Neuss Wettlauf um Solar-Fördermittel

Neuss · Stadtwerke, Kreis und der Verein "Neusser Bürgersolarpark" planen neue Solaranlagen. Die wollen sie noch vor dem 1. Juli ans Netz bringen, denn dann kürzt der Bund die Fördermittel. Das sorgt für große Betriebsamkeit.

 Haustechniker Christian Reszka auf dem Dach der Rheintorklinik.

Haustechniker Christian Reszka auf dem Dach der Rheintorklinik.

Foto: woi

Der Bund will die Förderung von Solarstrom auf Deutschlands Dächern zum 1. Juli um 16 Prozent kürzen. Diese Absicht, am Mittwoch so auch im Bundeskabinett beschlossen, löst in Stadt und Kreis große Betriebsamkeit aus. Mit dem Kreis, den Neusser Stadtwerken und dem Verein "Neusser Bürgersolarpark" treten gleich drei Investoren zum Wettlauf gegen die Uhr an. Sie drängeln, damit ihre Anlagen vor dem Stichtag am Netz sind. Denn dann bekommen sie die Kilowattstunde Strom noch zu den alten, lukrativeren Sätzen vergütet. "Nach unserem Verständnis für die nächsten 20 Jahre", erläutert Jürgen Scheer von den Stadtwerken.

Das Erneuerbare Energie-Einspeisungsgesetz legt fest, zu welchen Tarifen der Strom vom Dach ins Netz eingespeist werden darf. Bislang lag diese deutlich über dem, Bezugspreis. Das machte Investitionen in diese Technologie rentabel. Und interessant. Wie interessant, das zeigt die Zahl von 201 Anlagen mit einer Nennleistung von 1968 Kilowatt allein in Neuss, die Strom in das Netz der RWE liefern. Pro Kilowattstunde müsse man zehn Quadratmeter Solarmodulfläche annehmen, erklärt RWE-Sprecherin Edith Feuerborn.

Sechs Anlagen betreibt die Stadt Neuss, die im Vorjahr für ihre Anstrengungen beim Thema Energie-Effizienz den "European Energy Award" bekam. Gepunktet wurde dabei unter anderem mit einem Solarkataster, das weiter im Aufbau ist. Bau und Betrieb von Solaranlagen zum Geldverdienen sei nicht das vorrangige Interesse der Stadt, betont Armin Krüger vom Gebäudemanagement. Dort sieht man die Anlagen eher unter dem Aspekt einer aktiven Energieeinsparungspolitik. "Die Kürzung der Fördermittel betrifft eher Investoren", so Krüger. Der Kreis plant aktuell seine zweite Anlage auf dem Dach des Gesundheitsamtes Grevenbroich.

So ein Investor sind die Stadtwerke, die seit dem Jahresanfang im Stromgeschäft aktiv sind und mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Busdepots Moselstraße in diese Technologie einsteigen wollen, wie SWN-Chef Heinz Runde erklärte. Investor sind aber auch die zwölf Mitglieder des Vereins "Neusser Bürgersolarpark", der Anlagen auf fünf Schuldächern errichten möchte. Die auf der Martin-Luther-Schule/Kreuzsschule soll noch im Juni ans Netz gehen. "Wir sind guten Mutes", sagt Roland Kehl. Sein Optimismus bezieht sich allein auf den Termin. Bislang werde bei Solaranlagen deutsche Produkte und regionale Handwerker gesetzt. Mit der gekürzten Förderung und weil die Stadt erstmals Pacht für ihre Dächer verlangt sieht er das infrage gestellt. "Chinesische Solarmodule sind wesentlich preiswerter."

(NGZ)
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