ihr.

Operation gelungen: Die Mutter gehörte zu den Menschen, denen Dr. Raoul Cheuteu mit einer Augenoperation helfen konnte. Die zwei Söhne freuen sich mit ihr.

Foto: Gundhild Tillmanns

Herr Cheuteu, welche Unterstützung haben Sie bislang durch den Lions Club erfahren?

Cheuteu Eine enorme Unterstützung. Und eine besondere Nähe ergab sich automatisch, weil ich in meiner Heimatstadt Yaoundé in Kamerun auch im Lions Club Mitglied bin.

Hat der Lions Club Ihre Operationseinsätze finanziell unterstützt?

Cheuteu Zum Einen war dies durch eine Benefizausstellung mit Spendensammlung in der Sparkasse Korschenbroich der Fall. Da gab es einen schönen Spendenscheck vom Lions Club. Zum anderen sind bei einer Rallye mit Oldtimern des Lions Clubs ebenfalls nennenswerte Spendenbeträge zusammen gekommen.

Wie wurden diese Gelder verwendet?

Cheuteu Jeder Cent, der uns gespendet wird, erreicht eins zu eins die notleidenden Blinden und Schwerstsehenden. Wir finanzieren die Augenlinsen und Medikamente damit für die die Operationen. Mein Kollege Dr. Gilles Kagmeni und ich operieren die Patienten bei den Kampagnen in ganz abgelegenen Regionen, wo es sonst so gut wie keine Gesundheitsversorgung gibt, ohne jedes Gehalt.

Gibt es eine weitergehende Unterstützung durch den Lions Club ?

Cheuteu Ja, und das freut mich besonders. Da sind auch persönliche Freundschaften entstanden, zum Beispiel mit dem den Augenärzten Reinhard und Regina Mantel aus Kaarst, mit denen ich auch einen guten fachlichen Austausch pflege. Meine deutschen Kollegen sehen auch die besondere Notwendigkeit, dass der Lions Club jetzt zweckbezogen für ein wichtiges medizinisches Gerät sammelt, das uns bei den Operationen bisher fehlt.

Was für ein Gerät ist das?

Cheuteu Ein sogenannter IOL-Master. Dies ist ein modernes Diagnosegerät zur Ausmessung der Augen vor einer Katarakt-Operation. Um die optimale Kunstlinse zu bestimmen, ist es wichtig, vor der Katarakt-Operation das Auge des Patienten genau zu vermessen. Ziel dieser Voruntersuchung ist es, nach der Operation ein bestmögliches Sehvermögen zu erzielen. Ein IOL-Master ermöglicht eine schmerzlose und berührungsfreie Laservermessung. Mit dieser optischen Biometrie wird nicht nur die Augapfellänge, sondern gleichzeitig auch der Hornhautradius und die Vorderkammertiefe erfasst. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit ein bestmögliches Operationsergebnis zu erzielen.

Sie operieren aber doch auch heute schon ohne dieses Gerät. Wie machen Sie das?

Cheuteu Wenn wir sozusagen im Busch unter einfachsten Bedingungen operieren, dann helfen uns nur unsere Erfahrungswerte und so simple Dinge wie das Befragen der Angehörigen, was der Patient noch erkennen kann. Aber wir hoffen, dass wir solche Hilfskonstruktionen bald nicht mehr benötigen.

Werden Sie denn auch noch mal nach Deutschland kommen, um den Spendern in der Region von Ihrem erfolgreichen Kampf gegen die Blindheit in Afrika zu berichten?

Cheuteu Natürlich lasse ich mir "Unges Pengste" in Korschenbroich nicht entgehen. Ich bin schließlich auch Schützenbruder, wenn auch der einzige Schwarze in meinem Zug. Direkt nach Pfingsten lädt die Augenhilfe Afrika zu einer öffentlichen Mitgliederversammlung ein, bei der wir unseren Spendern aus der Region danken und über unsere Erfolge berichten möchten.

(NGZ)
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