Neuss Spezialisten für Süßes aus Bella Italia

Neuss · "Poccino"-Gründer Bruno Albrecht lässt in einem Neusser Gewerbegebiet Torten und Gebäck nach italienischen Rezepten herstellen.

 Bruno Albrecht (M.) entdeckte als Student seine Liebe zu Italien und baute sein Unternehmen darauf. In Neuss produzieren Giacinito Corallo,, Dieter Funken, Giuseppe Occhipinti und Jens Claussen Süßes nach italienischen Rezepten.

Bruno Albrecht (M.) entdeckte als Student seine Liebe zu Italien und baute sein Unternehmen darauf. In Neuss produzieren Giacinito Corallo,, Dieter Funken, Giuseppe Occhipinti und Jens Claussen Süßes nach italienischen Rezepten.

Foto: woi

Wer bei Poccino im Düsseldorfer Kö-Bogen mit Blick auf den Hofgarten italienische Süßigkeiten zum Espresso bestellt, der genießt Kuchen "made in Neuss": Der Unternehmer Bruno Albrecht lässt Torten und Gebäck nach italienischen Rezepten in seinem Betrieb am Sperberweg backen. Angefangen hat alles mit seiner Liebe zu Italien, die er als Student in Rom entdeckte und später auf vielen Urlaubsreisen vertiefte.

Das Gewerbegebiet zwischen Grimlinghausen und Uedesheim ist für Überraschungen gut: Zwischen Speditionen und Handelsfirmen liegt hinter einer Betonfassade die Backstube von Poccino. Drinnen duftet es nach Vanille und Schokolade: Chef-Konditor Giacinto Corallo aus Sizilien verteilt gerade Crema pasticcera - die Grundlage vieler italienischer Torten - auf einem Boden aus Brandteig, um dann alles kunstvoll zu einer Rolle zu formen und mit dem Spritzbeutel zusätzlich Schokolade hineinzugeben.

Neben ihm sind die Tabletts bereits gut belegt - zum Beispiel mit "Cannoli siciliani". Die Teigrollen wurden mit Ricottacreme und Schokolade gefüllt und mit Pistazien garniert. "Die besten Pistazien kommen aus Sizilien", sagt Bruno Albrecht und wartet gleich mit einem weiteren Superlativ auf: "In Sizilien und Neapel ist die Hochkultur der Konditoreikunst der Welt zu finden."

Der 75-Jährige begann bereits in den 1970er Jahren damit, den Deutschen die italienische Lebensart schmackhaft zu machen. Damals galt Italien zwar schon als das Sehnsuchtsland vieler Deutscher, doch eine Reise in den sonnigen Süden war noch etwas ganz Besonderes. Nach seinem Studium der Betriebswirtsschaft in Rom machte sich Albrecht selbständig und versuchte, verschiedenen Unternehmen von Krups bis Melitta seine Idee schmackhaft zu machen, deutschen Kunden Espressomaschinen und Espresso zusammen zu verkaufen. Als er damit nicht landen konnte, fasste er einen Entschluss: "Dann mache ich das eben selbst."

So ließ er ab 1977 in Ungarn Espressomaschinen herstellen. "Damals war der Markt für teure Kaffeemaschinen noch nicht da. Ich wollte etwas Günstiges anbieten, und den gemahlenen Kaffee sowie vier italienische Espressotassen gleich dazu - denn das konnte man hier ja noch nicht überall kaufen so wie heute", berichtet der Unternehmer. Das Paket bot er für 149 Mark an und präsentierte es in bekannten Kaufhäusern wie dem KaDeWe in Berlin. Mit großem Erfolg: "1978 habe ich in neun Monaten 36.000 Stück allein in Deutschland verkauft", erinnert er sich. Unter dem damals entwickelten Markennamen "Poccino" vertreibt Albrecht noch heute seine Siebträger-Espressomaschinen, die inzwischen in Italien hergestellt werden.

Zum Espresso und den Kaffeemaschinen kam dann die italienische Konditorei dazu - ebenfalls nicht ohne Startschwierigkeiten. "Mit dem Vater der Sängerin Gianna Nannini wollte ich in Düsseldorf ein Café aufmachen", sagt Albrecht, denn auch Papa Nannini mit seinem Stammgeschäft in Siena ist Experte in Sachen italienischer Backwaren. Doch dann, so Albrecht, "geriet ich in einen handfesten italienischen Familienstreit hinein und musste mich nach einem anderen Partner umsehen". Den fand er in Raffaele Aveta, Konditor aus Neapel, und konnte so 1994 sein erstes Café in Düsseldorf eröffnen. Doch für den hiesigen Geschmack waren die italienischen Torten viel zu süß: "Daher reduzierten wir den Zuckeranteil um 40 bis 50 Prozent - so schmeckt es auch den Deutschen."

1999 zog er dann mit der Produktion in den Gewerbepark am Sperberweg. Wenn er über Zutaten wie Pistazien oder Fruchtmus berichtet, die nach wie vor aus dem italienischen Süden kommen, gerät Bruno Albrecht ins Schwärmen: "Unser Himbeer-Fruchtkonzentrat verströmt einen betörenden Duft." Gerne probiere er die Kreationen seiner Konditoren, habe aber selbst kein Lieblingsgebäck: "Bei unseren Kunden ist aber die Torte Primavera der Renner." Während die Torten in einem Umkreis von 50 Kilometern geliefert werden, wird das trockene Gebäck verpackt und mit der er Post verschickt - an Adressen in ganz Deutschland, aber auch nach Schweden, Frankreich, Spanien.

(NGZ)
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