Neuss Stadt muss sechs Notfall-Kitas bauen

Neuss · Kurzfristig sollen in Neuss sechs Provisorien geschaffen werden, um den gestiegenen Platzbedarf im nächsten Kita-Jahr weitgehend abdecken zu können. Möglicherweise muss die Kindertagespflege als Alternative zur Kita helfen.

Die Stadt muss dringend weitere Kitaplätze schaffen. Nach aktuellen Prognosen drohen zum Start ins neue Kitajahr 213 U3-Plätze zu fehlen. Entgegen der vorherigen Bevölkerungsprognose ist ein weiterer Anstieg von Kindern im Kita-Alter zu verzeichnen. Aufgrund von Verzögerungen bei der Fertigstellung von ursprünglich für 2018 geplanten Kitas sind nun Sofortmaßnahmen erforderlich. Jugenddezernent Ralf Hörsken und Planungsdezernent Christoph Hölters stellten diese gestern vor. Möglichst kurzfristig sollen sechs Provisorien zur Abdeckung der zusätzlichen Bedarfe errichtet werden. In Abstimmung mit Trägern und weiteren Partnern wird zudem nach Übergangslösungen zur Kindertagesbetreuung gesucht. "Die Stadt versucht alles, zum 1. August ein Betreuungsangebot zu gewährleisten", betont Hörsken. Das bedeutet auch, dass es möglicherweise nicht für jedes Kind einen Kitaplatz gibt. Alternativen bietet in erster Linie die Kindertagespflege.

Hörsken betont, dass das Thema Kita-Betreuung seit drei Wochen alles andere überlagere. "Das ist derzeit der Hauptschwerpunkt meiner Tätigkeit", erklärte Hörsken. Drei Gründe hätten zum Engpass geführt. Erstens sei Neuss eine "Stadt der Kinder". Man habe "mehr Kinder als in den höchsten Prognosen jemals angenommen, was für einen Jugenddezernent erst einmal eine richtig gute Nachricht ist". Zweitens gebe es auch eine höhere Nachfrage nach U3-Betreuung, als jemals angenommen. Drittens arbeite das Gebäudemanagement (GMN) der Stadt bereits am Limit und sei ausgelastet. Und viele Träger hätten auch das Problem, dass nicht ausreichend qualifiziertes Personal auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sei.

Nichtsdestotrotz betonten Hörsken und Hölters, dass die Stadt in den vergangenen Jahren bereits einen enormen Ausbau gestemmt habe. "Wir laufen nicht nur, im Grunde rennen wir schon seit 2012", sagte Hölters mit Blick aufs Tempo. Von 2012 bis 2018 sei ein Plus von 766 U3-Plätzen verzeichnet worden. Dies entspreche einer Steigerung von 76 Prozent. Das GMN und andere Bauträger hätten wesentlich zur Umsetzung beigetragen. Vom GMN wurden zwischen März 2013 und heute 56 Kindergartengruppen neu erstellt beziehungsweise ertüchtigt. Dies war mit einer Investition in Höhe von 21 Millionen Euro verbunden. Von privaten Investoren wurden laut Stadtverwaltung im selben Zeitraum 31 Gruppen neu errichtet beziehungsweise ertüchtigt. 20 Trägerschaften konnten - verteilt auf sieben Träger - gewonnen werden.

Die U3-Quote ist laut Hörsken von 2012 bis 2018 um 65 Prozent gestiegen. Trotz der enormen Steigerung der U3-Plätze um 76 Prozent habe sich die Versorgungsquote jedoch lediglich um 13,8 Prozent erhöht. "Das reicht in Anbetracht der Steigerung der U3-Quote von 2012 bis 2018 um 65 Prozent nicht aus", betont Hörsken.

Daher müssen nun schleunigst Provisorien errichtet werden. Gespräche mit den in Neuss tätigen Trägern wurden bereits geführt. Standorte wurden schon in den Fokus genommen. Wo die Provisorien errichtet werden sollen, teilt die Verwaltung allerdings zunächst nicht mit. "Das machen wir erst öffentlich, wenn alles in trockenen Tüchern ist", sagt Hörsken. Damit soll offenbar vermieden werden, möglicherweise falsche Begehrlichkeiten bei Eltern zu wecken, falls es hinterher doch nichts mit dem avisierten Standort wird.

Zusätzlich werden geeignete Grundstücke für die in Zukunft erforderlichen Kitas geführt. Acht sind bereits in Auftrag gegeben, hinzu kommen nun sechs Standorte, die die Provisorien ersetzen sollen.

(abu)
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