Neuss Spee-Kolleg-Leiter geht in Ruhestand

Neuss · 37 Jahre war Michael Roder am Erzbischöflichen Friedrich-Spee-Kolleg tätig. Nun wird der 65-Jährige verabschiedet. Der Vater von zwei Kindern hat seine Arbeit geliebt. Künftig will er sich stärker in seiner Gemeinde engagieren.

 Michael Roder hat 20 Jahre lang das Kolleg an der Paracelsusstraße geleitet. Es ermöglicht Frauen und Männern auf dem zweiten Bildungsweg, das Abitur nachzuholen. Seit der Gründung vor 52 Jahren haben dies 3500 Schüler geschafft.

Michael Roder hat 20 Jahre lang das Kolleg an der Paracelsusstraße geleitet. Es ermöglicht Frauen und Männern auf dem zweiten Bildungsweg, das Abitur nachzuholen. Seit der Gründung vor 52 Jahren haben dies 3500 Schüler geschafft.

Foto: Berns

Ruhestand und Rente - für Michael Roder sind dies "Begriffe, mit denen ich nichts anfangen kann". Und doch wird es am 18. Juni soweit sein. Dann wird der Oberstudiendirektor im Kirchendienst als Leiter des Erzbischöflichen Friedrich-Spee-Kollegs in Neuss feierlich verabschiedet. Über 37 Jahre lang hat Roder am dort als Lehrer gearbeitet, 20 Jahre davon als Leiter.

Der gebürtige Wiesbadener, der von 1970 bis 1976 Lehramt für Englisch und Geschichte in Bonn studiert hatte, kam direkt nach seinem Examen ans Spee-Kolleg. "Damals gab es noch einen Lehrermangel", erinnert sich der 65-Jährige. Gezielt entschied er sich seinerzeit für das "Erzbischöfliche Institut zur Erlangung der Hochschulreife". "Ich bin katholisch sozialisiert, war Messdiener und in der Jungschar. Da war es die richtige Entscheidung, an einer katholischen Schule zu unterrichten."

Bis zuletzt hat Roder gelehrt und seinen Englisch-Leistungskurs zum Abitur geführt. In wenigen Tagen werden seine Schüler wissen, ob sie die Hochschulreife erlangt haben. An der Paracelsusstraße sprechen die Lehrer allerdings nicht von Schülern, sondern von Studierenden. "Die meisten haben bereits eine Ausbildung, teilweise sogar einige Jahre Berufstätigkeit hinter sich, und entscheiden sich dann, bei uns über den zweiten Bildungsweg das Abitur nachzuholen", sagt Roder. "Manche von ihnen kommen aus bildungsfernen Schichten, andere haben als Jugendliche vielleicht die Chance nicht wahrgenommen und erst später erkannt, wie wichtig das Abitur für sie sein kann", sagt Roder.

Im Schnitt besuchen 300 Studierende pro Jahr das Spee-Kolleg. Wenn es gut läuft, verlassen sie es nach drei Jahren mit der Hochschulreife. Seit Gründung des Spee-Kollegs im Jahr 1963 haben dort 3500 Studierende ihr Abitur absolviert. An einen Abiturienten erinnert sich Roder besonders gut: Als der junge Mann seinerzeit ans Kolleg kam, fiel er durch seine unkonventionelle Kleidung und sein schlechtes Benehmen auf. Das hat sich offenbar geändert: "Vor zehn Jahren erhielten wir einen Dankesbrief von ihm", sagt Roder. Der einstige Abiturient hat mittlerweile in Psychologie promoviert, was Roder als persönlichen Höhepunkt sieht.

Als Tiefschlag dagegen empfand er 2006 die Schließung des Collegium Marianum an der Preußenstraße. Das Collegium wurde nach Bonn verlegt. "Der ursprüngliche Gedanke des Spee-Kollegs war, spätberufenen Priester die Möglichkeit zu geben, das Abitur nachzuholen." Die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ist nach wie vor wesentliche Bedingung zur Aufnahme am Kolleg. Das Institut habe zwar auch einige wenige ungetaufte oder andersgläubige Studierende, so der Schulleiter, "aber Religion ist bei uns substanzielles Pflichtfach und kann nicht ersetzt werden".

Auch wenn Roder mit dem Begriff "Ruhestand" nichts anfangen kann, weiß er, dass er sich in seiner Pfarrei in Krefeld, wo er mit Frau und den beiden Töchtern (18 und 20 Jahre) lebt, künftig mehr engagieren will. "Und vielleicht gibt es noch eine Oldie-Band, die einen Gitarristen gebrauchen kann."

(NGZ)
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