Neuss "Tempo"-Tücher putzen Nasen in aller Welt

Neuss · Die Firma SCA produziert pro Jahr dutzende Tonnen Hygienetücher. Das Unternehmen setzt auf die Ausbildung von Nachwuchskräften.

 SCA-Mitarbeiter Malte Nagel an einer der Produktionsstraßen für Papiertaschentücher der Marke "Tempo" im Neusser Werk.

SCA-Mitarbeiter Malte Nagel an einer der Produktionsstraßen für Papiertaschentücher der Marke "Tempo" im Neusser Werk.

Foto: andreas woitschützke

Seit 87 Jahren zücken die Deutschen bei Schnupfen und laufender Nase das "Tempo"-Taschentuch. So lange schon gibt es die Papiertaschentücher aus reinem Zellstoff. Was damals eine nagelneue Erfindung war, wird heute in der Masse produziert - und ist aus dem Alltag der meisten Menschen der Welt kaum mehr wegzudenken: Hygienetücher in sämtlichen Varianten. Zum rauszupfen, zum auspacken oder zum abreißen. Ein Unternehmen, das sich auf die Produktion der weichen Hygienetücher spezialisiert hat, ist die Firma SCA, die einen großen Produktionsstandort in Neuss hat.

Dort sind 420 Mitarbeiter mit der Herstellung von Taschentüchern, Küchenrollen und Toilettenpapieren mehrerer namhafter Marken wie "Tempo" und "Zewa" beschäftigt. Etwa 80 Prozent dieser Menschen sind in technischen Berufen tätig, die der sogenannten MINT-Sparte zugeordnet werden können. Die Abkürzung steht für Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. "Dazu zählen unter anderem Mechatroniker, Maschinen- und Anlagenbediener und natürlich Papiertechnologen", sagt Carsten Vagt, der als "Operational Improvement Manager" bei SCA so etwas wie die "rechte Hand" des Chefs ist. Für den reibungslosen Betrieb der komplexen Produktionsanlagen sorgen Mitarbeiter mit ganz unterschiedlichen Ausbildungen, deren Arbeiten wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen.

Im vergangenen Jahr verließen rund 112.000 Tonnen Hygienepapier das Werk am Neusser Hafen, das auch über eine große Ausbildungswerkstatt verfügt. Die Ausbildung von Nachwuchskräften wird bei dem Unternehmen, das seinen Hauptsitz im schwedischen Stockholm hat, großgeschrieben. "Wir wollen Verantwortung übernehmen", sagt Personalmanagerin Annika Tölle. Noch könnten alle Stellen trotz des Fachkräftemangels besetzt werden, jedoch mache sich auch bei SCA bemerkbar, dass gut qualifizierte Mitarbeiter auf dem Markt hart umkämpft sind. "Wir bilden junge Menschen selbst aus, sind aber auch auf zahlreichen Ausbildungsbörsen vertreten, bieten Schülerpraktika zur Orientierung an und sind auch im zdi-Netzwerk aktiv", zählt Annika Tölle auf.

Das zdi-Netzwerk der Kreis-Wirtschaftsförderung (zdi steht für "Zukunft durch Innovation") bietet insbesondere Schülern spannende Einblicke in die Unternehmen und soll der Verstärkung des Fachkräftemangels vorbeugen. Wie Annika Tölle berichtet, trägt das Engagement bereits erste Früchte. Was viele jedoch nicht wissen: Bei SCA wird nicht nur stumpf produziert, sondern auch experimentiert. "Wir haben eine eigene Produktionslinie nur für Versuche", sagt Carsten Vagt. Dort würden verschiedene Varianten von Hygienetüchern getestet.

Einer der Hauptsinnovationspunkte ist übrigens die Waschmaschinenfestigkeit von "Tempo"-Taschentüchern. Das Unternehmen arbeitet daran, dass die Papiertaschentücher auch Waschgänge in der Maschine - etwa für den Fall, dass jemand vergisst, sein Tuch vorher aus der Hosentasche zu nehmen - so überstehen können, dass sie nicht zerbröseln und gleichzeitig beim Benutzen nichts an Weichheit einbüßen.

(cka)
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