Neuss Streetwork auf Gladbacher Art?

Neuss · "Brennpunkt-Projekt" soll für engere Verzahnung von Institutionen sorgen.

Die Stadt Mönchengladbach könnte schon bald Vorbild für Neuss sein. Zumindest, wenn es um das Thema Streetwork geht. In einer Sondersitzung des Jugend- und Sozialausschusses wurde die Verwaltung beauftragt, ein detailliertes Konzept nach dem Mönchengladbacher Modell auszuarbeiten. In den nächsten Sitzungen von Sozial-, Jugendhilfe-, und Hauptausschuss soll das Thema dann erneut auf den Tisch kommen, um das Konzept nach einem möglichen Beschluss für den Haushalt des kommenden Jahres berücksichtigen zu können.

Zudem sicherte die Verwaltung zu, auch den ordnungspolitischen Teil ausführlicher aufzubereiten. Unter anderem mit einem Bericht der Polizei zur Drogenproblematik in Neuss. Auch das Alkoholverbot und Videoüberwachung rund um den Marienkirchplatz sollen intensiver geprüft werden.

Aber was ist das Besondere an diesem Mönchengladbacher Modell? Um den Ausschuss-Mitgliedern einen Überblick zu bieten, wurde Achim Brasseler, Leiter der Drogenberatung Mönchengladbach, eingeladen. Er berichtete über das Konzept und seine Erfahrungen. Bereits 2004 startete die Gladbacher Drogenberatung das "Brennpunkt-Projekt" in Kooperation mit dem Diakonischen Werk - dieser Schritt war notwendig geworden, weil sich die Drogenszene in Gladbach zu diesem Zeitpunkt schnell vergrößert hatte.

Der Schwerpunkt lag und liegt auf Heroin-, Alkoholabhängigen und Obdachlosen. Wie auch in Neuss kam es teilweise zu Konflikten. "Passanten fühlten sich belästigt. Der Unmut in der Bevölkerung wuchs", sagt Brasseler. Mittlerweile ist das "Brennpunkt-Projekt" zu einem festen Bestandteil im Hilfesystem der Stadt Mönchengladbach geworden.

Zwei Vollzeit- und zwei 30-Stunden-Stellen kümmern sich um die Problemfälle, halten Kontakt zu der Szene, haben Verlagerungen im Blick. Kern des Konzeptes ist jedoch die Verzahnung einzelner Institutionen. So sei es wichtig, Kontakt zu den ortsansässigen substituierenden Ärzten zu pflegen.

Auch der Kommunale Ordnungsdienst, Fachämter, Polizei und Bundespolizei sind unter anderem mit an Bord. "Bei den Betroffenen handelt es sich oft um Menschen, die die Brücken zum Hilfesystem abgebrochen haben. Es geht darum, sie so weit zu bringen, dass wieder berat- und behandelbar sind", sagt Brasseler.

Die Streetworker haben auch die Aufgabe, mit besorgten Anwohnern oder Geschäftsleuten ins Gespräch zu kommen. Das habe sich in Mönchengladbach schon gut eingespielt. Um die Arbeit zu reflektieren, auszuwerten und wenn nötig, Maßnahmen einzuleiten, treffen sich die Beteiligten vierteljährlich zum gemeinsamen Austausch.

(jasi)
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