Neuss Steinmetz saniert historisches Hagelkreuz

Neuss · Mitglieder des Heimatvereins setzen sich für den Erhalt des drittältesten Denkmals in Liedberg ein.

 Nach zwei Wochen Einsatz präsentiert Steinmetz Thilo Kremers (r.) Ralf Frommen ein restauriertes Hagelkreuz. Der Heimatverein übernimmt die Kosten.

Nach zwei Wochen Einsatz präsentiert Steinmetz Thilo Kremers (r.) Ralf Frommen ein restauriertes Hagelkreuz. Der Heimatverein übernimmt die Kosten.

Foto: Baum

Nach dem Mühlenturm und dem Schloss ist das Hagelkreuz das drittälteste Denkmal in Liedberg. "Es stammt von 1697 oder 1705 - da streiten sich die Gelehrten", sagt Ralf Frommen, Geschäftsführer des Heimatvereins Liedberg. Es ist auf jeden Fall alt genug, um einmal gründlich restauriert zu werden. Zwei Wochen lang hat Thilo Kremers, Steinmetz und Bildhauermeister aus Mönchengladbach, vor Ort gearbeitet. Dass der Heimatverein ausgerechnet ihn beauftragt hat, ist kein Zufall: Zum Abschluss seiner Fortbildung zum Restaurator hat Thilo Kremers seine mit "sehr gut" bewertete Abschlussarbeit über dieses Hagelkreuz geschrieben.

Kremers hat das 4,16 Meter hohe Monument stabilisiert und dafür gesorgt, dass nicht weiter Wasser eindringen kann. Dabei ist er wie ein guter Orthopäde vorgegangen: "Ich habe knapp zehn Meter lange Eisenstäbe verarbeitet und 22 Löcher gebohrt." Die Eisenstäbe wurden schräg in das Innere des Hagelkreuzes getrieben, um ihm Halt zu verleihen. Dieses innere "Korsett" sitzt aber bewusst nicht so fest: Minimale Bewegungen des Hagelkreuzes sind weiterhin möglich. Die Bohrlöcher wurden mit speziellem Mörtel verschlossen. Ebenso wurden alle Risse verfüllt, so dass dauerhaft kein Wasser mehr eindringen kann, sondern einfach abläuft.

Der Heimatverein Liedberg hat für diese Maßnahmen rund 6000 Euro ausgegeben - Geld, das unter anderem durch den traditionellen Weihnachtsmarkt und das Seifenkistenrennen erwirtschaftet wurde.

Jetzt muss noch der Sockel restauriert werden. Außerdem bekommt die sogenannte Muschel-Nische - ein barockes Schmuckelement - eine Edelstahlabdeckung. Der Liedberger Sandstein ist normalerweise graugelb. Der Restaurator hat aber bewusst darauf verzichtet, den Original-Farbton wieder sichtbar zu machen: "Dazu hätte ich drei bis vier Millimeter des Steins abtragen müssen", erklärte der 31 Jahre alte Experte.

Und der Bildhauermeister hat bereits einen Folgeauftrag: Voraussichtlich noch in dieser Woche wird er den Fußfall gegenüber dem Sandbauernhof gründlich überarbeiten. Zum Hintergrund: Hagelkreuze hatten ursprünglich den Zweck, die Felder unter anderem vor Hagel zu bewahren. Sie standen am Feldrand. Früher wurden dort dann einmal im Jahr Speisen abgelegt für die Armen. Als Gegenleistung wurde von ihnen erwartet, dass sie zum Schutz der Felder beteten, weil der Glaube vorherrschte, dass die Gebete armer Menschen eher erhört werden würden.

(NGZ)
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