Neuss Stadt wirbt um privaten Wohnraum für Flüchtlinge

Neuss · Auch aus finanziellen Gründen will die Verwaltung Neu-Neusser nicht mehr in Wohncontainern unterbringen.

 Malak Kasem aus Syrien wohnt seit November 2016 zur Miete.

Malak Kasem aus Syrien wohnt seit November 2016 zur Miete.

Foto: woi

Die Stadt wird 2018 erneut eine größere Zahl von Flüchtlingen aufnehmen müssen. Die Verantwortlichen schätzen, dass zwischen 250 und 300 Neu-Neusser hinzukommen werden. Auch wenn stets betont wird, dass seriöse Prognosen schwierig sind.

Die Asylverfahren wurden im vergangenen Jahr deutlich verkürzt, so dass den Städten und Gemeinden in der Regel nur noch Flüchtlinge mit einer gesicherten Aufenthaltsperspektive zugewiesen werden können. Hinzu kommen Menschen, die im Zuge einer Familienzusammenführung zu ihren bereits in Neuss lebenden Angehörigen einreisen dürfen.

Da diese Menschen voraussichtlich für längere Zeit beziehungsweise auf Dauer in Neuss bleiben, möchte die Stadt sie direkt in freie Wohnungen unterzubringen - und nicht in Wohncontainern oder ähnlichen Einrichtungen. Diese Variante ist für die Verwaltung auch aus finanziellen Gründen von Vorteil, weil dadurch möglicherweise die Errichtung neuer - sehr kostenintensiver - Gemeinschaftsunterkünfte in den einzelnen Stadtteilen vermieden werden kann. Aus diesem Grund appelliert die Stadt nun an Neusser Bürger, die über passenden Wohnraum verfügen. Die Stadt wird bei einer Anmietung selbst als Mieter auftreten und somit auch für die Kosten aufkommen. Dafür wurde ein entsprechender Mustermietvertrag entwickelt, der befristet abgeschlossen werden kann. Mittelfristiges Ziel ist es nach Angaben der Stadt jedoch, dass die untergebrachten Familien in den Mietvertrag einsteigen, sollte es vor Ort zu keinen Problemen kommen.

Städtische Sozialarbeiter entscheiden, welche Familien in den freien Wohnungen untergebracht werden und stellen gleichzeitig die Betreuung vor Ort sicher. In den vergangenen zwei Jahren hat die Stadt bereits 100 Wohnungen selbst angemietet. "Dabei wurden durchgehend gute Erfahrungen gemacht", betont Sozialdezernent Ralf Hörsken.

Gute Erfahrungen haben bislang auch Norbert und Karoline Küpping gemacht. Das Ehepaar vermietet seit dem 1. November eine 66 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung an der Einsteinstraße. Zunächst an einen Vater und seine Tochter. Zwei weitere Familienmitglieder sind mittlerweile nachgereist. "2015 sah man diese schrecklichen Bilder im Fernsehen, mit den Kindern auf den Booten. Als die Wohnung frei wurde, lag es uns am Herzen, zu helfen", sagt Karoline Küpping.

Doch die Anmietung für Flüchtlinge ist an eine Obergrenze für Bruttokaltmieten gebunden. Für eine Person sind 50 Quadratmeter für 404 Euro monatlich vorgesehen, für zwei Personen 65 Quadratmeter (495,30 Euro) und für drei Personen 80 Quadratmeter (703,95 Euro). Ansprechpartner sind Dirk Witte und Jürgen Hages vom Integrationsamt. Infos erteilen sie unter 02131 41180 oder 02131 905750.

(jasi)
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