Neuss Weltkrieg wird Thema im Unterricht

Neuss · Das Stadtarchiv hat aus seinen Beständen eine Materialsammlung über Neuss im Ersten Weltkrieg erstellt und didaktisch aufbereitet. Erstmals wird das Material im Schulunterricht am Marie-Curie-Gymnasium eingesetzt.

 "Feldzug 1914 - Neusser Jungen": Im Stadtarchiv wurde an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit einer Sonderausstellung gedacht. Jetzt wurde das Material für Schulzwecke aufbereitet und im Marie-Curie-Gymnasium vorgestellt.

"Feldzug 1914 - Neusser Jungen": Im Stadtarchiv wurde an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit einer Sonderausstellung gedacht. Jetzt wurde das Material für Schulzwecke aufbereitet und im Marie-Curie-Gymnasium vorgestellt.

Foto: Stadtarchiv

Persönlicher kann der Bezug zu historischen Ereignissen und gleichzeitig zur Stadtgeschichte kaum sein: Als Schüler des Projektkurses Geschichte am Marie-Curie-Gymnasium (MCG) zum Thema "Neuss im Ersten Weltkrieg" im Stadtarchiv auch in Todesanzeigen und Sterberegistern recherchierten, fanden sie auch Spuren der eigenen Familiengeschichte. "Ein Mitschüler hatte den Namen seines Uropas entdeckt", erzählt Roman Gilberg.

Die Ergebnisse der erforschten Erinnerungskultur durch die Schüler waren Teil der Sonderausstellung des Stadtarchivs zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs vor zwei Jahren. Jetzt ist daraus die Publikation "Neuss im Ersten Weltkrieg. Quellen- und Arbeitsmaterial für die Schule" entstanden, die alle weiterführenden Schulen kostenlos erhalten. Parallel sind die Quellen online über das Stadtarchiv abrufbar.

Gilberg war einer von 15 freiwilligen Schülern, die im Schuljahr 2013/14 mit Unterstützung ihrer Lehrerin Annika Dötsch und Stadtarchivleiter Jens Metzdorf lokalgeschichtliche Quellen auswerteten und dabei einen ganz direkten Einstieg in die Geschichte des Ersten Weltkriegs erhielten. Gymnasium und Stadtarchiv verbindet seit Jahren eine feste Bildungspartnerschaft, die sich in einer regelmäßigen Teilnahme an Geschichtswettbewerben ausdrückt, die zum Beispiel vom Bundespräsidenten initiiert werden.

"Wir hatten nach der Ausstellung sehr viele Anfragen zu stadtgeschichtlichen Quellen", sagt Jens Metzdorf. So entstand die Idee, lokale Dokumente wie Tagebücher, Briefe, Zeitungsberichte, Plakate und Biografien aufzuarbeiten und begleitende Arbeitsaufträge für Schulklassen zu entwickeln. Gefördert wurde das Projekt durch Mittel des Landesprogramms "Archiv und Schule". Dadurch sei es möglich gewesen, didaktische Expertise einzukaufen, erklärt Annekatrin Schaller, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Stadtarchivs. Diesen Part übernahm Colin Flaving, Mitarbeiter der Abteilung für Didaktik der Geschichte an der Kölner Uni, Schaller wiederum die zusammenfassenden Texte über Neuss im Ersten Weltkrieg. Entstanden ist eine 100-seitige Publikation mit Originalquellen und entsprechenden Transkriptionen -wenn Tagebücher oder Briefe in Sütterlin geschrieben waren.

"Das Zeitbudget an Schulen im Fach Geschichte ist eng", weiß auch Metzdorf. Insbesondere der Erste Weltkrieg wurde bislang eher vernachlässigt. Daher wurde bei der Aufarbeitung Wert darauf gelegt, dass die Publikation gut im Unterricht eingebaut werden kann.

Die Beigeordnete Christiane Zangs ist begeistert von dem Ergebnis, das "Kultur und Schule auf kongeniale Weise" verbinde. Metzdorf erhofft sich von der Edition auch langfristige Konsequenzen: "Das Thema 'Neuss im Ersten Weltkrieg' bietet in besonderem Maße die Chance, eine Brücke zwischen Stadtarchiv und Neusser Schulen zu schlagen und das historische Lernen im Archiv zu fördern." Zudem könne der Überblick über die Schulen hinaus Interesse finden.

(bab)
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