Neuss Wie wird das neue Jahr, Herr Minister?

Neuss · Kurz nach dem Jahreswechsel sprach Hermann Gröhe auf dem blauen NGZ-Sofa über seine Ziele für das Jahr 2017, seinen Optimismus für Bundestags- und Landtagswahl sowie bewegende Momente in seiner bisherigen Amtszeit.

 Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (2.v.r) talkte jetzt auf dem blauen NGZ-Sofa mit Redaktionsleiter Ludger Baten.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (2.v.r) talkte jetzt auf dem blauen NGZ-Sofa mit Redaktionsleiter Ludger Baten.

Foto: Woitschützke

Hermann Gröhe wird in diesem Jahr wohl häufiger die Sportkleidung aus dem Schrank holen. Der Gesundheitsminister hat sich nämlich für den Klassiker der Neujahrsvorsätze entschieden und dem inneren Schweinehund den Kampf angesagt, um an seiner körperlichen Robustheit zu arbeiten. Die gehöre zum politischen Geschäft einfach dazu - auch wenn ein Marathonlauf für ihn noch eine unstemmbare Herausforderung sei.

Viel Urlaub, in der Gröhe - etwa für einen Marathon - trainieren könnte, wird er in diesem Jahr nicht machen können. Denn der 55-Jährige hat viel vor. Nicht nur im Hinblick auf die Landtags- und Bundestagswahl. Er möchte auch viel Energie in die Modernisierung der Pflegeausbildung investieren und unter anderem das Medizinstudium weiterentwickeln. "Mein Ziel ist ein 'Masterplan Medizinstudium', der unter anderem die Allgemeinmedizin stärkt", sagte Gröhe jetzt im Gespräch mit Redaktionsleiter Ludger Baten auf dem blauen NGZ-Sofa im Restaurant Essenz im Gesellschaftshaus der Bürgergesellschaft.

Was ihn besonders freue: "Deutschland hat seit dem 1. Dezember die G20-Präsidentschaft. Im Mai laden wir nach Berlin zur allerersten G20-Gesundheitsministerkonferenz ein. Nur gemeinsam können wir die Welt besser auf künftige Gesundheitskrisen vorbereiten."

Das Publikum erlebte einen sichtlich entspannten Minister, der mit Witz, persönlichen Anekdoten und knackigen Formulierungen für kurzweilige 60 Minuten sorgte. Schließlich ist die Zunge bei so einem "Heimspiel" noch etwas lockerer als sonst. So gewährte der 55-Jährige unter anderem Einblicke in den Ablauf einer Kabinettssitzung, wo nicht mehr über einen Gesetzentwurf gestritten werde. Das federführende Ressort stelle lediglich den Gesetzentwurf vor. Im Fall eines Kompromisses könnten die beteiligten Ressorts jedoch kommentieren, wieso sie auf diesen bestimmten Kompromiss bestanden haben, um ihren Punkt quasi kabinettsöffentlich zu machen.

Im Hinblick auf das Doppelwahljahr äußerte sich Gröhe optimistisch. Ludger Baten erinnerte jedoch daran, dass vier Rathäuser im Rhein-Kreis Neuss aktuell von Bürgermeistern mit SPD-Parteibuch regiert werden - und an die beiden Wahlkreise, die bei der letzten Landtagswahl von SPD-Kandidaten direkt gewonnen wurden. "Es gibt keine Selbstläufer mehr, aber ich werde mich wohler fühlen, wenn wir den Irrtum in den beiden Landtagswahlkreisen schon mal korrigiert haben", sagte Gröhe selbstbewusst.

Ernst wurde es, als der 55-Jährige über die Anschläge in Berlin sprach, bei denen eine Neusserin getötet wurde und ihr Sohn schwer verletzt überlebte: "Das bedeutet für die Angehörigen unfassbares Leid." Doch auch bei diesem Thema richtete Gröhe den Blick nach vorn: "Da stellt sich die Frage, was wir besser machen können, wie können wir Gefährder sicherer überwachen?" Seit Jahren ringe man um viele verschiedene Fragen in der inneren Sicherheit. Nun gelte es, vieles auf den Prüfstand zu stellen.

Gleichzeitig - und vor allem nach der Diskussion um den teilweise umstrittenen Einsatz der Kölner Polizei in der Silvesternacht - warb Gröhe für Solidarität mit den Einsatzkräften. "Wir brauchen ein Grundvertrauen in diejenigen, die dafür da sind, unsere Freiheit zu schützen."

Emotional berührt zeigte sich der Neusser besonders über persönliche Begegnungen in den rund 150 Krankenhäusern, die Gröhe in seiner Amtszeit bislang besucht hat. "Da habe ich viele Begegnungen gehabt, die mich tief bewegt haben. Zugleich ist es ermutigend zu sehen, wie Menschen dort mit vollem Einsatz Segensreiches schaffen."

Gröhe wagte einen weiteren kleinen Rückblick. Und der war von persönlicher Natur. So habe er die Nachweihnachtszeit als besonders herrlich empfunden. Eine Zeit, in der es sogar für einen Minister im Kreise der Familie verhältnismäßig ruhig zugehe. Dennoch müsse er jederzeitige Erreichbarkeit gewährleisten. Schließlich könne zum Beispiel eine verschärfte Sicherheitslage erforderlich machen, dass Regierungshandeln in Gang gesetzt wird. Deshalb müssten Kanzleramt und Innenministerium stets wissen, wo er zu finden ist. Durch Handy und Tablet sei dies heutzutage jedoch kein Hexenwerk mehr. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die Ebola-Krise, die vor zwei Jahren über Weihnachten auch Behandlungen in Deutschland notwendig machte.

Zum Abschluss des Gesprächs - und vor dem gemeinsamen Anstoßen aufs neue Jahr - wartete dann noch eine Spezialaufgabe auf Gröhe. Die Spielregeln: Baten gibt einen halben Satz vor, Gröhe vollendet ihn. Dabei sorgte der Minister für Erheiterung, als er angab, dass der Gedanke, seinem Zugkollegen Gerd Philipp Sassenrath nachzueifern und Schützenkönig zu werden, ihn wohl noch eine Weile beschäftigen werde. Oder wird doch erst der Marathon in Angriff genommen?

(NGZ)
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