Uwe Lyko (Herbert Knebel) "Wir lachen uns auf der Bühne selbst kaputt"

Neuss · Aus 13 Programmen mit Comedy und Musik hat Uwe Lyko alias Herbert Knebel für "Rocken bis es qualmt" das Beste herausgesucht.

Uwe Lyko (Herbert Knebel): "Wir lachen uns auf der Bühne selbst kaputt"
Foto: van Offern Markus

Neuss Wenn jemand jahrzehntelang mit einem Bühnen-Alter-ego im Wohnzimmer der Bundesdeutschen fast zuhause ist, wird es ihn nicht wundern, wenn die Anrede mal verrutscht. So wird der Herr Lyko schnell mal zum "Herr Knebel" - was diesem aber nur ein Lachen und die Antwort entlockt: "Ich weiß ja, wen Sie meinen! Uwe Lyko ist eben auch Herbert Knebel, der mit Guste verheiratet ist, an allem und jedem rumnörgelt, Schirmmütze, dicke Brille und eine zu große Jacke im typischen rentnerbeige trägt.

Aber Herbert Knebel kann auch Musik. Zu den Programmen mit dem Affentheater gehören Songs etwa von Tom Petty, den Rolling Stones, den Who oder den Kinks, die aber von Lyko, Martin Breuer (Bass), Detlef Hinze (Schlagzeug) und Georg Göbel-Jacobi (Gitarre) neu und auf Deutsch betextet werden. Mit einer Zusammenstellung dieser Musiknummern unter dem Titel "Rocken bis es qualmt" ist Lyko/Knebel und das Affentheater auf Tour - ein Jahr lang und keineswegs überall, aber in Neuss.

Herr Lyko, das klingt ja nach einer Exklusivveranstaltung. Wie viele Auftritte haben Sie schon hinter sich?

Uwe Lyko Oh, das werden zwischen 20 und 30 sein.

Also sind Sie schon richtig eingespielt?

Lyko Was die reine Musik betrifft, sicherlich. Aber das Schöne ist, dass wir auch jedes Mal wieder improvisieren können. Natürlich steht die Musik sehr im Vordergrund, aber die Ansagen und Moderationen fallen immer wieder anders aus. Wir sind ja alles andere als staubtrocken und haben manchmal solchen Spaß an der Sache, dass wir uns auf der Bühne kaputtlachen. Der Unterhaltungswert spielt bei uns immer eine sehr große Rolle, das gilt auch für den Musikabend.

Die Texte der Musikstücke sind ja auch Herbert Knebel pur. Aus Waterloo Sunset" wird zum Beispiel "Bahnhof von Essen". Wir gehen Sie an die Musik heran?

Lyko Wir sind ja keine Oldiekapelle. Auch wenn die Songs 20 oder 30 Jahre alt sind, sind sie modern arrangiert. Wir alle haben eine ganz, ganz große Liebe zur Musik, sind aber nicht bei der letzten Platte der Rolling Stones stehengeblieben. Wir gehen regelmäßig zu Konzerten, schauen uns neue Bands an. Es gibt so viele tolle, kreative und eigenständige Bands - die kennt nur keiner.

Sie haben 13 Bühnenprogramme als Herbert Knebel und das Affentheater gemacht. 120 Songs gehören dazu...

Lyko 120? Echt? Stimmt, pro Programm um die zehn Songs - das kommt hin.

Wie haben Sie - um die 15 gehören zum Abend - ausgewählt?

Lyko Jeder von uns hat seine Favoriten aufgeschrieben, was dann schon mal eine gute Schnittmenge ergab. Dann haben wir darauf geachtet, dass die Mischung stimmt. Funkiges sich mit Rockigem abwechselt, nicht nur harte Songs dabei sind.

Was ist anstrengender: ein normales Bühnenprogramm oder dieser Musikabend?

Lyko Der Musikabend. Danach bin ich richtig platt. Ich muss alle Arrangements im Kopf haben, muss wissen, wann ich einsetze und wann nicht. Auch körperlich ist der Abend sehr anstrengend, weil ich als Knebel ständig in Bewegung bin.

Zwei Bläser von der "Familie Popolski" verstärken Sie jetzt. Und Sie singen.

Lyko (lacht) Ja, auch sehr viel. Ich spiele aber auch Gitarre. Aber ich gebe auch gern zu, dass es mit meinen gesanglichen Fähigkeiten nicht allzu weit her ist. Es gibt ein paar Sachen, die kann der Knebel richtig gut singen, und andere überlässt er lieber anderen. Das klappt auch deswegen so gut, weil das Affentheater aus tollen Musikern besteht.

Mit Bass, Schlagzeug und Gitarre. Und Sie arbeiten seit 30 Jahren zusammen. Wie kam es eigentlich zu dem Namen?

Lyko Wie bei Herbert Knebel - aus einer Laune heraus. Als wir Ende der 1980er Jahre anfingen, haben wir einen Namen gesucht. Die Figur gab es schon, aber sie sollte nicht wie Koslowski oder so sofort mit dem Ruhrpott verknüpft werden können. Also haben wir das Telefonbuch genommen, sind mit dem Finger durch, bis einer Stopp gesagt hat - bei einem Herrn Knebel. Den Namen fanden wir gut, und als Vorname stand Herbert dann auch schnell fest. Dann ging's weiter, wir probierten: Herbert Knebel und das Dingenstheater ... bis einer sagte: Affentheater! Inspiriert von einer Truppe um Matthias Beltz herum, die Karl Napps Chaostheater hieß. Den Namen fanden wir einfach klasse, wollten was Ähnliches und doch was anderes.

Und das schlug ein.

Lyko Naja, am Anfang nicht so. Viele dachten, wie wären ein Kindertheater. Aber wir hatten das große Glück, zu einem Zeitpunkt am Start zu sein, als das Publikum mit Comedy noch nicht zugeschüttet wurde. Da gab es außerdem noch die faire Chance, sich mit Live-Auftritten bekannt zu machen. Im Ruhrgebiet wurden wir so in relativ kurzer Zeit bekannt, und dann schwappte das auch auf andere Regionen über.

Und Sie haben mit Herbert Knebel einen Typus geschaffen.

Lyko, Ja, ein bisschen Glück war auch dabei. Geplant war das nicht, vieles ist aus der Improvisation heraus entstanden.

Aber Sie haben Ihre Figur noch nicht über?

Lyko Nein. Ich hab mich von Anfang an nicht darum geschert, dass sie authentisch ist. Ich habe mir die Klamotten angezogen, diesen Slang aus Ruhrgebiet und Niederrhein, wo ich aufgewachsen bin, kreiert, und recht früh auch angefangen, mal Gitarre oder sogar Trompete zu spielen. Und wenn mir die Kabarettpolizei vorwarf, dass es solche Typen nicht gäbe, war mir das so was von egal. Entscheidend ist doch, ob so ein Typ witzig ist und die Leute unterhalten kann. Ich habe mit Herbert Knebel so viele Freiheiten - mit ihm kann ich alles machen. Dadurch funktioniert ja auch dieses Musikprogramm.

HELGA BITTNER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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