Neuss Was einer Schweizerin an Neuss gefällt

Neuss · Franziska Lehmann aus Zürich spielt am Theater am Schlachthof. Ihr neues Stück "Schwyzer Käs op Halve Hahn" ist eine Begegnung der Kulturen: Die Schweiz trifft auf das Rheinland und seine Bewohner. Ein Rundgang mit ihr durch Neuss.

Die Sonne scheint, der Himmel ist blau - und doch vermisst Franziska Lehmann etwas. "Egal wo ich bin, mir fehlt der Zürichsee", sagt sie. Deshalb verbringt die 34-jährige Schauspielerin gerne Zeit im Rosengarten am Brunnen. "Hier lerne ich meinen Text. Ich mag die Nähe zum Wasser - meine Schule lag am Wasser, sodass wir in Pausen schwimmen gehen konnten."

Lehmann ist gebürtige Schweizerin und wurde in Zürich geboren. Seit fast 14 Jahren lebt sie jedoch schon in Deutschland. "Ich habe in Köln meine Schauspielausbildung am Theater gemacht", erzählt sie. "In Neuss arbeite ich mittlerweile seit neun Jahren." Obwohl Lehmann bis heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter in der Domstadt lebt, hat es ihr Neuss angetan.

 Schauspielerin Franziska Lehmann vor der Wetthalle zwischen der Galopprennbahn und dem Neusser Globe.

Schauspielerin Franziska Lehmann vor der Wetthalle zwischen der Galopprennbahn und dem Neusser Globe.

Foto: Merlin Bartel

Eine solche Begegnung der deutschen und schweizerischen Kultur beschreibt auch das neue Stück "Schwyzer Käs op Halve Hahn" des Theaters am Schlachthof. Lehmann spielt darin die Schweizerin Vivi Vonlanthen, die nach der Trennung von ihrem Verlobten nach Neuss zieht und dort auf die resolute Vermieterin Agnes Pfannemüller trifft. "Das Stück ist sehr persönlich", erklärt Regisseur Jens Spörckmann. "Die Menschen haben oft ein idealisiertes Bild der Schweiz: Alpen und schöne Natur. Wir spielen bewusst mit Klischees, um humorvoll Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Rheinländern und Schweizern aufzuzeigen."

Die Premiere am Freitag, 28. April, ist bereits ausverkauft, für Samstag gibt es noch Karten. Insgesamt acht Vorstellungen wird es bis Juni geben. "Die Leute hören gerne den Schweizer Dialekt", ist sich Spörckmann sicher. "Wenn Franziska losschwietzert, ist das großartig."

 Das Café "Wunderbar" ist ein beliebter Treffpunkt der Theatergruppe.

Das Café "Wunderbar" ist ein beliebter Treffpunkt der Theatergruppe.

Foto: Merlin Bartel

Das Theaterspielen lag Franziska Lehmann schon früh im Blut: An der Schule spielte sie Theater, begann mit 18 Jahren ein Studium an der Filmschauspielschule in Zürich. "Ich habe mich mit 17 gefragt, was ich mal mit meinem Leben anfangen will - da wurde mir klar, dass ich Theater spielen möchte", sagt sie. Im Anschluss an ihr Studium sprach sie in Wien und in Köln vor - erhielt zwei Zusagen, und entschied sich für die deutsche Großstadt. "Ich habe die Entscheidung keinen Tag bereut." Neben Auftritten am Stadttheater Aachen oder Remscheid ist sie seit acht Jahren im Neusser Karnevals-Ensemble "Stunk" aktiv. "Die wochenlangen Proben sind für mich die schönste Art ins Jahr zu starten, denn wir sind wie eine kleine Familie", sagt Lehmann. In "Schwyzer Käs" spielt sie an der Seite von Ana-Maria Gonzalez, mit der sie bereits vor neun Jahren auf der Bühne stand. "Wir harmonieren sehr gut, daher macht die Zusammenarbeit viel Spaß."

Gute Laune scheint ohnehin nicht das Problem der Theatergruppe zu sein. Ob an der Wetthalle an der Galopprennbahn, in der sie zehn Vorstellungen vor jeweils 400 Menschen spielten, oder in ihrem Treffpunkt, dem Café "Wunderbar" in der Innenstadt, - überall treffen die Schauspielerin und der Regisseur alte Bekannte. "Die Proben sind intensive Wochen und schweißen uns und alle Beteiligten von Aufbau, Organisation und Catering eng zusammen", erzählt Franziska Lehmann.

(mba)
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