Neuss Wie Gesellschaftsspiele das Sozialverhalten fördern

Neuss · Der Kindergarten St. Thomas Morus hat ein Paket der "KiTa-Spielothek" gewonnen, das besondere Kompetenzen weckt.

 Die Spiele sollen unter anderem den Teamgeist stärken.

Die Spiele sollen unter anderem den Teamgeist stärken.

Foto: Julia Rommelfanger

Mio ist ein grüner Hase, Laura eine gelbe Maus - gemeinsam jagen sie das Schlossgespenst Hubi. "Das Spiel ist spannend, das möchte ich zu Hause mit meinem Bruder und Mama und Papa spielen", sagt der vierjährige Mio. Erstmals probiert Erzieherin Steffi Huch das elektronische Brettspiel "Schnappt Hubi" mit einigen Kindergartenkindern aus. Es gehört zu einem großen, wissenschaftlich geprüften Spiele- und Fahrzeuge-Paket, das der Kindergarten St. Thomas Morus bei einem Preisausschreiben der Initiative "KiTa-Spielothek" gewonnen hat. "Die Kinder haben den riesigen Karton mit Brettspielen, Puzzles und Fahrzeugen gemeinsam im Morgenkreis ausgepackt - das war wie Weihnachten", sagt Kita-Leiterin Christa Lückgen.

Mit der "KiTa-Spielothek" hat der Verein "Mehr Zeit für Kinder" in diesem Herbst bundesweit 500 Kitas ausgestattet. "Wir haben überlegt, welchen Bereich wir bei den über Dreijährigen besonders fördern wollen und uns für Gesellschaftsspiele entschieden", sagt Steffi Huch. "Sie stärken eine ganze Reihe von Kompetenzen. Die Kinder treten in kleinen Gruppen in Kontakt. Das fördert sowohl Sprache als auch Sozialverhalten." Das Besondere an der "Spielothek": Die neuen Spiele sollen nicht nur spielerisch die Entwicklung von Kindergartenkindern fördern, sondern auch die Spielkultur in den Familien stärken. "Wie in einer Bibliothek können einzelne Kinder von jetzt an immer mittwochs eines der neuen Spiele anspielen und, falls es ihnen gefällt, anschließend ausleihen und mit nach Hause nehmen", erklärt Steffi Huch, die mit der Spielothek als Grundstock eine größere Spiele-Bibliothek in der Vogelsanger Kita aufbauen möchte. "So erreichen wir, dass in den Familien wieder mehr gespielt wird - gleichzeitig lernen die Kinder das System einer Bibliothek kennen und übernehmen Verantwortung. Sie müssen nämlich zuhause gemeinsam mit den Eltern darauf achten, dass die Spiele vollständig und in gutem Zustand bleiben und dürfen erst ein neues Spiel ausleihen, wenn sie das alte zurückgeben." Mit diesem neuen Projekt, fügt Christa Lückgen an, "versuchen wir die Spielfreude der Kinder an die Geschwister, Eltern und Großeltern weiterzugeben. Vielleicht findet eine Familie auf diese Weise sogar ihr absolutes Lieblingsspiel".

Die auf Drei- bis Sechsjährige abgestimmte "Spielothek", bestehend aus Aktivitätsspielen, teils mit elektronischen Komponenten, Kreativitäts- und Lernspielen sowie einem Puzzle, wurde von Pädagogen und Wissenschaftlern des TransferZentrums für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm auf ihre Förderaspekte hin getestet. "Kinder unterscheiden nicht zwischen Spielen und Lernen, sie lernen spielend", erklärt Psychiater und Psychologe Prof. Dr. Manfred Spitzer, Gründer und Leiter des ZNL.

Steffi Huch ist vom pädagogischen Wert des umfangreichen Spielepakets überzeugt: "Kinder lernen Farben, Motorik, Zahlen oder bestimmte Sachthemen wie die Jahreszeiten kennen." Zudem fördern derartige Spiele die Ausdauer der Kinder. "Elektronische Spiele hatten wir bisher noch gar nicht in unserem Sortiment", fügt sie an. "So lernen auch wir Erzieherinnen etwas Neues kennen."

(NGZ)
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