Neuss Tossia Corman begeistert mit Lässigkeit und Leidenschaft

Neuss · Die Bühne im Saal der Alten Post ist in Dunkelheit getaucht. Von der Decke hängen in unterschiedlicher Höhe Glühbirnen, die im Rhythmus der Musik aufflammen und verglimmen. Manchmal lässt eines der Lämpchen einen Blick auf das Gesicht der Sängerin erhaschen, bevor sie wieder im Dunkel des künstlichen Sternenhimmels verschwindet.

 Tossia Corman trat bei einem "Blue in Green"-Sonderkonzert in der Alten Post auf.

Tossia Corman trat bei einem "Blue in Green"-Sonderkonzert in der Alten Post auf.

Foto: Steingießer

Die außergewöhnliche Lichtregie beim "Blue in Green"-Sonderkonzert von Tossia Cormans Band "Codaku" kann man auch symbolisch verstehen, denn die Vokalistin lässt die Dinge in einem anderen Licht erscheinen. Wenn sonst Songwriter Stücke über den Anfang einer Liebe schreiben, bei dem alles wunderschön ist, oder über das Ende, an dem alles zum Verzweifeln ist, dann singt sie einen Song über die Mitte einer Beziehung. Wenn das Beflügelt-Sein dem Gehen auf dem Boden der Tatsachen gewichen ist, aber das zweifelnde Fragen auch dem Vertrauen.

Ganz gleich, ob Tossia Corman eigene Lieder singt oder ob sie Songs von Nina Simone bis Incubus covert, was für sie zählt, ist der Text, den sie mit ihrer kraftvollen Stimme vorträgt, lässig und doch mit viel Leidenschaft. Die kantigen, klar konturierten Arrangements, in denen der Sound von E-Bass (Paul Wunder) und Drums (Philip Kukulies) dominiert, befreien einen Song wie Beyoncés "Lights Out" von der allzu poppigen Pastellfarbigkeit des Originals und sorgen für klassische Hell-Dunkel-Kontraste. Überhaupt konnte, wer Cormans Auftritte seit ihrem Debüt bei der Jazzsommmernacht 2012 mitverfolgt hat, beobachten, wie die Sängerin ihr künstlerisches Profil immer weiter geschärft hat.

Von Abba singt die Vokalistin nicht etwa einen der großen Charts-Hits, sondern eine minimalistische Version von "Like An Angel Passing Through My Room", dem letzten Song vom letzten Album der schwedischen Band. Und von Prince "Sometimes It Snows In April", eine traurige Ballade, die dieser noch als Zugabe seines letzten Konzerts gesungen hatte. Ob Corman eine leise Vorliebe für letzte Lieder hat? Wer weiß. Natürlich musste auch ihr Konzert zu Ende gehen, denn von Prince wissen wir, dass die guten Dinge nicht andauern ("All good things, they say, never last").

(NGZ)
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