Neuss TV-Rechte für Fußball: Wirt handelt Rabatt aus

Neuss · Weil Sky nicht mehr alle Spiele zeigen darf, hat ein Neusser Gastwirt Vergünstigungen bekommen. Andere setzen auf ein Doppelmodell.

 Norbert Schommen, der die "Gießkanne" am Hamtorwall betreibt, zahlt nach eigenen Angaben jetzt 100 Euro weniger für die Bundesliga-Übertragung.

Norbert Schommen, der die "Gießkanne" am Hamtorwall betreibt, zahlt nach eigenen Angaben jetzt 100 Euro weniger für die Bundesliga-Übertragung.

Foto: woi

Fußball und Kneipe, das gehört für viele Menschen einfach zusammen: Bei einem kühlen Bierchen die eigene Mannschaft in der Gemeinschaft anfeuern oder gegen die anwesenden Vertreter des Konkurrenz-Teams sticheln - herrlich. Doch vor einigen Monaten entstand Unruhe in der scheinbar heilen Kicker-Kneipen-Welt: Zum Start der laufenden Bundesliga-Saison kam es zu einer wesentlichen Änderung bei den TV-Übertragungsrechten. Wer alle Spiele der Bundesliga live sehen möchte, muss auf dem aktuellen Stand der Technik sein und mehrere kostenpflichtige Plattformen nutzen.

Neben Sky hält seitdem auch das US-Medienunternehmen Discovery Communications, Besitzer von Eurosport, Rechte. Und zwar an 43 Spielen, die nur auf Eurosport laufen. Im Free-TV werden wie bisher nur zwei Partien, das Auftaktspiel und das erste Spiel der Rückrunde, live übertragen, und zwar neuerdings vom ZDF. Das bedeutet, dass die Sky Sportsbars, von denen es in der Stadt ein paar Dutzend gibt, zwar noch immer viele Spiele zeigen können, aber eben nicht mehr alle.

Bereits im Spätsommer, zur Umstellung, hatte sich die NGZ bei Wirten nach ihrer Meinung erkundigt. Darunter war auch Norbert Schommen, der die "Gießkanne" am Hamtorwall betreibt. Er sprach mit Blick auf die TV-Anbieter von "Klärungsbedarf". Auf die erneute Anfrage erklärt Schommen, dass er einen neuen Vertrag mit Sky gemacht habe. Man sei ihm "mit dem Preis entgegengekommen". Sein Argument: "Ihr bringt mehr als 40 Spiele nicht mehr, da bin ich nicht bereit, die volle Summe zu zahlen." Statt 700 Euro zahle er inzwischen etwas mehr als 600 Euro pro Monat. Außerdem habe er einen Fernseher als Leihgerät erhalten. "Das war meine Bedingung, und darauf sind sie auch eingegangen", sagt er. Andernfalls hätte er sich überlegt, ganz aus der Live-Übertragung auszusteigen.

Das wäre sicherlich ein schmerzhafter Einschnitt gewesen, denn der Wirt bezeichnet seine "Gießkanne" wohl nicht umsonst als "Gladbach-Kneipe". Im vorderen Theken-Bereich laufen traditionell die Spiele der Fohlen, hinten gibt es die Konferenz zu sehen. Besonders voll sei es bei Auswärtsspielen der Borussia, während bei Partien in Mönchengladbach viele Stammgäste dank Dauerkarte im Stadion säßen.

"Viele haben Sky auch daheim, wollen aber lieber in der Gemeinschaft gucken", weiß der Wirt. Und er kenne auch Leute, die daneben auch noch Eurosport abonniert hätten. Für seine Gastronomie hat er sich aber gegen das Doppel-Modell entschieden.

Anders Ralph Heinz von der "Flotten Theke" am Hauptbahnhof: "Ich übertrage alle Spiele, sowohl die auf Sky als auch die auf Eurosport - und zwar vom ersten Tag an." Zwar steht die "Flotte Theke" laut seiner Aussage nicht ausschließlich für Sport - am Theodor-Heuss-Platz werde auch gewürfelt, Karten gespielt und gegessen -, doch bei "Highlights" wie etwa der Begegnung Köln gegen Gladbach am Sonntag stehe der Fußball "zu 100 Prozent im Mittelpunkt".

(NGZ)
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