Neuss Weg frei für Gesamtschule Nummer fünf

Neuss · Nach der bestätigten Umwandlung der Comenius-Schule gibt es Freude bei den Eltern und lange Gesichter bei der CDU.

 Silke Welter, Schulpflegschaftsvorsitzende der Comenius- Schule (M.), leistet im Beisein von Bürgermeister Reiner Breuer und Mit-Initiatorin Atidza Fazlija die letzte Unterschrift für das Bürgerbegehren.

Silke Welter, Schulpflegschaftsvorsitzende der Comenius- Schule (M.), leistet im Beisein von Bürgermeister Reiner Breuer und Mit-Initiatorin Atidza Fazlija die letzte Unterschrift für das Bürgerbegehren.

Foto: Stadt

Die Comenius-Schule braucht bald neue Schilder. Denn ihr Name wird ab dem 1. August kommenden Jahres ein anderer sein - von da an wird sie Comenius-Gesamtschule heißen. Der Rat der Stadt Neuss stimmte gestern mit großer Mehrheit der Umwandlung in eine vierzügige Gesamtschule der Noch-Sekundarschule zu.

Einen Punkt hinter die Sache machen und in Ruhe Weihnachten feiern können. Das hatte sich Silke Welter, Schulpflegschaftsvorsitzende der Comenius-Schule, vor der Sitzung gewünscht - ihr Wunsch sollte erfüllt werden. "Es ist überwältigend", sagte sie sichtlich erleichtert. Lange hatten sie und viele weitere Teile der Elternschaft für die Umwandlung gekämpft. Diese war jedoch in der November-Sitzung des Stadtrats insbesondere an der Haltung von CDU und FDP gescheitert. Die Christdemokraten - bis auf Waltraud Beyen - ruderten gestern jedoch zurück und stimmten der Umwandlung zu.

"Wir haben nach wie vor Bedenken hinsichtlich der Entwicklung der Oberstufen. Es gibt keinen im Saal, der uns garantieren kann, dass andere Neusser Schulen nicht unter dieser Entscheidung leiden werden", sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann. Als Beispiele nannte sie die Sekundarschule an der Gnadentaler Allee und die Realschule Holzheim. Nach langen Diskussionen habe man sich aber doch dazu durchgerungen, dem Bürgerbegehren zuzustimmen.

Weiterhin quer stellte sich die FDP. Sie stimmte auch gestern gegen die Umwandlung. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Heide Broll erklärte: "Es zählen nicht nur Wunschvorstellungen einzelner Eltern, die mit den Bildungsrealitäten ihrer Kinder nicht übereinstimmen." Vielfalt in der Schullandschaft laute das Stichwort.

Neben den Eltern darf sich auch die SPD als strahlender Sieger fühlen. Sie rührte in den vergangenen Wochen kräftig die Werbetrommel, um die nötige Zahl an Unterschriften zu sammeln - und die CDU so zum Einknicken zu bringen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen lobte das Engagement der Eltern in den höchsten Tönen: "Ich glaube, es hat in der Geschichte von NRW kaum ein Bürgerbegehren gegeben, an dessen Ende die Verwaltung quasi um Gnade gefleht hat, damit sie nicht noch mehr Unterschriften zählen muss." Schließlich wurden - Stand gestern Abend - mehr als 11.000 Unterschriften eingereicht. Wenngleich laut Bürgermeister Reiner Breuer noch nicht die Gültigkeit der jüngst eingereichten Unterschriften geprüft worden sei. Doch das sollte bei der Elternschaft der Comenius-Schule keine Sorgenfalten mehr hervorrufen.

Auch die Fraktionsvorsitzenden Michael Klinkicht (Die Grünen) und Roland Sperling (Die Linke) zollten den Beteiligten ihren Respekt. Reiner Breuer beendete den vorgezogenen Tagesordnungspunkt - es waren viele Eltern und Unterstützer im Saal - mit einem Zitat des 1989 gestorbenen Journalisten Robert Lembke: "Mit eigenem Geschick kann man sich aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, eine Treppe bauen."

(jasi)
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