Neuss Tausende Besucher bei der Kulturnacht

Neuss · Gerade in der Innenstadt waren viele Einrichtungen besser besucht als erwartet. 24 Neusser Einrichtungen stellten ihre Angebote vor. Im "Raum der Kulturen" feierten auch Flüchtlingsfamilien mit. Das Konzept der Veranstalter ging voll auf.

 Der Neusser Künstler Axel Naß (55) verblüffte mit seiner "Regenschirm-Druckmaschine" im Kulturforum Alten Post. Zwei Wochen hat er an dem Gerät getüftelt.

Der Neusser Künstler Axel Naß (55) verblüffte mit seiner "Regenschirm-Druckmaschine" im Kulturforum Alten Post. Zwei Wochen hat er an dem Gerät getüftelt.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Kultur hautnah erleben - und das zu einer ganz ungewöhnlichen Tageszeit: Diese Chance nutzten am Samstagabend bei der elften Neusser Kulturnacht tausende Besucher und verschafften sich einen Überblick. 24 verschiedene Einrichtungen haben zwischen 17 und 23 Uhr ihre Pforten geöffnet und ihre Angebote präsentiert - darunter Theater, Museen und Ateliers. Die einzelnen Aktionen (insgesamt 126) dauerten nicht länger als 30 Minuten. Beteiligt haben sich auch einige Kulturstätten in äußeren Stadtteilen.

Schon am frühen Abend waren mehrere Hundert Besucher in den neu eröffneten "Raum der Kulturen" an der Oberstraße geströmt. Unter dem Motto "Mond und Sterne" feierten die Neusser dort mit Livemusik, Schattentheater und Comedians. "Die Idee und das Konzept des Kulturraumes passen perfekt zur Kulturnacht", sagte Hamdi Berdid, der vor Ort für die Organisation zuständig war. Er hatte ursprünglich mit 150 Besuchern gerechnet, doch schon drei Stunden nach Beginn der Veranstaltung schätzte er, dass mehr als 600 da waren. "Mit dabei waren auch einige Flüchtlingsfamilien. Das freut uns besonders", betonte er.

 Christian Frommert zeigt Archiv-Schätze im Schützenmuseum.

Christian Frommert zeigt Archiv-Schätze im Schützenmuseum.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Gleich gegenüber im Rheinischen Schützenmuseum ging es etwas ruhiger zu. Das Museums-Team bot Kindern an, Lebkuchen-Herzen zu basteln, während Archivleiter Christian Frommert einige "Schätze" auspackte, die die Geschichte des Neusser Schützenwesens dokumentieren. Zum Beispiel ein Schwarz-Weiß-Foto des 16. Neusser Grenadierzuges von 1898, auf dem alle Schützen mit Schnäuzer zu sehen sind, oder ein Album, das das erste Schützenfest nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen. "Das ist ein einzigartiges Stück", erzählt Christian Frommert.

Wenige Meter vom Museum entfernt stellten Schüler der Neusser Musikschule im Romaneum ihr musikalisches Talent unter Beweis. "Musik auf allen Ebenen" lautete das Motto, das die Spieler voll erfüllten. "Rund 30 unserer Schüler spielen zweieinhalb Stunden mit ihren Dozenten auf allen drei Etagen. Sie wechseln sich ab. Zu hören sind Stücke von Klassik über Jazz bis hin zu Pop", erzählte Fachleiter Holger Müller, der sich von der Kulturnacht begeistert zeigte. "Die Veranstaltung bietet den Instituten eine gute Chance, sich zu präsentieren."

 Die bunte Marmorier-Aktion am Kulturamt testeten viele Besucher.

Die bunte Marmorier-Aktion am Kulturamt testeten viele Besucher.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Ähnlich wie die Musikschule wurde am Samstagabend auch das städtische Kulturforum Alte Post gut besucht. "Ich bin grundsätzlich kulturinteressiert und neugierig, was die einzelnen Einrichtungen zu bieten haben", sagte Besucherin Hannah Tegeler aus Kaarst, die gemeinsam mit ihrer Familie unter anderem durch die Alte Post, das Kino "Hitch" und zum Clemens-Sels-Museum zog. "Mit dem kompakten Flyer des Kulturamts finden wir uns gut zurecht", erzählte sie.

 Die Gruppe "Fire for Strings" unterhielt ihr Publikum in der Musikschule. Auf allen drei Etagen spielten Musiker Stücke aus Klassik, Jazz und Pop.

Die Gruppe "Fire for Strings" unterhielt ihr Publikum in der Musikschule. Auf allen drei Etagen spielten Musiker Stücke aus Klassik, Jazz und Pop.

Foto: woi

In der Alten Post sorgten etwa der afrikanische Tänzer Alberto Kanga oder der Künstler Axel Naß für Hingucker. Er präsentierte im Foyer seine elektrische "Regenschirm-Druckmaschine" als Teil der neuen Ausstellung "Cut". Wenn er auf den Schalter drückt, presst sich ein Holzschnitt aufs Papier, der einen roten Kopf zeigt. "Ein roter Kopf für all die Menschen, die sich darüber aufregen, dass immer mehr Asylsuchende Deutschland erreichen", erzählte er. Gleichzeitig spannen sich Regenschirm-Skelette als Zeichen des "halbherzigen Schutzes" auf.

(NGZ)
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