Neuss Wie Forscher die Jugendarbeit umbauen wollen

Neuss · Mobiler, virtueller und auch am Wochenende erreichbar - das sind Empfehlungen der FH Düsseldorf.

 Forscher loben das Greyhound Connect als Jugendcafé, hier mit Renate Wenning, Martin Hülbrock und Joachim Wittkowski (v.l.).

Forscher loben das Greyhound Connect als Jugendcafé, hier mit Renate Wenning, Martin Hülbrock und Joachim Wittkowski (v.l.).

Foto: woi

Ein Jugendcafé in der Nähe eines Schulzentrums - das leuchtet jedem Unternehmer ein. Dass das auch in Neuss funktioniert, zeigt das Beispiel des Greyhound Connect. Das Jugendcafé entstand 2014 in der Nähe des Schulzentrums an der Bergheimer Straße. Forscher der Fachhochschule Düsseldorf loben diese Einrichtung nun als ein gutes Beispiel für ein teilkommerzielles Jugendcafé. "Das Angebot zeigt, dass solche niederschwelligen Angebote und Räume von Jugendlichen und deren Eltern aufgesucht werden", schreibt Professor Ulrich Deinet von der FH Düsseldorf in seinem Gutachten zu den Ergebnissen der Jugendbefragung. Seine Empfehlungen an die Verwaltung, wie man die Jugendarbeit in der Stadt weiterentwickeln könnte, sollen mit einfließen in den Kinder- und Jugendförderplan der Stadt.

Die Situation der Jugendarbeit in der Stadt ist zwar nicht kritisch wie in anderen Kommunen, betont Deinert. "Die Rahmenbedingungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Neuss sind sehr gut", sagte Deinet jüngst vor den Politikern des Jugendhilfeausschusses. Und dennoch kommt der Sozialwissenschaftler zu dem Schluss: "Die klassische Jugendarbeit muss sich hinterfragen. Sie muss Angebote machen, die zu Hause nicht erlebt werden können. Denn das eigene Zimmer zu Hause nimmt einen hohen Stellenwert ein."

Jugendarbeit muss mobiler, virtueller, in der Nähe, und auch am Wochenende erreichbar sein. Das sind zusammengefasst die Kernvorschläge aus dem Gutachten Deinets. Dazu passe beispielsweise das Erlebnis einer teilkommerziellen Atmosphäre, wie sie im Greyhound Connect entstanden ist. Dabei handelt es sich um ein Café der Jugendeinrichtung Greyhound im Hafen, das Jugendliche mit Taschengeldpreisen lockt und überdies die hohe Medienaffinität der Jugendlichen - auch ein Ergebnis der Befragung - bedient. "Das wird von Jugendlichen auch deshalb stärker akzeptiert, weil sie hier nicht den Eindruck einer pädagogischen Kontrolle haben", sagt Deinet.

Die Einrichtung erfüllt noch eine zweite wesentliche Anforderung an moderne Jugendarbeit: Sie befindet sich einfach nahe bei den Jugendlichen. "Jugendarbeit muss an den Orten der Jugendlichen stattfinden." Deinet empfiehlt deshalb, über einen Aufbau mobiler, aufsuchender Angebote nachzudenken. "Ziel einer mobilen Jugendarbeit ist eine Revitalisierung des öffentlichen Raumes für Kinder und Jugendliche", betont Deinet. Der Düsseldorfer Forscher ruft die Jugendeinrichtungen in der Stadt außerdem dazu auf, sich in neuen Medien und virtuellen Räumen besser erlebbar zu machen. So könne man die Jugendlichen besser erreichen. In diesem Bereich bestehe erhöhter Fortbildungsbedarf. Außerdem empfiehlt der Experte: "Die Einrichtungen sollten über andere Öffnungszeiten nachdenken und über Angebote, mit denen auch ältere Jugendliche erreicht werden - insbesondere an den Wochenenden."

(NGZ)
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