Neuss William Youn spielte Mozart im Zeughaus

Neuss · Vier der 18 Klaviersonaten des Komponisten standen auf dem Programm.

 Gilt als einer der herausragenden Künstler der aktuellen Pianistenszene: der Münchener William Youn.

Gilt als einer der herausragenden Künstler der aktuellen Pianistenszene: der Münchener William Youn.

Foto: Irène Zandel

Das erste Zeughauskonzert der neuen Saison war ein Ereignis für Puristen oder eingefleischte Fans, vermutlich deshalb blieben etliche Abonnentenplätze leer. Vier der 18 Klaviersonaten Mozarts standen auf dem Programm, und die Kritiker hörte man sagen: "Mozart klingt immer gleich!" Das aber traf an diesem Abend nicht zu.

Eingeladen war der amerikanisch-koreanische Pianist William Youn (33), der seine Ausbildung in der Talentschmiede von Karl-Heinz Kämmerling (Musikhochschule Hannover) vervollkommnet hat und in München lebt. Er ist einer der herausragenden Künstler in der aktuellen Pianistenszene und hat sich nach glücklich überstandener Wunderkind-Zeit zu einem uneingeschränkt gelobten Mozart-Spezialisten entwickelt.

Soeben ist die zweite seiner auf fünf CDs angelegten Gesamtaufnahme sämtlicher Klavierwerke von Wolfgang Amadeus Mozart erschienen. Bereits eingespielte Werke erklangen nun im Zeughaus.

Gleich die erste "Sonate in C-Dur" (KV 330) enthält im langsamen Satz "Andante cantabile" eine der schönsten Romanzen der gesamten Klavierliteratur. Und dort durfte man erfahren, worauf der Ruhm des William Youn basiert. Gerade die langsamen Sätze gestaltete er zu lyrischer Poesie: nie überzogene Tempi, dynamisch sorgfältige Nuancierungskunst, klarste Phrasierungen und auch bei schnellen Sätzen ein ungemein kontrollierter Anschlag variierten nur scheinbar leichte Klavierkunst zu einem Stück mit spannender Ausdruckskraft. Dahinter steckt viel Einfühlungsarbeit. "Ich möchte einen Mozart spielen, der berührt und gefühlt werden kann", sagt der Pianist.

Eine geradezu dramatische Welt öffnet sich folglich in der "Sonate a-Moll" (KV 310), der ersten der sogenannten "Pariser Sonaten". Das Hauptthema mit hämmernder Achtelbegleitung könnte auch am Beginn einer tragischen Oper stehen. Mit subtilen Änderungen mildert William Youn diesen Eindruck bei der Wiederholung, sparsamster Pedalgebrauch vernebelt nichts. Das kam auch dem Presto-Finale zugute, das in pianistischer Souveränität fast gespenstisch dahin schwebte.

Da der WDR das Konzert im Zeughaus für seine Kammermusikreihe aufzeichnete, können auch die beiden weiteren Sonaten dem Hörer sehr empfohlen werden. Geplanter Sendetermin ist der 9. Dezember, 20.05 Uhr.

(NGZ)
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