Neuss So feiern Portugiesen in Neuss den EM-Titel

Neuss · Auch in der Quirinusstadt ist die Freude über die gewonnene Europameisterschaft groß.

 EM-Titel heißt Flagge zeigen. Das dachten sich auch Lucilia Pinho, Antonio Ferreira und Andre-Filipe (v.l.) vom Restaurant "Pozo Quirino".

EM-Titel heißt Flagge zeigen. Das dachten sich auch Lucilia Pinho, Antonio Ferreira und Andre-Filipe (v.l.) vom Restaurant "Pozo Quirino".

Foto: Berns

Der Abend begann für Michael Da-Silva und seine portugiesischen Freunde mit einem schweren Schlag. "Die wollten uns fertig machen", sagt der Angestellte des portugiesischen Restaurants "Pozo Quirino" über die teils harte Gangart der französischen Nationalspieler im EM-Finale. Besonders hoch kochten die Emotionen, als der französische Offensivspieler Dimitri Payet Portugals Superstar Cristiano Ronaldo aus dem Spiel checkte. Der große Traum schien plötzlich kaum noch greifbar zu sein.

Als Schiedsrichter Mark Clattenburg knapp 120 Minuten später in seine Pfeife blies und der Schlusspfiff ertönte, kannte der Jubel an der Münsterstraße 14 jedoch keine Grenzen mehr. Portugals erster Titel bei einem großen Turnier. Die Sensation war perfekt. Doch Moment. Sensation? Nicht für Da-Silva: "Der Titel war keine Überraschung. Der Portugiese rechnet immer mit dem Schönsten", sagt der leidenschaftliche Fußball-Fan, der im "Pozo Quirino" gemeinsam mit Freunden und Verwandten mitfieberte.

Nach dieser nervenaufreibenden Zitterpartie musste die Freude einfach raus. Und so machte sich die rund 25-köpfige Truppe auf den Weg zum Neusser Hauptbahnhof, um "bewaffnet" mit Trillerpfeifen und Fahnen gemeinsam mit ihren Landsleuten zu feiern. Noch größer fiel die Party in Portugal aus. Davon überzeugte sich Da-Silva bei einem Telefonat mit seinen Eltern, die es ob des Europameistertitels auch nicht mehr in den eigenen vier Wänden hielt. "Dort waren die Straßen voller Menschen. Alle haben gemeinsam gefeiert", sagt Da-Silva.

Auch bei Manuela Knoll und ihrer Familie war die Freude groß, auch wenn der Triumph etwas kleiner - nur mit einem portugiesischen Bier - zelebriert wurde. "Wir haben zuhause geguckt und natürlich laut gejubelt, als der späte Treffer fiel. Schließlich war es das Tor zu Portugals erstem Titel", sagt Knoll, die an der Bergheimer Straße ein Restaurant mit portugiesischen Spezialitäten führt. Dort stand sie auch gestern - nur wenige Stunden nach dem Titelgewinn - wieder hinter der Theke. Auf Dimitri Payet wird die ausgebildete Restaurantfachfrau, die jahrelang in Portugal gearbeitet hat, wohl auch in den kommenden Wochen nicht gut zu sprechen sein. Sein hartes Einsteigen gegen den portugiesischen Publikumsliebling Ronaldo sei "eine Unverschämtheit" gewesen - eine im Nachhinein verkraftbare Unverschämtheit.

(NGZ)
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