Neuss Vom Einwanderer zum Chef von 470 Mitarbeitern

Neuss · Mit 19 zog Turabi Yildiz aus der Türkei nach Neuss - mit leeren Taschen. Inzwischen ist er ein bekannter Unternehmer. Eine Erfolgsgeschichte.

 Dass sich bei Turabi Yildiz alles um Autos dreht, merkt jeder, der einen flüchtigen Blick in das Büro des Neusser Unternehmers wirft.

Dass sich bei Turabi Yildiz alles um Autos dreht, merkt jeder, der einen flüchtigen Blick in das Büro des Neusser Unternehmers wirft.

Foto: LBEr

Das Büro von Turabi Yildiz an der Krefelder Straße ist liebevoll eingerichtet. Es erinnert eher an eine gemütliche Ein-Zimmer-Wohnung, als an ein Arbeitszimmer. In einer Vitrine stehen Modellautos: Ferraris und amerikanische Muscle Cars. Das großformatige Foto eines Cadillacs hängt an der Wand.

Dass Turabi Yildiz in Autos macht, ist für denjenigen, der einen flüchtigen Blick in sein Büro wirft, nur wenig überraschend. Wie der 48-Jährige allerdings zu einem solch schmucken Büro, 21 Unternehmensstandorten und rund 470 Mitarbeitern gekommen ist, ist dagegen außergewöhnlich. Gestatten, Turabi Yildiz, Einwanderer, Inhaber der Autoaufbereitung "Tip-Top", Selfmademan. Lieblingsspruch: "Wir machen alles tipptopp, tipptopp, tipptopp!"

Es lief natürlich nicht immer alles tipptopp. Als Turabi Yildiz 1987 mit 19 aus der türkischen Provinz Tunceli nach Neuss auswanderte - seiner Ehefrau Fadime hinterher -, lief es beruflich eher so lala. "Ich sprach kein Deutsch, hatte keine Arbeitserlaubnis und wusste nicht, wie ich mich beschäftigen sollte", sagt Turabi Yildiz: "Zwischendurch habe ich mit dem Gedanken gespielt, wieder in meine Heimat zurückzukehren", erklärt der 48-Jährige, der damals in einer türkischen Teestube ein wenig Geld dazu verdiente. "Meine Frau arbeitete in einer Dosenfabrik in Düsseldorf, so kamen wir über die Runden", bemerkt Turabi Yildiz, der schließlich "zur richtigen Zeit am richtigen Ort" war. "Ich hatte Glück, bekam nach etwa einem Jahr über Kontakte eine Arbeitserlaubnis und einen Job bei einer Autoaufbereitungsfirma." Das Tempo im Leben der Familie zog plötzlich an. "Kaum hatte ich eine Stelle, habe ich eigentlich nur noch gearbeitet, mehr als 14 Stunden am Tag", sagt Turabi Yildiz. Sprachunterricht? Fehlanzeige. "Die ersten Jahre habe ich sehr wenige Vokabeln gelernt und konnte mich nur schwer verständigen."

Sein Geheimrezept: "Ich bin mutig und engagiert, mache meine Arbeit immer so gut wie möglich", sagt Turabi Yildiz. 1990 gründete er seine eigene Firma mit fünf Mitarbeitern. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. "Wir haben uns in der Branche schnell einen Ruf erarbeitet und bekamen immer größere Aufträge." 1992 hatte der Betrieb schon 25 Mitarbeiter. "Wir zogen Aufträge von 250 Autos pro Tag an Land", erinnert sich Turabi Yildiz. Der dreifache Vater holte 1995 seine vier Brüder, die als Vorarbeiter mit im Betrieb arbeiten, und seine Eltern aus der Türkei ins Rheinland, seit 1998 muss er nicht mehr körperlich arbeiten. Inzwischen kümmert sich die Firma von Turabi Yildiz mit Filialen in Aachen, Berlin oder München nicht mehr nur um Autoaufbereitung, sie bietet auch kleinere Reparaturen, Gebäudereinigung oder Security-Dienste an. Sogar der türkische Botschafter Hüseyin Avni besuchte den Unternehmer im Mai - und war beeindruckt.

Auf einer Kommode neben dem Schreibtisch steht ein Replikat des Hollywood-Oscars: "Für den besten Boss der Welt." Den habe er von seinen Mitarbeitern bekommen, sagt Turabi Yildiz - und wird rot im Gesicht. Auch über sein soziales Engagement verliert er nicht viele Worte: Er unterstützt hiesige Sportvereine, fördert die deutsch-türkische Städtefreundschaft zwischen Neuss und Bolu, stellt aber auch Geld für die Flüchtlingshilfe bereit. "Ich kam mit leeren Taschen und bekam Hilfe. Jetzt kann ich endlich helfen."

(NGZ)
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