Neuss Veilchenstraße feiert 80-Jähriges

Neuss · Chronist Dietmar Kaspari erinnert an die älteste Straße der Gartenvorstadt.

 Stephan Effern, Dietmar Kaspari und Ralf Engels (v.l.) organisierten das Straßenfest, mit dem an die Anfänge der Gartenvorstadt erinnert wurde.

Stephan Effern, Dietmar Kaspari und Ralf Engels (v.l.) organisierten das Straßenfest, mit dem an die Anfänge der Gartenvorstadt erinnert wurde.

Foto: Woi

An der Veilchenstraße gab es am Samstag etwas zu feiern. Genau 80 Jahre nämlich ist es her, dass am heutigen Haus mit der Nummer 43 der erste Spatenstich für das erste Haus dieses Stadtteils getan wurde, der die Innenstadt mit der Siedlung "Am Schlagbaum" baulich verbinden sollte. Die Eheleute Cramer, damals Bauherr dieses Häuschens, sind nach Angaben von Dietmar Kaspari damit die ersten Bewohner der Siedlung, die unter dem Schlagwort Gartenvorstadt geplant wurde - und bis heute so bezeichnet wird.

Kaspari ist so etwas wie der Chronist der Siedlung. Er lebt selbst an der Veilchenstraße 46, die bis Ende des Zweiten Weltkrieges Josef-Hilmerich-Straße hieß, und war einer der Ideengeber zu einem Straßenfest zum 80-Jährigen. Ein Straßenfest, das zugleich die Anfänge der Gartenvorstadt in Erinnerung ruft.

Die hat kaum jemand so präsent wie Dietmar Kaspari. Er erinnert an die herrschende Wohnungsnot Anfang der 1930er-Jahre, als von Stadt und Land unterschiedliche Siedlungsprogramme kreiert wurden. Der Entschluss, die Nahstelle zwischen Stadtkern und Schlaubaumsiedlung zu bebauen, sei 1935 gefasst worden. "Die Planung sah 350 Eigenheime vor, die neben Waschküche und Kellerraum auch Stall und Futterboden haben sollten", sagt er. Denn im heutigen Reuschenberg sollten "landwirtschaftliche Eigenversorgungsstellen" entstehen - mit Grundstücken, die mit 1000 Quadratmeter groß genug sind, um auf ihnen Obst, Kartoffeln und Gemüse für den eigenen Bedarf zu erzeugen.

Die Häuser kosteten zwischen 5500 und 8500 Reichmark, die Grundstücke wurden zum Preis von 60 bis 75 Pfennige pro Quadratmeter verkauft. Zur Bezahlung der Erschließung wollte die Stadt erst den Nixhof und den Nierenhof veräußern, doch war das angesichts sprudelnder Gewerbesteuereinnahmen am Ende nicht nötig. Auch die Werke Ideal Standrad und IHC beteiligten sich an der Vorfinanzierung", sagt Kaspari. Denn auch für ihre Arbeiter wurden diese Siedlerstellen geschaffen.

Die ersten Bewohner der Gartenvorstand waren Stammarbeiter und Angestellte der Neusser Industrie und der städtischen Werke, inzwischen ist das Quartier bunt gemischt, pflegt aber seine Nachbarschaften. Die an der Veilchenstraße jedenfalls saß am Samstag bei Sommerwetter lange beieinander.

(-nau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort