Neuss Warum Breuer neuer Bürgermeister wird
Neuss · Dass ein Sozialdemokrat in Neuss einen Wahlsieg davonträgt, ist ähnlich wahrscheinlich wie ein staufreier Tag auf dem Neusser Autobahn-Ring. Doch Reiner Breuer hat es geschafft. Als SPD-Außenseiter gestartet, jagte er bei der Landtagswahl im Mai 2012 dem CDU-Favoriten Jörg Geerlings das Direktmandat ab. Damit gab Breuer seiner Partei den Stolz zurück. Seither wissen alle, dass Breuer auf Sieg und nicht auf Platz setzt.
Verantwortung, die ihm der Wähler überträgt, nimmt Reiner Breuer an. Seit 1994 als Ratsherr, von 1999 bis 2014 zudem als Oppositionsführer im Stadtrat, seit dem Vorjahr als Vize-Bürgermeister. Auch als Landtags-Neuling übersprang er die Hinterbank. Als Sprecher seiner Fraktion für Bauen und Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr ist er landesweit ein gefragter Mitentscheider und Gesprächspartner. Wer mit ihm spricht, spürt schnell, dass er die Aktenlage kennt und dass seine Meinung auf Sachkenntnis gründet.
Volljurist Breuer beherrscht strukturelles Denken, sein Studienschwerpunkt Öffentliches Recht verleiht ihm Fachwissen, auf das er seine Rathausarbeit aufbauen kann. Mit kommunalpolitischen Aufgaben- und Fragestellungen ist er durch seine langjährige Arbeit im Stadtrat vertraut, zusätzliche Erfahrung sammelte er als stellvertretender Landesgeschäftsführer der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK). In zwölf SGK-Jahren baute er sich landesweit gute Kontakte auf.
Aktiver Grenadier, Mitglied der Bürgergesellschaft, Fan der VfL Borussia - nein, ein Bürgerschreck sieht anders aus. Reiner Breuer spricht die Mitte der Gesellschaft an: Bürgerbeteiligung aufbauen, Korruption bekämpfen, für eine grüne und saubere Stadt sorgen, schnelles Internet, soziale Großstadt, zukunftsfähige Arbeitsplätze. Stichworte seiner Politik sind keine ideologischen Kampfparolen, die bürgerliche Wähler irritieren.
Breuer wohnt mit seiner Familie im bürgerlichen Marienkirchviertel, wo er - und darüber hinaus - viel mit seiner charmant-starken Frau Ute privat unterwegs ist. Der einst junge Angreifer, der oft Akteneinsicht verlangte, ist zur souveränen Persönlichkeit gereift, die auch mal witzige Pointen raushaut, über sich lachen kann und die eine Sprache spricht, die Menschen verstehen.
Mit 46 Jahren ist Reiner Breuer so jung, dass er wie ein Wechsel auf die Zukunft erscheint. Für sein Leitwort "Neuss zuerst" gibt er auch das Beispiel: Im Falle seiner Wahl wird er sein Landtagsmandat niederlegen. Wenn er sagt, er wolle frischen Wind ins Rathaus reinlassen, dann steht er für Evolution. Ein Revolutionär würde Rathausmauern einreißen. Mit Reiner Breuer stellt die SPD erstmals in Neuss einen Bürgermeister-Kandidaten auf Augenhöhe. Für den, der das geschafft hat, ist jetzt auch alles möglich.